Die Geschichte des Geldes
Das Geld in der Geschichte
Das Geld in der Geschichte. So lautet der Titel eines Buches, das ich Ihnen in den folgenden Minuten präsentieren werde. Mein Name ist Ursula Kohler, ich bin Programmleiterin des Conzett Verlags.
Das Geld in der Geschichte – ein schlichter Titel. Was stellen Sie sich darunter vor? Eine langfädige wissenschaftliche Abhandlung über 400 Seiten? Ein einfach geschriebenes Schulbuch? Oder ein illustriertes Werk mit Münzen und Noten? Nichts von alledem. Kurioserweise löst das Buch genau ein, was der Titel verspricht. Kaum je wird den Leserinnen und Lesern so einleuchtend und umfassend erzählt, was Geld im Laufe der Zeit alles angestellt hat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Positiven, auf den kulturellen Errungenschaften. Aufgezeigt wird aber auch, warum es in der Geschichte immer wieder zu einem kulturellen Niedergang kam. Wer dieses Buch liest, gewinnt das eine oder andere Aha-Erlebnis.
Griechen, Römer, Goten
Walker beginnt ganz klassisch bei den Griechen und gelangt über die Römer und Barbaren zur wiedererwachten Geldwirtschaft im Mittelalter. Das Mittelalter bildet denn auch einen Schwerpunkt des Werks. Aus der Perspektive der Baukunst ist es vor allem die Blütezeit der Gotik zwischen Mitte des 12. bis Mitte des 15. Jahrhunderts, die hier interessiert.
Der Autor zeigt auf, dass kulturelle und wirtschaftliche Blütezeiten immer mit Arbeitsteilung und Geldzirkulation einhergingen. Eine wichtige Rolle spielten dabei die mittelalterlichen Brakteaten – Münzen, die nur einseitig geprägt waren und vor allem in regelmässigen Abständen mit einem Verlust gegen neue Münzen ausgetauscht werden mussten. Das erhöhte die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und machte das Sparen und Horten unattraktiv. Investiert wurde in Sachwerte. Handwerk und Kunst erlebten einen Aufschwung.
Die deutsche Hanse
Ein zweiter Schwerpunkt bildet die deutsche Hanse, das heisst die Entstehung der Handelsstädte und des Fernhandels. Hier liefert der Autor eine kurze und interessante Analyse, wie der Markt funktionierte:
«Eine jede Ware kann nur verkauft werden, wenn die Nachfrage auf den Markt kommt, die «Nachfrage» in Gestalt jener Münzen, die man für die Ware zu bezahlen gedenkt. Um den «Bedarf» braucht sich der Kaufmann keine Sorgen zu machen. Bedarf ist immer da, denn der Bedarf wird von Hunger und Liebe erzeugt ... Auf die «Nachfrage» also kommt es an, und die Nachfrage ist identisch mit dem Geldangebot ...
Frühes Mittelalter: Geld wird gehortet
Mit dem «Da-sein» des Geldes ist es aber noch nicht ganz getan. Das Geld ist immer wieder da, gleichgültig in wessen Händen es sich befindet, und es wäre auch immer noch da, wenn es in der Truhe läge. Seine volkswirtschaftliche Bedeutung entfaltet es aber nur, wenn es nicht in der Truhe liegt. Es kommt also darauf an, dass das Geld immer wieder als Nachfrage auftritt.»
Doch genau dies passiert in Krisen und Niedergangszeiten nicht mehr. Die Wirtschaftskraft versiegt, Kriege und Zwietracht herrschen vor, grossartige Bauten bleiben unvollendet – das Geld wird gehortet oder verschatzt. Walker schildert dazu ein eindrückliches Beispiel der Verschatzung aus dem frühen Mittelalter. Silberne und goldene Schalen an den fürstlichen Höfenwaren waren zuweilen so riesig, dass man sie mit Hilfsgeräten auf den Tisch hieven musste, weil die menschliche Kraft nicht ausreichte.
Über den Autor Karl Walker
Wer steckt hinter diesem Werk zum Geld in der Geschichte? Machen wir uns auf die Suche nach dem Autor. 1904 wird Karl Walker in Strassburg geboren. 71 Jahre später, 1975, stirbt er in Berlin. Dazwischen liegt ein äusserst aktives Leben. Ursprünglich Buchbinder, Buchdrucker und Lektor, hat er zahlreiche Bücher geschrieben, von 1931 bis an sein Lebensende. Eine Gedenkschrift zu seinem Tod trägt den bezeichnenden Titel: Einsam geblieben bei der Wahrhaftigkeit.
Neu als E-Book
«Das Geld in der Geschichte» erschien erstmals 1959. 40 Jahre später, 1999, hat es das MoneyMuseum wieder aufgelegt. Heute wird das vorgestellte Buch neu als E-Book auf Deutsch und Englisch angeboten. Viel Vergnügen bei der Lektüre.