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Die schönsten Münzen Europas von der Antike bis zur Moderne

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In diesem Video unternimmt Jürg Conzett, der Initiator des MoneyMuseums, eine Reise durch zweieinhalb Jahrtausende abendländischer Geldgeschichte und stellt Ihnen vom Goldstater des Lyderkönigs Krösus über den Doppeldukaten des Mailänder Herzogs Gian Galeazzo Maria Sforza bis zum Schweizer Goldvreneli atemberaubend schöne und aussagekräftige Münzen vor: Münzen, die auf ihrer Vorder- wie Rückseite von der handwerklich-künstlerischen Könnerschaft ihrer Zeit und machtpolitischen Verhältnissen künden. Ab und zu wird ein Münzbild gar lebendig ...

 

Willkommen bei «den schönsten  Münzen Europas – von der Antike bis zurModerne».
Selbstverständlich  ist Schönheit kein objektives Kriterium. Es ist eine Frage des Geschmacks. Wie  aber beurteilt man Schönheit und Ausdruckskraft einer Münze? Soll alles an den  Griechen gemessen werden oder beurteilt man jede Münze vor ihrem eigenen  kulturellen Hintergrund? Dann können auch keltische und völkerwanderungszeitliche Münzen schön sein.
Aber  wozu lange Worte? Begleiten Sie mich doch auf einem kurzen Gang durch meine  Lieblingsmünzen und urteilen Sie  selbst.

Lydien, Krösus (561–546 v. Chr.), Goldstater

Die ältesten Münzen zeigen keine Menschen, sondern Begleittiere von Göttern, Wappentiere und Embleme. Als furchteinflössendes, respektgebietendes Tier ist der Löwe für beides prädestiniert. Auf Münzen lässt er sich von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit verfolgen.
Der bekannteste Vertreter der kleinasiatischen Mermenaden-Dynastie, die stolz den Löwen im Wappen führt, ist Krösus. Sein Reichtum, seine Münzen, auf denen ein Löwe einen Stier frontal angreift, sind auch heute noch mehr als 2500 Jahre nach seinem Tod legendär. Die Darstellung von Löwe und Stier hat, wie Sie gleich sehen werden, eine tiefere Bedeutung.

Makedonien, Akanthos, Tetradrachmon, 525–470 v. Chr.

Auch die makedonische Stadt Akanthos im heutigen Griechenland setzt im späten 6. Jahrhundert v. Chr. den Löwen, der einen Stier reisst, auf ihre Münzen.
Die geballte Kraft des Löwen, seine mächtigen Pranken, die sich tief in den Körper des Stieres eingraben, sind lebensecht.
Die Bedeutung des Motivs hat religiöse Wurzeln: Wenn das Sternbild des Stieres am Horizont versinkt, steht am nächtlichen Himmel der Löwe im Zenith - der Himmelslöwe tötet gleichsam den Himmelsstier. Die rituelle Stiertötung findet später über den Mithraskult im ganzen römischen Imperium Verbreitung.

Braunschweig, Otto das Kind, 1212–1252, Pfennig (Brakteat)

Geradezu drollig und süss wirkt im Vergleich dazu der Löwe auf diesem mittelalterlichen Brakteat. Die Münze ist im Auftrag von Heinrich dem Löwen im Jahr 1139 in Braunschweig entstanden. Der Stempelschneider dieses mächtigen deutschen Herzogs hat mit Sicherheit nie einen Löwen life gesehen. Und doch verfügt der Löwe über einen neckischen Charme – Schönheit ist eben nicht immer gleichbedeutend mit Naturalismus.
Wirtschaftlicher Konkurrenzdruck und kulturelle Höchstleistungen: Im 5. Jahrhundert v. Chr. liefern sich die griechischen Koloniestädte auf Sizilien erbitterte Schlachten um die politische und wirtschaftliche Vorherrschaft auf der Insel. Münzen sind Zahlungsmittel, aber auch Plattform für Selbstdarstellung. Der Kampf um Ehre, Ansehen und Macht wird von den Koloniestädten auch über die Kunst ihrer Stempelschneider ausgetragen:

Sizilien, Syrakus, Dekadrachmon, ca. 405–400 v. Chr.

