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Im Schatten der Adler Roms

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«Im Schatten der Adler Roms» – das Buch, das ich Ihnen vorstelle, liegt mit sehr am Herzen, weil ich als Lektorin weiss, wie viel Arbeit, Sorgfalt und Wissen darin steckt. Mein Name ist Ursula Kohler, ich bin Programmleiterin des Conzett Verlags.

Ursula Kohler zu: Im Schatten der Adler Roms von Ursula Kampmann, MoneyMuseum

«Im Schatten der Adler Roms» – geschrieben hat es die profilierte Numismatikerin Ursula Kampmann, ausgehend von Kurt Wyprächtigers Münzsammlung der Römischen Republik, die im Besitz des MoneyMuseums Zürich ist. Worum geht es? Geschichtsfreaks und Lateinschüler aufgepasst:

Mit diesem Buch halten Sie ein Kompendium der Römischen Republik in Händen. Und zwar eines der besonderen Art: Anhand von wunderbar präsentierten Münzen wird die römische Geschichte von 500 bis 27 vor Christus erzählt. Die Römische Republik – als Staat mit einem ausgeklügelten politischen System – nimmt in der Geschichte eine Sonderstellung ein. Vieles kann auf heute übertragen werden. Das MoneyMuseum als Herausgeberin des Werks widmet dieser Periode mit Videos, Bildertouren und einer Ausstellung besondere Aufmerksamkeit.

Das Buch: Im Schatten der Adler Roms

Im Mittelpunkt des Buches stehen 185 Münzen aus der Römischen Republik. Sie bilden eine bildliche Brücke in eine weit entfernte Zeit. Diese Münzen zirkulierten vor über 2000 Jahren, die Römer hielten sie in Händen, die Abbilder auf den Geldstücken hatte für sie eine unmittelbare Bedeutung. Auf kleinstem Raum werden ganze Geschichten erzählt und Ursula Kampmann macht sie für uns verständlich.

Der römische Denar, der um 211 vor Christus neu geschaffen wird, kursierte fast 500 Jahre lang in Rom, seinen Provinzen und benachbarten Ländern. Unzähligen Münzmeistern hat er auf einer kleinen runden Fläche Platz geboten, um historische Episoden, Machtkämpfe, Heiligtümer und mehr zu spiegeln. Die Münzen stellen uns heute vor drei grundlegende Fragen:

  • Was ist Geschichte?
  • Was haben die Römer für Geschichte gehalten?
  • Wie haben sie ihre Geschichte benutzt?

Um diese Fragen zu beantworten, verfolgen wir gemeinsam mit der Autorin drei Erzählstränge:

  • Wir lassen die Münzmotive sprechen
  • Wir erzählen unsere Version der Geschichte
  • Wir hinterfragen die Absichten der Münzmeister

Schauen wir uns doch mal die eine oder andere Münze genauer an:

Odysseus auf dem Denar, 82 v.Chr.

Hier sehen wir einen Denar aus dem Jahre 82 vor Christus. Er zeigt Odysseus mit seinem Hund Argus, der als Einziger den Mann in armseliger Kleidung als seinen Herrn erkennt. Wie kommt der Held der griechischen Mythologie auf eine Münze der Römischen Republik? Rom expandierte im 3. Jahrhundert v. Chr. nach Süden und kam dadurch in Berührung mit der griechischen Kultur. Nichts einfacher, als die Mythologien der Griechen zu übernehmen, insbesondere da Rom nichts Vergleichbares kannte. Telegonus, Sohn des Odysseus, soll die Stadt Tusculum gegründet haben. Das Geschlecht der Mamilier, zu dem der Münzmeister gehört und auf das er sich voller Stolz bezieht, stammte von Tusculum ab, schon bevor die Sage des Odysseus von den Römern übernommen wurde. Doch wie praktisch, wenn man sich auf den grossen Helden der griechischen Antike berufen kann!

Strenge Riten der römischen Religion

Einen Blick in die überaus strengen Riten der römischen Religion erlaubt dieser Denar aus dem Jahr 63 v.Chr. Ein römischer Bürger in der Toga wirft ein Stimmtäfelchen in die Urne. Die Münze weist auf die Leistungen des Ahnen Lucius Cassius Longinus Ravilla hin. Drei Vestalinnen – jungfräuliche Priesterinnen – waren wegen Unzucht angeklagt worden. In den Augen der Römer waren sie schuld am Verlust eines ganzen Heeres im Kampf gegen die Kimbern sowie an der Niederlage gegen Thrakien. Ein erstes Gericht urteilte in den Augen des Volkes zu milde über die Verbrecherinnen. Deshalb wählte es im Jahr 113 v.Chr. den strengen Cassius Longinus Ravilla, der die drei Vestalinnen zum Tode verurteilte. Die drei Frauen wurden lebendig begraben. Offenbar wurde das Urteil 50 Jahre später immer noch als vorbildlich befunden. Wieso sonst hätten die Nachfahren damit auf der Münze geworben?

Julius Caesar

Schauen wir uns einen Denar an, den wohl der bekannteste Römer, Julius Caesar, prägen liess. Eine symbolträchtige Münze. Um seine Macht im Reich zu festigen, zettelt Caesar 48. v. Chr. einen Bürgerkrieg an. Auf dieser Münze macht der Konsul klar, was von ihm zu erwarten ist und greift dazu auf eine Fabel zurück, die jedem Römer vertraut war. Der edle Elefant und die heimtückische Schlange sind natürliche Todfeinde. Geduldig wartet die Schlange auf dem Baum, um sich auf den Elefanten zu stürzen und ihn mit ihren Bissen zu blenden. Auf diesem Geldstück zeigt Caesar die einzige Möglichkeit auf, die dem Elefanten bleibt, um sein Leben zu retten. Er zertritt die Schlange. Was für ein Gleichnis auf Caesars eigenes Vorgehen gegen seine Feinde im römischen Senat!

Der römische Senat

Ob römische Geldgeschichte, Religion, Bauwerke oder praktisches Wissen zu Preisen und Löhnen – die Münzen führen uns mitten hinein in die römische Republik. Ursula Kampmann versteht es, das römische Leben äusserst anschaulich vor unseren Augen entstehen zu lassen. Wer sich für römische Geschichte interessiert, trifft hier auf einen Fundus an Wissen. Münzbegeisterte finden zudem den vollständigen Katalog der Sammlung Wyprächtiger.

«Im Schatten der Adler Roms» ist ein schön gestaltetes Geschichtsbuch mit dem besonderen Etwas, das zwischen zwei Buchdeckeln ein ganzes Universum erstehen lässt. Es ist im Buchhandel – und natürlich im MoneyMuseum Zürich – erhältlich.

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