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Theo Wehner über «Arbeit und Sinn»

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Jede Arbeit kann Sinn machen – wir sind es, die diese Arbeit den Sinn zuweisen. Eine Arbeit an sich ist weder sinnvoll noch sinnlos.

 

Eine klassische Bürosituation an einer Sitzung

Sinn der Arbeit früher und heute

Für mich als Arbeits- und Organisationspsychologe ist es interessant zu sehen, dass über Arbeitszufriedenheit seit über 50 Jahren gesprochen wird, dass über Belastung und Beanspruchung ebenfalls solange diskutiert wird. Von daher ist es interessant zu sehen, welche Begriffe neu auftauchen. Ein Begriff, der jung ist in der Diskussion und alt in der Kultur, ist der Zusammenhang von Arbeit und Sinn.

Ich habe eine Zeit erlebt, in der man eher gesagt hat – «Ja, in der Arbeit kann ich zufrieden werden, aber Sinn gehört auf eine andere Ebene. Das ist nicht das, was ich unbedingt in meiner Arbeit suche».

Das waren Industriearbeiten, wo auch die Sinngenerierung nicht einfach gelingt. Nun hat sich in den letzten 5–7 Jahren gezeigt, dass immer mehr Menschen sagen, dass sie für eine sinnvolle Tätigkeit auf Geld oder sogar auf Status verzichten würden.

Und das ist neu – gute Arbeit wird heute so beschrieben, dass sie einerseits verstehbar sein muss, d.h. das was ich tue, muss ich verstehen;  der zweite grosse Anspruch ist, dass ich das, was ich tue, auch handhaben und bewältigen kann und es muss für mich bedeutsam, sinnvoll sein.

Freiwilligenarbeit am Strand

Freiwilligenarbeit versus Berufsarbeit

Das ist für die Erwerbsarbeits-Gesellschaft neu. Wo mir das schon immer begegnet ist, ist in der Auseinandersetzung mit Freiwilligenarbeit – Personen die in unserer Gesellschaft unbezahlt Dinge verrichten, andere unterstützen, in der Natur tätig werden. In den Gesprächen mit diesen Personen haben wir von Anfang an gespürt, dass innerhalb der ersten Minuten gesagt wird: «Ja, das was ich hier mache – ich kann es Ihnen gar nicht so genau erklären – das ist für mich sinnvoll, das entspricht meinen Werten. Hier kann ich Sinn generieren in ganz anderen Masse, als ich das vielleicht in meiner Erwerbsarbeit tue.»

Und dieser Zusammenhang hat uns interessiert genauer zu untersuchen – wir haben zum Beispiel eine Berufsgruppe untersucht, Berufsfeuerwehrleute, und mit einer anderen Gruppe verglichen, nämlich freiwillige Feuerwehrleute. Und wir stellen fest, dass denen, die freiwillig den Feuerwehrdienst leisten und nur geringfügig entschädigt werden verglichen mit solchen, die das berufsmässig machen, die Sinngenerierung in der gleichen Tätigkeit besser gelingt als den Berufsfeuerwehrleuten. D.h. die Verberuflichung von Tätigkeiten macht es schwerer, in dieser Ausübung Sinn zu schöpfen.

 

Nachdenken über den Sinn einer Tätigkeit

Arbeit an sich weder sinnvoll noch sinnlos

Dieser Zusammenhang wird sicher in vielen anderen Berufen genauso sein und wir müssen uns bemühen, dass wir von den freiwillig arbeitenden Menschen lernen: wie gelingt ihnen Sinn zu generieren, so dass wir Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich, im Pflegebereich, auch im Industriebereich wieder so gestalten können, dass es möglich wird, auch dort Sinn zu generieren?

Als Arbeitspsychologe bin ich oft gefragt worden: ,Wann ist denn eine Arbeit sinnvoll oder welche Arbeit gibt denn Sinn?» Dazu kann nur gesagt werden: Jede Arbeit kann Sinn machen – wir sind es, die dieser Arbeit den Sinn zuweisen. Eine Arbeit an sich ist weder sinnvoll noch sinnlos.

 

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