In Syrakus auf Sizilien inszeniert sich die Aristokratie mit ihrem exklusiven Zeitvertrieb, dem Wagenrennen.
Die Stempelschneider wagen sich an immer schwierigere Darstellungen: Hier ist das Viergespann lebensecht gezeigt, so dass man das Schnauben der Hengste, das Donnern ihrer Hufe förmlich zu hören glaubt.
Ruhig und edel gibt sich dagegen die schöne Quellnymphe auf der Rückseite.

Sizilien, Leontinoi, Tetradrachmon, ca. 455–430 v. Chr.

Leontinoi (auf Sizilien) dagegen präsentiert sich mit dem Stadtgott Apollo, der in seiner verinnerlichten überirdischen Schönheit die Grenzen zwischen weiblich und männlich aufhebt.
Mit dem brüllenden Löwen auf der Rückseite zeigt die Stadt ihren Gegnern auch im übertragenen Sinn die Zähne.

Im Namen von Philipp II. (359–336 v. Chr.), Goldstater, ca. 320 v. Chr., Abydos

Ganz andere Motive haben den makedonischen König Philipp im 4. Jahrhundert v. Chr. bewogen, den griechischen Gott Apollo auf seine Goldstatere zu prägen. Damit beweist Philipp seine Griechen-Tauglichkeit, beabsichtigt er doch, sein Königreich nach Kleinasien auszudehnen und dafür Akzeptanz bei den dortigen griechischen Städten zu schaffen.
Neben allem politischen Kalkül ist Philipp auch ein klein wenig eitel:  Das Zweigespann soll an seinen Olympiasieg im Wagenrennen erinnern.

Persisches Reich der Achämeniden, vermutlich Artaxerxes II. (404–359 v. Chr.), Dareike

Philipps Machtanspruch ist gegen die seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bestimmende politische Grösse gerichtet – gegen den persischen Grosskönig, der über ein Reich gebietet, das sich von Indien bis in die heutige Türkei erstreckt. Das persische Reichsgeld dient vorab zur Bestechung und politischen Einflussnahme auf die unabhängigen griechischen Stadtstaaten in der Ägäis. Die Darstellung des persischen Grosskönig ist stereotypisiert und zeigt Herrschaftsattribute, aber nie persönlichen Züge. Hier wird eine politische Funktion und keine Person gezeigt.

Thrakien, Abdera, Stater, ca. 390 v. Chr.

Die grundsätzliche Scheu vor Menschendarstellungen ist auch auf dieser etwa gleich alten, um 390 v. Chr. entstandenen Münze zu erahnen. Die geballte künstlerische Kraft des Stempelschneiders fliesst in die Darstellung des Greifs, des Löwen mit Adlerkopf und Schwingen – dem Wappentier der Stadt Abdera in Thrakien im heutigen Griechenland.
Dass man in der Lage wäre, Menschen naturalistisch abzubilden, erkennt man auf der Rückseite – aber auch hier wird kein wirklicher Mensch, sondern der sagenhafte Herakles gezeigt, dessen Muskeln so natürlichen wirken, dass man fast glaubt, den griechischen Helden atmen zu hören.

Elis, Olympia, Stater, ca. 363–343 v. Chr.

Auch Gott-Vater, Zeus, und sein Begleittier, der Adler, finden ihren Weg auf die Münzen. Seidiger Bart und ein sensibler, nach innen gerichteter Blick – wen wundert’s da, dass der allmächtige Zeus als Verführer von schönen Damen, Nymphen und Jünglingen so erfolgreich war?
Die griechische Stadt Elis, der Ort der Olympiade, prägt übrigens nur Münzen, wenn gerade olympische Spiele abgehalten werden – dann aber sind, wie man sieht, nicht nur sportliche, sondern auch künstlerische Höhepunkte angesagt.

Makedonien, Philipp II. (359–336 v. Chr.), Tetradrachmon, ca. 342 v. Chr.

Und noch einmal Zeus und Olympiade – diesmal aber aus makedonischer Sicht. Prägeherr dieser wundervollen Münze ist der uns bereits bekannte Philipp II von Makedonien. Auch hier soll der griechischen Gott das Gemeinsame zwischen Makedonen und Griechen betonen. Von Pferd und Reiter auf der Rückseite geht eine geballte Kraft aus: die mächtige Brust des Tieres, in stark versammeltem Schritt, souverän gelenkt und geführt von einem entspannten Jüngling – eine Selbstdarstellung des ehrgeizigen Makedonen-Königs?

