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Im Notfall Gold: Die Goldnotprägungen von Akragas während der karthagischen Belagerung 406 v. Chr.

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Im Jahr 406 v. Chr. stand ein Belagerungsheer aus Karthago vor den Mauern von Akragas. Gut bezahlte Söldner verteidigten die Stadt. Doch irgendwann ging den Stadtvätern das Silber aus. Was dann geschah, erfahren Sie hier.


 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt im griechischen Sizilien, in der Stadt Akragas - oder wie man heute sagt: Agrigento. Wir befinden uns im Jahr 406 vor Christus.

 

So sehen die Münzen von Akragas normalerweise aus. Sie zeigen auf der Vorderseite einen Adler und auf der Rückseite eine Krabbe.

 

Und so sieht eine ganz spezielle Münze von Akragas aus, deren Geschichte ich Ihnen heute erzählen will.

 

Sehen Sie den Unterschied? Richtig, die eine Münze ist aus Silber, die andere aus Gold. Die eine ist ziemlich groß, die andere relativ klein. Und wenn Sie ganz genau hinsehen, erkennen Sie auf der Rückseite der goldenen Münze den Beamtennamen Silanos.

 

Nun war es im klassischen Griechenland ziemlich ungewöhnlich, Münzen aus Gold zu prägen. Die Münzen der griechischen Städte waren in der Regel aus Silber oder aus Bronze. Gold wurde nur dann verprägt, wenn man kein Silber herbeischaffen konnte, aber trotzdem unbedingt Münzen brauchte. Und das war immer dann der Fall, wenn eine Stadt belagert wurde. Wie eben Akragas im Jahre 406.

 

Aber von Anfang an. Sizilien war in der Antike reich, sehr reich. Das lag zum einen daran, dass der Boden so fruchtbar war. Und dazu lag Sizilien günstig. Es war eine Brücke zwischen West und Ost, zwischen Nord und Süd. Jede Handel treibende Nation hätte gerne möglichst viele Stützpunkte auf diesem Sizilien gehabt.

 

Im Nordwesten hatten die Karthager ihre Handelsstationen angelegt. Im Südosten lebten die Griechen. Zwischendrin versuchten einige Städte der Einheimischen sich zu behaupten. Und natürlich wollten alle ein möglichst großes Stück vom Kuchen.

Etwa in der Mitte der südlichen Küste lag die griechische Stadt Akragas.

 

Akragas gehörte im 5. Jahrhundert zu den reichsten Städten der Insel. Pindar beschrieb sie als „schönste der sterblichen Städte“. Die durch den Handel geradezu skandalös reich gewordene Kommune errichtete nicht nur einen, sondern eine ganze Reihe von prachtvollen Tempeln. Der Philosoph Empedokles sagte damals darüber, dass die Bürger von Akragas den Luxus genössen, als ob sie morgen sterben müssten, aber Bauten errichteten, wie wenn sie ewig leben würden.

 

Aber niemand lebt ewig, und Akragas war viel zu reich, um keine Begehrlichkeiten zu erwecken. Das Untergang von Akragas begann in Segesta. Das hatte sich mit seiner Nachbarstadt Selinus zerstritten. Es bat Karthago um militärischen Beistand. Und die Karthager nutzten ihre Chance. Sie eroberten zuerst Selinus, dann Himera. Ihr nächstes Ziel war das reiche Akragas.

 

Ganz so leicht war es nicht. Akragas besaß eine mächtige Stadtmauer. Die hielt die Feinde fürs erste auf. Die kläglichen Überreste, die heute ausgegraben sind, geben kaum einen Eindruck davon, was für ein großes Hindernis diese Mauer gewesen sein muss.

 

Sie wurde übrigens nicht nur von den Bürgern der Stadt Akragas verteidigt. Der Stadtrat leistete sich teure Söldner. Sie gab es im gesamten Mittelmeerraum. Ganze Söldnerheere kämpften für jeden, solange er gut bezahlte, für den persischen Großkönig, für den ägyptischen Pharao, für die Stadt Karthago, für zahlungskräftige griechische Tyrannen, und natürlich auch für die Bürger von Akragas.

 

Und hier kommt unsere Münze ins Spiel. Irgendwann während der Belagerung ging dem Stadtrat von Akragas nämlich das Geld aus. Er musste eine Anleihe bei den Göttern nehmen.

 

Tempel dienten in der Antike als große Schatzkammern. In guten Zeiten vertrauten die Gläubigen den Göttern Reichtümer an. In schlechten Zeiten kamen sie, um von den Göttern ein Darlehen zu erbitten.

 

Der große Phidias zum Beispiel hatte die goldenen Accessoires der Goldelfenbeinstatue, die den Parthenon der Athener schmückte, so konzipiert, dass man sie abnehmen konnte. 44 Talente, etwa 1.150 Kilogramm, sollen sie gewogen haben.

Tatsächlich zahlten die Athener im Jahre 296 mit genau diesem Gold die Söldner, die ihre Stadt gegen Demetrios Poliorketes verteidigten. Die goldenen Weihegeschenke wurden dafür eingeschmolzen und zu Münzen geprägt.

 

Wir kennen die Stücke, die damals entstanden. Hier sehen Sie eines davon. Es zeigt auf der Vorderseite den Kopf der Athena, auf der Rückseite ihr heiliges Tier, die Eule. Und auch wenn ich Ihnen nur eine schwarzweiße Abbildung dieser seltenen Münze zeigen kann, dürfen Sie es mir ruhig glauben. Diese Münze besteht aus dem Gold der Statue des Phidias.

 

Auch in Akragas wurden die goldenen Weihegeschenke der Götter eingeschmolzen, um damit die Söldner zu bezahlen. Vielleicht war der auf der Münze genannte Silanos ja dafür verantwortlich. Mit der Vorderseitendarstellung jedenfalls wurde ein altes, gerne in Akragas verwendetes Motiv wieder aufgenommen. Der Adler packt ein Beutetier, das er gleich töten wird.

 

Dieses Motiv wurde in der griechischen Kunst gerne verwendet, um die Allmacht von Zeus darzustellen. Wie es die Entscheidung des Adlers ist, das Schicksal des Beutetiers zu besiegeln, ist es allein Zeus, der über das Schicksal der Menschen bestimmt. Er kann ihnen den Tod zuteilen oder den Sieg schenken. Noch hatten also die Bewohner von Akragas die Hoffnung nicht aufgegeben.

 

Und doch. Die Karthager siegten. Sie eroberten und plünderten die Stadt. Wem die Flucht nicht gelang, der wurde in die Sklaverei verkauft. Natürlich siedelten sich irgendwann wieder geschäftstüchtige Händler an, aber die große Blüte von Akragas war endgültig vorbei.

 

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