Cypraea moneta, natürliches Globalgeld: viertausend Jahre Geschichte der Kaurischnecke als Währung, 2000 vor bis 1960 nach Christus
Als noch niemand über die Münze nachdachte, zahlte man schon in Kauris. Bis 1960 wurde die am weitesten verbreitete Währung der Weltgeschichte benutzt.
Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in... ja, wo eigentlich? Unsere heutige Währung lief um in Asien, Afrika und Ozeanien; ja, es gibt sogar Hinweise, dass sie in Russland und Nordamerika benutzt wurde. Und das etwa viertausend Jahre lang, zwischen dem Ende des dritten Jahrtausends vor Christus und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Christus.
Das war Geld, und zwar ein äußerst erfolgreiches. Das porzellanartige Gehäuse der Kaurischnecke lief länger um als jede andere Währung der Geschichte. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse für die Verwendung von Kauris als Geld stammen aus China.
Da liest man zum Beispiel auf einem rituellen Bronzegefäß, das um die Wende des ersten Jahrtausends vor Christus hergestellt wurde: „Huan, Graf von Ju, hat dieses wertvolle Gefäß angefertigt und dafür 14 Kauri-Doppelschnüre gezahlt“ – also 140 Kauris. Das war damals viel Geld.
Eine andere Inschrift aus dem Jahr 925 vor Christus überliefert uns einen Vergleichspreis: „Der Bürger Ju Bai erhielt von Qiu Wei eine Jadetafel im Wert von 80 Kauri-Doppelschnüren für sechs Felder seiner Ländereien.“ 800 Kauris also oder sechs Felder war eine geschnitzte Jadetafel wert.
Kein Wunder, dass in China bald Nachahmungen der Kaurigehäuse aus Knochen hergestellt wurden oder sogar aus Bronze.
So wurde die Kauri zum Vorbild für eine der ältesten chinesischen Geldsorten, für die so genannten „Ameisen-Nasen-Münzen“, die im südchinesischen Königreich Chu etwa vom 5. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts vor Christus umliefen.
Welche Bedeutung die Kauri für die chinesische Geldwirtschaft hatte, zeigt schon die Tatsache, dass das Schriftzeichen, das heute für Geld steht, ursprünglich aus dem stilisierten Bild einer Kauri entstand.
Lieferant dieses heiß begehrten Gehäuses war und ist die Kaurischnecke, auch Porzellanschnecke genannt. Ihr lateinischer Name – Cypraea moneta – weist darauf hin, dass ihr Schneckenhaus so viele Jahrtausende lang als Geld diente.
Verbreitet war dieses Tier in den tropischen und subtropischen Korallenriffen vom Roten Meer im Westen bis hin zum nördlichen Australien, Japan, Hawaii und den Galapagosinseln.
Kein Wunder, dass auch in anderen Weltteilen mit Kauris bezahlt wurde. Das zum Beispiel ist ein Jetak, ein geflochtenes, mit Kauris und anderen Wertobjekten besetztes Band, das in Neuguinea vom Volk der Dani benutzt wurde, um den Wert eines Schweins exakt abmessen und bezahlen zu können.
Diese Kette aus Kaurischnecken stammt aus Afrika, wohin seit dem 14. Jahrhundert erst arabische, später englische und nicht zuletzt deutsche Händler Kauris lieferten.
Dort entstand auch diese Imitation einer Kaurischnecke aus Stein.
Einige Staaten beziehen sich heute auf ihren Münzen und Geldscheinen auf dieses traditionelle Zahlungsmittel, wie dieser Geldschein von den Malediven uns zeigt.
Übrigens, auch die Kauri war nicht völlig frei von Inflationsgefahr.
Den wohl größten Wertverfall der Porzellanschnecke löste das Hamburger Handelshaus Adolf Jakob Hertz & Söhne aus. Mit seinen schnellen Schiffen ließ der Kaufmann billige Kauris von der Ostküste Afrikas an die Westküste transportieren. Das Geschäft lohnte sich. Die Gewinnspanne lag bei 400 %. Eine Zeitlang ging dies gut, weil das große Reich von Bornu im Zentralsudan die Kauri-Währung etwa zeitgleich eingeführt hatte. Doch als der Bedarf gedeckt war und trotzdem immer mehr Kauris nach Westafrika strömten, kam es zu einer Inflation.
Ach ja, hin und wieder hört man die wunderbare Geschichte, dass noch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine niederländische Expedition im Inneren Neu-Guineas aufgeben musste, weil ihnen die Kauris ausgegangen waren und die Träger sich weigerten, anderes Geld anzunehmen.
Danke fürs Zuhören. Und Sie finden noch viele weitere Podcasts rund ums Thema Geld auf der Seite der Sunflower Foundation.