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Die Pythia von Philippopolis: Wie Caracalla 214 n. Chr. dort Spiele für den delphischen Apoll einrichtete

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Dieser Podcast beschäftigt sich mit Preiskronen, Preisgeldern und Berufssportlern, die aus ihrem Talent ein Geschäft machten. So wie heute Sportler Pokale erhielten, gingen auch die damals besten Athleten nicht leer aus, sondern gewannen grosse Geldsummen. Was es mit den so genannten Preiskronen auf sich hatte, ist auch auf den Münzen abgebildet.

 

 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Philippopolis, dem modernen Plowdiw. Wir befinden uns in den Jahren zwischen 218 und 222 n. Chr.

 

Es scheint manchmal schon merkwürdig, was man so alles auf antiken Münzen zu sehen bekommt. Irgendwie ähnelt dieses Objekt gar nichts, was wir aus unserem Alltag kennen. Es wirkt wie eine Art großer Korb, aus dem zwei lange Zweige ragen.

 

Hätten wir nicht zusätzliche Bilder, auf denen ähnliche Objekte dargestellt sind, wüssten wir nicht, wozu diese großen Körbe einst dienten. Dies ist ein etwa zeitgleiches Beispiel aus Hierapolis.

 

Und hier sind eine ganze Reihe solcher Objekte abgebildet.

 

Wirklich weiter bringt uns allerdings erst dieses Mosaik aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Es zeigt einen Preistisch - einen Tisch, auf dem die Prämien für die Sieger in Wettkämpfen ausgestellt wurden. Mehrere Körbe liegen darauf, in jeden einzelnen sind zwei lange Zweige hineingesteckt. Und sehen Sie, was unter dem Tisch liegt? Es sind zwei Säckchen, deren Aufschrift uns verrät, dass sie eine größere Summe Geldes enthalten. Auch damals kämpfte man nicht mehr allein um die Ehre, sondern um Geld.

 

Unsere korbähnlichen Objekte sind also das antike Äquivalent zu den Pokalen und Medaillen, mit denen wir heute unsere Sieger beglücken. Numismatiker nennen sie Preiskronen. Erhalten hat sich keine, wohl weil sie vollständig aus vergänglichem Material bestanden.

 

Auch die beiden Zweige, die darin stecken, können wir als Trophäe deuten. Auf seinen Tetradrachmen ließ Philipp II. sein siegreiches Pferd mit dem Jockey abbilden. Dieser Jockey hält in seiner rechten Hand einen Palmzweig als Zeichen dieses Sieges.

 

Fast ein halbes Jahrtausend liegt zwischen der Münze Philipps II. und der Prägung der Stadt Philippopolis unter Elagabal. In diesen Jahrhunderten hatte sich viel verändert. Die Menschen aber waren sich gleich geblieben. Sie liebten noch immer schnelle Wagenrennen, die brutalen Kampfsportarten und tolle Musik, wie man sie bei Wettkämpfen zu Ehren Apollons zu hören bekam. Um die Masse ruhig zu stellen, gab es also kein besseres Mittel als Spiele.

 

Und um die besten Athleten in die eigene Stadt zu locken, überschlugen sich die Politiker hinsichtlich der Geldpreise, die sie für einen Sieg aussetzten. Wer zum Beispiel im heute türkischen Aphrodisias den Wettbewerb im Kitharaspielen gewann, trug 3.250 Denare nach Hause.

 

Das war für einen einfachen Mann viel Geld, es entsprach fast dem, was ein römischer Statthalter im Monat verdiente. Kein Wunder, dass sich immer mehr begabte Sportler zum Berufsathleten entwickelten. Sie zogen von Ort zu Ort, um möglichst viele Siegesprämien einzuheimsen.

 

Was für ein Wettbewerb in Philippopolis abgehalten wurde, das zeigt uns unsere Münze. Sie trägt eine Inschrift auf der Preiskrone. Pi, Ypsilon, Theta, I und A. Pythia.

 

Pythia, so hießen die Wettkämpfe, die zu Ehren des Apollon in Delphi abgehalten wurde. Sie gehörten zu den großen, alle vier Jahre stattfindenden Spielen von damals geradezu internationaler Bedeutung.

 

Genauso wie die Olympischen Spiele zu Ehren des Olympischen Zeus, die Isthmischen Spiele zu Ehren des Poseidon in Korinth und die Nemeischen Spiele zu Ehren des Zeus von Nemea.

In der römischen Kaiserzeit kamen dazu noch die Aktia von Nikopolis, die Heraia von Argos und die Capitolia in Rom.

 

Wer solche Spiele veranstaltete, verfügte über einen Touristenmagneten der Extraklasse. Aus dem ganzen römischen Reich strömten Sportbegeisterte zusammen und gaben Geld aus für Unterkunft, Verpflegung und Mitbringsel.

 

Was aber tat eine Stadt wie Philippopolis, der die Geschichte keine traditionsreichen Spiele beschert hatte? Nun, ganz einfach, man lauerte auf eine günstige Gelegenheit.

 

In Philippopolis verehrte man einen thrakischen Gott mit Namen Kendrisos, der schon in griechischer Zeit mit Apollon gleichgesetzt worden war. Auf dieser Münze ist sein Tempel zu sehen.

 

Als nun Caracalla auf seinem Feldzug gegen die Parther im Jahre 214 Philippopolis passierte, baten ihn die Bürger darum, ihnen das Privileg zu gewähren, Spiele nach dem Vorbild der Pythischen Spiele von Delphi veranstalten zu dürfen.

 

Eigentlich wäre es Sache der delphischen Priester gewesen, den Willen des Gottes zu erkunden, um dann eine Überführung des Kultes zusammen mit den Spielen in einem aufwändigen Ritual in die Wege zu leiten. Im Jahr 214 war das einfacher. Der Kaiser sagte ja, Delphi erhielt eine nominelle Gebühr und damit hatte Philippopolis Spiele, zu denen hoffentlich die Bürger der gesamten Provinz strömen würden.

 

Stolz feierte Philippopolis seine neuen Spiele im Münzbild. Und die führenden Politiker dürften fast so viel Geld in die Ausstattung der Spiele investiert haben, wie heutzutage eine Stadt in ihre Olympiakandidatur.

 

Ein paar Zahlen haben wir, was so ein Fest gekostet haben könnte. Für einen kleinen, regionalen Wettkampf in Aphrodisias hatte ein Politiker ein Vermögen von 120.000 Denaren gestiftet, dessen Erträge sich alle vier Jahre auf 32.000 Denare addierten. Und im Satyricon wird ganz nebenbei erwähnt, dass 100.000 Denare für ein dreitägiges Fest im 1. Jahrhundert n. Chr. ein ganz normales Budget war. Wir können sicher sein, dass man in Philippopolis ein Vielfaches dieser Summen ausgab.

 

Tatsächlich ruinierte sich manche Stadt, mancher Geschäftsmann mit der Ausstattung prächtiger Spiele. Hin und wieder griff der Kaiser ein, um einer ruinierten Stadt unter die Arme zu greifen. Aber das ist ja heutzutage auch nicht so anders.

 

Danke fürs Zuhören. Und Sie finden noch viele weitere Podcasts rund ums Thema Geld auf der Seite der Sunflower Foundation.

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