Papst Clemens VII. und seine unzierlichen Münzen: Plünderung Roms 1527 durch aufgebrachte Landsknechte und Lösegeld für deren Abzug
1527 endete die Blüte Roms. 24.000 Landsknechte plünderten die ewige Stadt, um sich ihren ausstehenden Sold zu holen. 400.000 Dukaten Lösegeld zahlte der Papst für seine Freilassung. Mehr darüber erfahren Sie in diesem Podcast.
Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Rom. Wir befinden uns im Jahr 1527 nach Christus.
„Alma Roma“ – „Segenspendendes Rom“, das lesen wir auf dieser Münze. Abgebildet sind die großen Patrone der Stadt. Der heilige Paulus links mit Stirnglatze und Hakennase. Der heilige Petrus rechts mit seinem wesentlich milderen Blick. Sie tragen beide einen Heiligenschein. Darüber sind abgekürzt ihre Namen zu lesen: S PA für Sanctus Paulus. S PE für Sanctus Petrus.
Die Rückseite zeigt das päpstliche Wappen. Bekrönt ist es von der Tiara, der zeremoniellen Kopfbedeckung des Papstes. Darunter sehen wir die gekreuzten Schlüssel. Sie spielen darauf an, dass Christus dem Petrus als Stellvertreter auf Erden die Schlüssel zum Himmelreich anvertraut hatte. Und das Wappen? Das wird jeder erkennen, der schon einmal in Florenz war. Es handelt sich um die Palle, die Kugeln, die den Wappenschild der Medici schmückten.
Ein Medici war also Papst, als diese Münze geprägt wurde. Clemens VII., unehelicher Sohn des schönen Giuliano de’ Medici, Neffe von Lorenzo il Magnifico.
Aber warum sieht diese Münze so merkwürdig aus? Sie ist alles andere als rund. Die Schrift ist nicht deutlich lesbar. Für einen so kunstbesessenen Papst, der noch wenige Tage vor seinem Tod Michelangelo mit dem Jüngsten Gericht beauftragte, ist diese Münze nun wirklich keine Zierde. Die Erklärung dafür ist einfach. Der Papst ließ die Münzen unter großem Zeitdruck prägen. Warum? Nun, die Geschichte will ich Ihnen heute erzählen.
Sie beginnt am 16. März des Jahres 1527 in einem Feldlager bei Bologna. Dort hatte sich der kaiserliche Condottiere Georg von Frundsberg mit seinem Heer niedergelassen.
Ein Condottiere war ein Unternehmer in Sachen Krieg. Er heuerte auf eigene Kosten ein Heer an, und vermietete es gegen einen tüchtigen Aufschlag an all diejenigen, die ein Heer brauchten. Nun, Georg von Frundsberg verfügte über ein gewaltiges Heer. Rund 20.000 Landsknechte, meist Deutsche und Schweizer, lagerten vor den Mauern von Bologna.
Bezahlt wurde er von Karl V., in dessen Reich ja bekanntlich die Sonne nicht unterging. Nun könnte man meinen, dass der König von Spanien und Deutschland ein zahlungskräftiger Auftraggeber gewesen wäre, doch das Gegenteil war der Fall. Karl überschätzte ständig seine finanziellen Möglichkeiten, immer wieder kam es zu Engpässen. 60.000 Dukaten hatte er Frundsberg nach Italien geschickt. Das war ein hübsches Sümmchen, aber für 20.000 Landsknechte glich es eher einem Tropfen auf dem heißen Stein.
Als dann auch noch Gerüchte umzulaufen begannen, es werde zwischen dem Papst und Karl zu einem Friedensschluss kommen, fürchteten die Soldaten um ihren ausstehenden Sold. Sie rotteten sich zusammen, schrien und tobten, und Georg von Frundsberg erlitt einen Schlaganfall, als er versuchte die aufgebrachte Menge zu beruhigen.
Die Landsknechte hatten nur noch ein Ziel: Sich finanziell für ihre Mühen zu entschädigen. Rom war ein verlockendes Ziel. Die Hauptstadt des Papstes gehörte zu den reichsten Städten der Renaissance mit ihren prachtvollen Palästen und goldgeschmückten Kirchen. Sie trafen auf keinen nennenswerten Widerstand. Um zu sparen, hatte der Papst große Teile seines Heeres entlassen.
Am 5. Mai begann der Sturm auf Rom. Am 6. Mai hatte das kaiserliche Heer die Mauern der Stadt überstiegen. Es begann die berühmteste Plünderung der frühen Neuzeit, von der ein Augenzeuge Folgendes berichtet:
„Im Jahre 1527, den 6. Mai, haben wir Rom mit Sturm genommen, ob sechstausend Mann darin zu Tod geschlagen, die ganze Stadt geplündert, in allen Kirchen ob der Erd genommen, was wir gefunden, einen guten Teil der Stadt abgebrannt und seltsam hausgehalten, alle Copistereien, Register, Briefe und Cortisanei zerrissen, zerschlagen.“
Tatsächlich kamen nicht 6.000, sondern 20.000 Einwohner Roms ums Leben. Und noch einmal 30.000 starben an der Pest, die ihnen die Landsknechte in die Stadt gebracht hatten.
Während in den Straßen die blutdürstige Meute wütete, hatte sich der Papst in der Engelsburg verschanzt. Er bezahlte den Frieden teuer. 400.000 Dukaten forderten die Landsknechte für ihren Abzug. Der Papst ließ alles Edelmetall, das in der Engelsburg zu finden war, einschmelzen, um die Summe aufzubringen. Sogar seine Tiara soll der Aktion zum Opfer gefallen sein.
Und so entstand diese Münze. In Hektik, Eile, von schlechtem Stempelschnitt, aber aus gutem Silber. Rom allerdings war nach der großen Plünderung derart zerstört, dass Karl V. zwei Jahre später für seine Kaiserkrönung nach Bologna ausweichen musste.
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