Ägypten, Ptolemäus I. Soter, Verwalter (323–318 v. Chr.), Tetradrachmon, ca. 320 v. Chr.

Aber es war Philipp nicht vergönnt, das riesige Perserreich selbst zu Fall zu bringen. Dieser Ruhm sollte einstmals seinem Sohn, Alexander III, besser bekannt als Alexander der Grosse, zufallen. Aber auch er stirbt jung. Sein Freund und Mitstreiter Ptolemäus gründet in Ägypten den Alexanderkult und erhebt Alexander zu einem Gott. Damit sind auch die geistigen Voraussetzungen geschaffen, dass fortan lebensechte Menschen, Portraits eben, auf den Münzen abgebildet werden. Dieses Portrait zeigt Alexander in seiner unverbrauchten Jugendlichkeit als Eroberer Indiens stolz den Elefantenskalp tragend.

Ägypten, Ptolemäus I. Soter, König (305–283 v. Chr.), Tetradrachmon, ca. 305 v. Chr.

Nachdem das Abbilden von Personen nicht mehr als Gotteslästerung empfunden wird, zeigen immer mehr Herrscher persönliche Flagge - auch wenn sie nicht gerade über die ebenmässigsten Gesichtszüge verfügen.
Dass dies nicht an der Kunst des Stempelschneiders liegt, beweist die unnachahmliche Darstellung des Adlers auf der Rückseite. Hunderte von Jahre werden vergehen, bis wieder ein Künstler in der Lage ist, einen solchen Adler zu gravieren.
Der Makedone Ptolemäus Soter, den wir hier sehen, war Alexanders Freund und Feldgenosse. Er begründete in Ägypten die Dynastie der Ptolmäer, deren berühmtester Sprössling die schöne und clevere Kleopatra war.

Römisches Kaiserreich, Hadrian (117–138 n. Chr.), Sesterz, 122 n. Chr.

Römische Diktatoren und später die Kaiser Roms lassen sich wie selbstverständlich auf den Münzen porträtieren. Wer das Kaiserbild tilgt, begeht ein Staatsverbrechen, auf das die Todesstrafe steht. Hadrian leitet anfangs des 2. Jahrhunderts als Kaiser die Geschicke des Reiches. Für den kultivierten Kunstliebhaber ist es nur naheliegend, einen begnadeten Künstler mit der Schaffung seines Portraits zu beauftragen.

Römisches Kaiserreich, Tiberius (14–37 n. Chr.), Dupondius , ca. 22–23 n. Chr.

Für die Damen des Altertums dagegen ist es schwierig, auf eine Münze zu gelangen. Livia ist eine, die es schafft, allerdings nicht unter eigenem Namen, sondern als Personifikation der Göttin Justitia. Kaiser Tiberius hat allen Grund seine Mutter zu verewigen und den besten Stempelschneider zu verpflichten. Ihr verdankt er sein kaiserliches Amt. In ihrer durch die ausserehelichen Affären ihres Mannes Augustus – dem ersten Kaiser Roms – belasteten Ehe, verfolgt die zähe Livia ein einziges Ziel: Ihrem Sohn aus erster Ehe, Tiberius, den Kaiserthron zu sichern. Ihre Zielstrebigkeit hat sich bezahlt gemacht.

Römisches Kaiserreich, Mark Aurel als Ceasar (148–159 n. Chr.), Aureus, 152 n. Chr.

Marc Aurel, der Mitte des 2. Jahrhunderts das Römische Imperium regiert, ist keiner der wirklich bedeutenden Kaiser. Seine wirtschaftliche und politische Bedeutung sind gering. Guten Geschmack und Sinn für Kunst hingegen kann man dem Stoiker auf dem römischen Thron mit Sicherheit nicht absprechen. Angesichts seines Portraits wird auch verständlich, weshalb dem feingliedrigen Kaiser mit den fast schon zarten Gesichtszügen Krieg und Militär ein Gräuel waren.

Königreich der Langobarden, Tremissis, ca. 650 n. Chr.

