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Die Tyrannei des Geldes. Von Hans Peter Treichler. Eines der Lieblingsbücher von Jürg Conzett.

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Hans Peter Treichler, Die Tyrannei des Geldes. Henri-Frédéric Amiel über Besitz und Bürgertum. Erschienen im Conzett Verlag, 2012.

 

Bis heute ist es viel zu still um den Schweizer Gelehrten Henri-Frédéric Amiel (geboren 1821 in Genf, gestorben 1881 ebendort). Fast sein ganzes Leben verbrachte der aufmerksame Beobachter in seiner Heimatstadt und dokumentierte das Genfer Leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in seinem „Tagebuch“. Diese rund 17.000 Seiten wurden erst nach Amiels Tod bekannt, inspirierten dann aber Schriftsteller wie von Hofmannsthal und Tolstoi.

Nicht jeder will sich durch dieses Monumentalwerk (auf Französisch!) arbeiten. Glücklicherweise gibt es Menschen wie Hans Peter Treichler, die so etwas nicht nur gerne tun, sondern uns zudem die Perlen ihrer Lektüre zu präsentieren wissen. Treichler hat Passagen zum Thema „wirtschaftliche Zwänge“ unter dem vielsagenden Titel „Die Tyrannei des Geldes“ zusammengestellt. Wir spüren, wie den Hochschulprofessor Amiel seine beschränkten finanziellen Möglichkeiten quälten. Und doch störte sich Amiel noch mehr daran, wie sehr das Bürgertum am Hab und Gut hing. Daher fürchtete er die völlige Gleichheit in der Gesellschaft – denn dann werde Geld zum alleinigen Unterscheidungsmerkmal. Touché. Tatsächlich definieren und positionieren wir uns in den westlichen Gesellschaften fast nur noch über Geld.

Blättert man in dem Buch, so begegnet man nicht nur gescheiten Aphorismen. Wir erkennen uns selbst immer wieder in diesem Amiel, der Probleme, die uns heute mit voller Wucht treffen, schon damals so sensibel erahnte. Als Genf nachts im elektrischen Licht erstrahlte, war Amiel entsetzt,: Wer in einer hell erleuchteten Welt die Nacht erfände, gälte als Wohltäter. Wie wahr! Heute reden wir von „Lichtverschmutzung“ und den daraus resultierenden Umweltschäden.

In was für einer Gesellschaft möchten wir leben? Wollen wir uns vom Geld beherrschen lassen? Solche Fragen kommen mir bei der Lektüre von Amiel. Letzten Endes hatte der Philosoph gewiss recht, als er schrieb: „Wir müssen die Courage haben, glücklich zu sein.“

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