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Kaiserin im Westen: Galla Placidia herrschte an Stelle ihres unmündigen Sohnes Valentinian III. im unruhigen 5. Jahrhundert über das Weströmische Reich

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Sie war eine tolle Frau, diese Galla Placidia. Tochter eines Kaisers, Geisel und Witwe eines gotischen Königs, Witwe eines Kaisers, Mutter und Regentin eines Kaisers, und immer mitten drin, wo Politik gemacht wurde.


 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Ravenna. Wir befinden uns im Jahr 425 nach Christus.

 

Als unsere Münze geprägt wurde, war die Frau, die darauf zu sehen ist, erst 35 Jahre alt. Und doch hatte sie schon mehr erlebt, als sich irgendein moderner Autor für seine Romanheldin ausdenken könnte.

 

Abgebildet ist die schöne Herrscherin in der vollen Pracht einer Kaiserin: mit einem Diadem, langen Ohrringen, einer doppelten Perlenkette und einem mit einer prächtigen Scheibenfibel zusammengehaltenen Mantel. Um wen es sich handelt, lesen wir in der Umschrift: „Domina Nostra Galla Placidia Pia Felix Augusta“, also: „unsere Herrin Galla Placidia, fromm, glückhaft, Kaiserin“.

 

Galla Placidia war die Tochter des römischen Kaisers Theodosius I. Der starb, als sie gerade einmal 5 Jahre alt war.

 

Ihr ältester Bruder Arcadius wurde zum neuen Herrscher über das Ostreich.

 

Ihren 10jährigen Bruder Honorius schickte man ins Westreich. Galla Placidia begleitete ihn. Natürlich war Honorius zu jung, um wirklich zu herrschen. Andere stritten sich um die Macht. Kein Wunder, dass bald alles drunter und drüber ging.

 

410 zogen die Westgoten plündernd durch Italien. Es gelang ihnen sogar, die altehrwürdige Stadt Rom zu erobern. Sie nahmen viele Geiseln, zu denen auch die mittlerweile 20jährige Kaisertochter Galla Placidia gehörte.

 

Es wird ein Kulturschock für die edle Prinzessin gewesen sein. Doch sie war jung. Sie gewöhnte sich an das Leben der nomadisierenden Goten. Und da es nicht zu den Prioritäten ihres Bruders gehörte, sie zu befreien, heiratete sie den gotischen König und gebar ihm einen Sohn.

 

Ihr Kind starb kurz nach der Geburt, ihr Gemahl wurde wenig später ermordet. Und Galla Placidia kam im Tausch gegen eine beträchtliche Anzahl von Getreidesäcken zurück an den Hof, wo ihr Bruder sie gegen ihren Willen mit seinem Heerführer Constantius verheiratete. Zwei Kinder gebar sie dem ungeliebten Mann, ehe dieser den kinderlosen Honorius zwang, ihn zum Mitkaiser zu machen. Constantius mag gehofft haben, Honorius zu beerben. Doch er selbst starb nur sieben Monate nach seiner Erhebung zum Kaiser. Und Galla Placidia war mit ihren 31 Jahren wieder Witwe.

 

Sie musste fliehen und ging nach Konstantinopel. Doch wenige Monate später war sie zurück: Ihr Bruder Honorius war gestorben, ohne einen Erben zu hinterlassen.

 

Damit schlug die Stunde der Galla Placidia. Sie kehrte mit ihrem kleinen Sohn Valentinian zurück, der zum Herrscher des Westreichs ernannt worden war. Im Namen ihres Sohnes versuchte die junge Frau, wenigstens ein bisschen Frieden zu wahren, während sich die Heerführer beim Kampf um die Macht zerfleischten. Für die Verteidigung römischer Gebiete blieben kaum Ressourcen übrig. Westgoten und Vandalen übernahmen weite Gebiete des Westreichs.

 

Trost fand Galla Placidia im Glauben. Das Kreuz hatte mittlerweile nicht nur auf den Münzen einen zentralen Platz. Angesichts der verzweifelten Lage gewannen Glauben und die Hoffnung auf ein besseres Jenseits eine ganz andere Wichtigkeit. So nutzte die Kaiserin die Einkünfte ihres Reichs nicht nur, um Soldaten zu besolden. Mit den Steuern ihrer Untergebenen sicherte sie sich durch umfangreiche Kirchenbauten ihren Platz im Paradies.

 

Als ihr Sohn alt genug war, sein Amt auch auszuüben, zog sich Galla Placidia ins Privatleben zurück. Sie starb am 27. November 450 und musste nicht mehr miterleben, wie mit Valentinian III. der letzte Herrscher aus ihrer einst so mächtigen Familie ermordet wurde.

 

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