Auch der germanische König Liutprand, der ab 712 das Königreich Lombardei regiert, legt keinen Wert auf Lebensnähe bei seinem Portrait.
Viel wichtiger ist ihm, dass auf der Rückseite der Münze mit der Darstellung des Erzengels Michaels sein katholischer Glaube zum Ausdruck kommt.
Und doch strahlt das Herrscherbild eine Feinheit und Zartheit aus, die uns heutigen Betrachter be- und anrühren.

Byzantinisches Reich, Justinian II., 2. Regierung (705–711), Solidus

Andere Gründe sind verantwortlich, dass im oströmischen Reich ab 705 das lebensechte Herrscherportrait von der Vorderseite der Münze verschwindet. Die bleibt fortan für das Christusportrait reserviert, der Herrscher begnügt sich nun mit der Rückseite.
Dahinter verbirgt sich allerdings nicht nur tief empfundene Religiosität und Bescheidenheit.
Mit dem Christusportrait auf der Vorderseite gibt sich der Herrscher gleichzeitig auch die göttliche Legitimation für sein Amt.

Byzantinisches Reich, Basil II. und Konstantin VIII. (976–1025), Histamenon

Die Tradition, auf der Vorderseite Christus und auf der Rückseite den Herrscher abzubilden, hält sich in Byzanz – in Ostrom – bis über die Jahrtausendwende hinaus. Das Christusportrait hier ist um 1005 entstanden und wirkt lebensnahe.
Frappant dagegen ist die überaus schematische Wiedergabe des brüderlichen Herrscherpaares auf dem oströmischen Thron. Fast könnte man vermuten, dass Vorder- und Rückseite von verschiedenen Künstlern geschaffen worden ist.

Heiliges Römisches Reich, Friedrich II. von Hohenstaufen (1194–1250), halber Augustalis

Die mittelalterliche Münzprägung Westeuropas ist charakterisiert durch das weitgehende Fehlen von Herrscherportraits. Wappen, Schrift und Bauwerke dominieren. Umso erstaunlicher ist es, dass um 1230 sozusagen aus dem Nichts eine Münze wie diese auftaucht: Friedrich II von Hohenstaufen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation lässt sich hier in antiker Kleidung und mit Lorbeerkranz als legitimer Nachfolger der Kaiser Roms darstellen. Damit ist Friedrich letztlich einer der Wegbereiter der Renaissance.

Herzogtum Mailand, Gian Galeazzo Maria Sforza (1476–1494), Doppeldukat

Die Renaissance, die Rückbesinnung auf die griechische Kultur und Kunst, katapultiert Westeuropa in die Neuzeit und bringt die mittelalterliche Gesellschaftsordnung ins Wanken. Weg von der Orientierung auf ein fernes Jenseits, hin zum Diesseits und heute, lautet die Devise. Der Mensch stellt sich als Gestalter ins Zentrum. Nichts drückt diese renaissance-typische Haltung besser aus, als das lebensechte Portrait auf der Vorderseite der Münzen, wie hier im Fall des 1476 geprägten Doppeldukaten von Gian Galeazzo Maria Sforza, dem Herzog von Mailand.

Herzogtum Mailand, Ludwig Maria Sforza (1494–1498), , Doppeldukat

Die Handels- und Hafenstädte Oberitaliens sind das Einfallstor für die begehrten Güter aus dem Orient. Wer Oberitalien kontrolliert, besitzt eines der wichtigsten Machtinstrumente: Geld! Kein Wunder, dass Städte wie Mailand, Venedig, Florenz, Bologna, Este und Genua zum Zankapfel der Mächtigen und Machthungrigen werden.
Unser Mann auf diesem herrlichen Doppeldukaten ist Ludovico Maria Sforza, der in Mailand und Genua vor dem Jahr 1500 die Zügel fest in den Händen hält.

Herzogtum Ferrara, Herkules von Este, Testone, 1492/93

In Este und Ferrara hat der clevere Ercole mit dem Habichtsgesicht das Sagen. Seine Feinde: Venedig und der Papst. Um sich gegen diese ungemütlichen Zeitgenossen zu wappnen, betreibt Ercole eine ausgeklügelte Heiratspolitik: Er bindet die Sforzas, also Mailand und Genua, aber auch Bologna und Neapel an sich. Daneben findet Ercole aber auch Zeit, mit der Antike und den Taten seines heldenhaften Namensvetters Herakles zu liebäugeln
Selbstbewusst vergleicht der Fürst hier sein Trockenlegen der Sümpfe von Ferrara mit Herakles Sieg über die Seeschlangen.

