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Schwermütiger Reisekaiser mit Ägypten-Passion: der unstete Hadrian und seine Lieblingsprovinz im Spiegel der Münzen

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Hadrian (117–138) war ein ganz besonderer Kaiser. Seine Reisen machten aus Rom ein kosmopolitisches Weltreich. Eine davon führte nach Ägypten. Davon berichtet dieser Podcast.

 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in der römischen Provinz Ägypten. Wir befinden im Jahr 130 nach Christus.

 

Sie konnten ihn überhaupt nicht leiden, diese Römer, ihren Kaiser Hadrian. Einen Bart trug er wie es nur die im Osten machten! Und überhaupt, für einen richtigen Römer war Hadrian viel zu oft unterwegs.

 

Als Hadrian 117 nach Christus die Regierung übernahm befand sich das römische Imperium geographisch gesehen auf seinem Höhepunkt. Nie mehr sollte es eine größere Ausdehnung erreichen.

 

Hadrians Vorgänger Traian liebte es nämlich, Krieg zu führen. Er war ein berühmter General gewesen, ehe ihn der Kaiser Nerva als Nachfolger adoptierte. Und so eroberte er auch im neuen Amt riesige neue Gebiete.

 

Hadrian dagegen liebte die Literatur, die Philosophie, das Griechische. Er hatte auch Soldaten geführt, aber dabei verstanden, dass das römische Reich nicht durch das Militär, sondern durch seine Kultur zusammengehalten wurde.

 

Und so wandelte sich der Soldat Hadrian in einen Friedenskaiser, der sein Imperium bereiste, damit er sein Volk und sein Volk ihn kennenlernen sollte.

 

Unzählige Münzen haben uns überliefert, welche Provinzen der Kaiser besuchte. Unser Beispiel ist Ägypten gewidmet. Groß steht auf der Münze AEGVPTOS zu lesen. Doch auch für Analphabeten war klar, welche Provinz gemeint war. Denn die Personifikation von Ägypten ist mit ihren Attributen auf der Münze dargestellt.

In der rechten Hand hält sie ein Sistrum.

 

Ein Sistrum ist eine Art kleiner Schellenbaum. In einem Bronzerahmen waren Metallstückchen lose an Stegen befestigt. Wenn man das Sistrum schüttelte, machte es einen ziemlichen Lärm.

 

Das Sistrum war kein Musikinstrument, sondern ein heiliges Requisit, das während der Mysterien der Isis die heiligen Zeremonien untermalte. Auch Isis kam aus Ägypten, aber ihr Kult war im ganzen römischen Reich verbreitet.

 

Die Römer kannten Isis, weil ihr Fest mit dem Auslaufen der römischen Flotte verbunden war. Isis beschützte die Getreidetransporte, die aus Ägypten das Brot für Rom brachten.

 

Auch der Ibis war typisch für Ägypten. Die Römer kannten ihn als das Lieblingstier des Gottes Thot, der zusammen mit Isis im Mythos von Osiris die entscheidende Rolle spielte.

 

Isis hatte mit der Hilfe von Thot die verstreuten Glieder des Osiris zusammengetragen. Seine Auferweckung symbolisierte für die Gläubigen nicht nur die Auferstehung. Osiris war auch der Nil. Mit ihm kam die Flut, die den ägyptischen Äckern Fruchtbarkeit brachte.

 

Unser Ibis steht auf einer kleinen Säule. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um irgendeine Säule, sondern um das berühmte Nilometer.

 

Mit den Nilometern wurde in Ägypten gemessen, wie hoch der Nil anstieg. Danach legten Beamte die Steuer fest, denn die Höhe der Flut entsprach der Fruchtbarkeit der Felder. 16 galt dabei als die optimale Zahl. Deshalb wird Vater Nil häufig mit 16 kleinen Kindern gezeigt, die um ihn herum spielen.

 

Für Hadrian sollte der Nil eine ganz andere Bedeutung bekommen. Sein geliebter Freund Antinoos ertrank 130 nach Christus unter ungeklärten Umständen im Nil. Hadrian kehrte zwei Jahre später nach Rom zurück. Er sollte die ewige Stadt nie mehr verlassen.

 

Die meiste Zeit lebte er zurückgezogen in seiner Villa in Tivoli. Dort hatte er sich ein kleines Stück Ägypten nachgebaut. Am Canopus träumte der alte Mann von der Vergangenheit.

 

Die Römer mochten ihren Kaiser immer noch nicht. So wählte Hadrian als Nachfolger einen Mann, der all die Eigenschaften besaß, die ein römischer Senator schätzte.

Und tatsächlich, Antoninus Pius wurde ein Kaiser nach römischem Herzen. Er blieb daheim.

 

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