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Geld und Material III: Digitales Geld

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Eske Bockelmann

Münzung als Normierung

Vom Geld glauben wir heute so gut wie ausnahmslos folgendes: Geld, das wären ursprünglich handfeste Dinge wie Gold oder Kauri-Schnüre, Rinder oder Getreide gewesen; und weil diese Dinge ganz natürlich handfesten Wert besäßen, hätte auch das in ihnen bestehende Geld diesen handfesten Wert gehabt. Später wäre man dann dazu übergegangen, dieses Geld mehr und mehr durch Papiergeld zu ersetzen, das nicht mehr selbst Wert besaß, sondern das nur noch gedeckt gewesen wäre durch Dinge von Wert, etwa durch Gold. Aufgrund seiner immer weiter steigenden Menge aber wäre dieses Geld auch immer weniger in solcher Weise gedeckt gewesen. Und so hätte im Verlauf einer zunehmenden Virtualisierung, die wir nicht müde werden zu beklagen, die Vermehrung des Geldes über seine handfest bestehende Menge hinaus schließlich zu digitalem Geld geführt: einem endgültig haltlosen, bloß noch virtuellen Geld, das den Fortbestand unserer „Wirtschaft“ bedrohe.

 
Vortrag von Eske Bockelmann

Der Geldwert als Funktion

Diese Deutung, wie überzeugend sie auch sein mag, verfehlt die Wirklichkeit, die es am Geld zu deuten gibt, vollständig. Ja, sie stellt diese Wirklichkeit geradezu auf den Kopf. Denn virtuell ist das Geld immer und von Anfang an.

Geld ist von seinem Anfang an immer nur virtuell vorhanden, es besteht gerade nicht in irgendwelchen Dingen und hat nie in ihnen bestanden. Geld hat grundsätzlich kein Material, aus dem es bestehen würde. Stattdessen findet es sein Material allein in den Waren, die sich mit ihm jeweils erst noch kaufen lassen – und in die sich tauschen zu lassen Geld überhaupt ausmacht. Diese Art der Materialität genügt für das Geld, um Bestand zu haben: die Macht, die dem Geld verliehen ist, in alles irgendwie materiell Gegebene getauscht zu werden. Das Geld selbst ist nichts weiter als das Mittel, das sich in Waren, egal, ob in Dinge oder Dienste, also in etwas tauschen lässt, und ist selbst nichts davon. Das beweist sich völlig darin, dass Geld vornehmlich auf Konten notiert wird: in Form bloßer Zahlen. Und diese Zahlen notieren es als Wert: als ein Quantum jener Zugriffsmacht auf Waren.

 

Eine in Ziffern festgehaltene Funktion

Was aber ist dann mit den Dingen, mit Gold und all den wertvollen Sachen, die wir für Geld halten? Sie hatten keinen Wert. Es ist eine historische Tatsache, um die sich bisher nur niemand gekümmert hat: Bevor es im Verlauf des 16. Jahrhunderts zu Geld kommt, gibt es keine Größe „Wert“, die je ein Mensch einem Ding zugeschrieben hätte – wie sehr er es auch geschätzt und danach gegiert haben mag. Geld dagegen ist nicht ohne Wert zu denken. Das bedeutet zweierlei: Wo Menschen nicht mit Wert umgingen, gab es kein Geld; und wo sie aber mit Wert umgehen, ist es das Geld, das sie dazu zwingt.

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