Kirchenstaat, Papst Julius II. (1503–1513), Giulio

Echte Renaissance-Qualitäten hat auch Papst Giulio II: Er baut den von den  Borgias ruinierten Kirchenstaat wieder auf, erobert Bologna 1508 und besiegt ein Jahr später auch Venedig. Damit ist Giulio der erklärte Feind der Franzosen, die sich nun in Mailand festgesetzt haben. Natürlich ist Giulio in Renaissance-Manier auch ein grosser Kunstliebhaber- und Förderer: Michelangelo erschafft von ihm ein herrliches Bronzestandbild, das in der Kirche San Petronio in Bologna aufgestellt wird.

Herzogtum Ferrara, Alfons I. von Este (1505–1534), Testone

Papst Giulio bricht sein Bündnis mit Frankreich und Ferrara. Seither ist dieser Herr, Alfonso von Ferrara, nachhaltig verstimmt. Alfonso hat ein Flair für Artillerie und Kanonen – ein Flair, dem die Welt ein Sakrileg der besonderen Art verdankt. Bei der Rückeroberung Bolognas 1511 fällt Giulios Bronzeplastik in Alfonsos Hände. Er lässt die von Michelangelo geschaffene Plastik  einschmelzen und eine Kanone daraus giessen, der er den Kosenamen «La Giulia» gibt.

Bistum Sitten, Kardinal Matthias Schiner (1499–1522), Halbdicken o. J.

Das französisch-päpstliche Machtgerangel um Oberitalien zieht weitere Kreise. Dieser wohlbeleibte Herr hier ist der tatkräftige, romtreue Walliser Kardinal Matthias Schiner. Als solcher wirbt er bei den Eidgenossen Söldner für die Päpste und die Sforzas an. Papst Giulio übrigens kennt den Mut und die Todesverachtung der Eidgenossen aus eigener Anschauung. Wohl deshalb ruft der Papst 1506 die heute noch legendäre Schweizer Garde ins Leben.

Eidgenossenschaft, Solothurn, Taler 1501

Söldner – der Exportartikel der Eidgenossenschaft. Was ist schon dabei? Schliesslich verdienen alle Beteiligten gutes Geld damit: Da sind die zweitgeborenen Bauernsöhne, die zu Hause bloss der Hafer sticht. Besser als Landsknecht im fremden Kriegsdienst, als sich ohne die geringste Aussicht auf Hof und Ehe für den Vater oder den älteren Bruder abzurackern! Und auch die Obrigkeit in den eidgenössischen Orten kassiert munter ab und saniert sich mit den fürstlich ausbezahlten Vermittlungsgeldern.

Frankreich, Franz I. (1515–1547), Teston, 1540, Lyon

Und was halten Sie von diesem Herrn? Besonders furchterregend sieht der französische König doch eigentlich gar nicht aus. Und doch ist es François, der als 21-Jähriger den Mut des päpstlichen Heeres und der eidgenössischen Söldner in der Schlacht von Marignano kühlt und ihnen dort die schlimmste Niederlage ihrer Geschichte beschert. Mit diesem Sieg ist François die bestimmende Kraft in Europa. Noch 1519 scheint ihm ein kometenhafter Aufstieg sicher, wenn da diese andere europäische Herrscherfamilie nicht wäre. Wer wird also neuer Kaiser?

Heiligen Römischen Reich, Karl V., Halber Ducato o. J., ca. 1552, Neapel

Kaiser des Heiligen Römischen Reichs wird, wer sich die Stimmen der fürstlichen Elektoren erkaufen kann. Dazu braucht’s vor allem Geld, viel Geld. 852'000 Gulden hat Karl die Kaiserwahl gekostet! Dem armen François geht es fortan schlecht, denn Karl vereinigt eine unglaubliche Macht auf sich. Er ist Kaiser, König von Spanien, König von Neapel, König der Niederlande und Erzherzog von Österreich. In einem Wort: Der unangefochtene Herrscher der Alten und Neuen Welt.

Herzogtum Savoyen, Emanuel Filibert und Margarethe von Frankreich, Scudo zu 3 Lire, 1569

Der attraktive Herr auf diesem Scudo ist Emanuele Filiberto der Eisenkopf. Einen solchen kann man als Herzog von Savoyen gut gebrauchen -  besonders dann, wenn sich einer zum Ziel setzt, an Frankreich verlorene Territorien wieder zurückzuerobern. Für Dickschädel ist kein Weg zu weit, kein Hindernis zu hoch:
So heiratet Emanuele Filiberto die Schwester des französischen Königs, um sein Herzogtum zu festigen. Ob man Margarete dazu gefragt hat? Besonders glücklich sieht die Gute ja nicht aus!

England, Elisabeth I. (1583–1603), Sovereign o. J. zu 30 Schillingen

Wo in Europa das Gleichgewicht der Mächte bedroht ist, da ist England nie weit. Die junge madonnenhafte Dame auf diesem schönen Sovereign ist niemand anderer als Elisabeth I. Und die versenkt – vielleicht nicht ganz ladylike, aber doch wirkungsvoll - die spanische Armada. Die Flotte hat ihr der liebe Ex-Schwager Philipp II, Kaiser Karls Sohn, zwecks Invasion Englands auf den Hals gejagt. Der spanisch-englische Kampf um die militärische und wirtschaftliche Vorherrschaft auf den Weltmeeren ist nun vollends entbrannt.

Herzogtum Savoyen, Karl Emanuel I., Ducatone 1588

Machtkämpfe spielen sich nicht nur zwischen den Grossen ab. Auch die Kleineren wissen Gelegenheiten zu nutzen. Carlo Emanuele von Savoyen profitiert davon, dass sich der französische König lieber mit seinen Gespielen vergnügt als Politik zu betreiben. Keck besetzt der Herzog die Grafschaft Saluzzo und die Provence. Und natürlich braucht’s für ein solches Ereignis eine Siegesmünze:
Hier sehen wir, wie der im Sternzeichen des Schützen geborene Herzog in Gestalt eines Kentauren die französische Krone in den Schmutz tritt: Aber Vorsicht, Carlo Emanuele, auch Kentauren sind nicht unbesiegbar.

Heinrich IV., Erinnerungsmedaille an den Frieden von Lyon 1601 nach dem Sieg über Savoyen

Ja, und wer war es doch gleich, der in der griechischen Sagenwelt den Kentauren besiegte? Richtig, der Held Herakles war’s! Und wer ist der Herr, der hier so selbstzufrieden in seinen Bart schmunzelt und sich mit dem Löwenfell auf dem Haupt als Herakles ausgibt? Henri IV ist’s. Der wird 1589 neuer König von Frankreich und mag es nun mal nicht, wenn man sich an den Besitztümern der Krone vergriffen hat
Hier holt sich Henri-Herakles die Krone zurück und verprügelt den armen Kentauren – der dank Spitzbärchen von allen als Carlo Emanuele von Savoyen zu erkennen ist.

Herzogtum Mantua, Vinzenz II., Ducatone 1627

Der wohlgenährte Herr auf diesem Vierteldukaten ist der Herzog von Mantua. Im oberitalienischen Herzogtum geht’s ab 1612 nur noch in eine Richtung: und zwar bergab! Vincenzo II und seine Brüder lieben nichts mehr als  Pomp, Luxus, teure Beschäftigungen und prachtvolle Selbstinszenierungen
Politik wäre eben harte Knochenarbeit, edle Jagdhunde zu züchten dagegen macht Spass.

Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Adolph Friederich I., Doppeltaler 1613

Wenn man auf der falschen Seite steht, vermag einem selbst die Glücksgöttin Fortuna nicht zu helfen – besonders wenn der Gegenpart auch noch Wallenstein heisst, der dem katholischen Kaiser dient.
Diese bittere Erfahrung macht Adolph Friederich I von Mecklenburg-Schwerin. Im Dreissigjährigen Krieg kämpft er auf der Seite des protestantischen Dänemarks. Mit Wallensteins Sieg verliert der schöne Adolf Friedrich 1629 sein Herzogtum. Wer wird neuer Herzog von Mecklenburg? Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein selbst, natürlich!

Kirchenstaat, Papst Innozenz XI., Scudo, 1677

Ein Papst als Beschützer der Protestanten? Das kann kein anderer als Innozenz XI sein – einer der herausragendsten Päpste des 17. Jahrhunderts. Ohne ihn hätten die Türken Wien eingenommen und Louis XIV die Hugenotten wohl vollends aus Frankreich vertrieben. Kurz vor seinem Amtsantritt ist schliesslich auch dieses prachtvolle Gebäude fertig geworden, das Rom bis auf den heutigen Tag prägt: Der Petersdom.

Fürstbistum Eichstätt, Konventionstaler, 1781

Das Bistum Eichstätt in Bayern benützt 1781 die Sedisvakanz, um für einmal nicht Bischof und Heilige, sondern sich selbst  zu zeigen. Die ungewohnte Vogelperspektive macht diesen wunderbaren Taler besonders reizvoll. Aber es lohnt sich auch, den Blick gen Himmel zur richten. Das göttliche Auge wacht schützend über Eichstätt.

Frankreich, Ludwig XV., Double Louis d’or aus lunettes 1766

Mit Stadtansichten nichts am Hut hat aus naheliegenden Gründen das zentralistische Frankreich – dort wollen nach wie vor die Könige die Münzen zieren. Dieser hübsche Herr ist Louis XV, der Vater des Rococos. Tändeln, überborden, Geld verprassen sind die Devisen am Hof – die französische Revolution wird die Antwort darauf zu geben wissen. Louis soll übrigens ein begeisterter Jäger gewesen sein. Auf dem Heimweg von seiner Krönung liess er anhalten, um einem Rudel Hirsche nachzusetzen – na, in diesem Falle: Weidmanns Heil!

Grossbritannien, Viktoria (1837–1901), Crown, 1844

Die hübsche Dame auf diesem englischen Taler hört auf den Namen Viktoria. Die ungewöhnliche Frau besteigt im zarten Alter von 18 Jahren den englischen Thron. Dort scheint’s ihr ausnehmend gut zu gefallen, denn sie regiert ungeachtet von 9 Schwangerschaften über mehr als 60 Jahre. Und das British Empire floriert dabei. Viktoria gilt übrigens zu Unrecht als Synonym für Zugeknöpftheit und Prüderie. Die Königin ist eine leidenschaftliche Person und durchaus empfänglich für männliche Galanterie.

Frankreich, Napoleon III. (1852–1870), 100 Francs 1869

Von seinen Charme und seinem Charisma profitiert 1871 der hier gezeigte französische Kaiser Napoléon III nach der Niederlage gegen Deutschland. Die von ihm bezirzte britische Monarchin setzt sich bei Kaiser Wilhelm I für seine milde Behandlung ein. Angesichts des Krieges zwischen ihren Vorfahren geradezu eine unglaubliche Ironie der Geschichte. Der Onkel des hier gezeigten Herrn war Napoleon I, und den verband bekanntlich mit Viktorias Grossvater, George III, die grösste Feindschaft.

Schweizerische Eidgenossenschaft, 20 Franken 1904 (Goldvreneli)

Und was tut derweil die Schweiz? Die erholt sich nach 1847 erst mal vom Bürgerkrieg und rauft sich langsam zu einem Bundesstaat zusammen. Jetzt gilt’s die seit Jahrhunderten schwelenden Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten, Land- und Stadtkantonen zu entschärfen: Ein unverfängliches Münzbild ohne politisch-konfessionellen Zündstoff muss her!  Was eignet sich da besser als ein hübsches Mägdlein umgeben vom Kranz der majestätischen Alpen? Das Gold-Vreneli ist übrigens auch heute noch beliebt – wer als Schweizer etwas auf sich hält, verschenkt’s zu Kindstaufe, Firmung und Konfirmation.
Meine Damen und Herren, haben Ihnen meine Lieblingsmünzen aus 2000 Jahren Münzgeschichte gefallen, möchten Sie sie nochmals in Ruhe betrachten? Oder wollen Sie gar Ihre persönlichen Lieblingsmünzen für sich zusammenstellen? Besuchen Sie uns im Moneymuseum: Der Eintritt ist frei, unser Museum ist für Sie geöffnet, wann immer Sie Zeit und Lust auf Kultur, Information und Unterhaltung haben.

 

 

                                                                                                     

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