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Kopf oder Zahl? ... eine Münze entscheiden lassen, wenn eine schwierige Entscheidung ansteht.

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Kopf oder Zahl? Wer hat in seinem Leben nicht schon mal eine Münze entscheiden lassen – weil eine schwierige Entscheidung anstand oder man die Antwort dem Zufall übergeben wollte. Denn wir wissen ja: Die Wahrscheinlichkeit beträgt genau 50 Prozent, dass der Kopf fallen wird. Aber stimmt das wirklich? Nicht jede Münze trägt auf ihrer vorderen Seite einen Kopf. Ist uns zum Beispiel bewusst, was auf der Vorderseite des Schweizer Franken glänzt? Es ist die Helvetia. Komplizierter wird es mit den Euromünzen. Jedes Land vergibt das Bild auf der Vorderseite selbst. Das geht von niederländischen oder spanischen Königshäuptern über den Papst bis zu Dante Allighieri auf den italienischen Münzen. Um nur ein paar Köpfe zu nennen. Es kann aber ebenso gut ein Gebäude, eine Statue oder Skulptur sein.

Gesichter auf Münzen – nicht selbstverständlich

Wer das Buch «Menschengesichter» von Ursula Kampmann liest und betrachtet, wird einen neuen Zugang zu den Vorderseiten der Münzen finden. Versprochen. Die Autorin zeigt anhand wunderbarer Abbildungen die Geschichte der Menschengesichter auf Münzen auf. Es ist eine wandelbare Geschichte – und wir erfahren, es ist gar nicht selbstverständlich, dass menschliche Gesichter auf Münzen abgebildet werden. Doch der Reihe nach:

Drehen wir das Rad der Zeit zurück: Wie hat alles begonnen? Bei den alten Griechen  – wie könnte es anders sein? – werden Götter abgebildet, Götter mit menschlichem Antlitz. Einer der bekanntesten Vertreter ist Göttervater Zeus. Sein Heiligtum stand in Olympia. Zu seinen Ehren fand alle vier Jahre ein Fest statt, bei dem die besten Sportler an Wettkämpfen gegeneinander antraten. Auf dieses antike Fest gehen die Olympischen Spiele zurück.

Doch wie kam der Mensch ins Münzbild? Durch eine Umkehr: So wie die Abbilder der Götter menschliche Züge trugen, verkleidete sich die erste Generation von porträtierten Menschen als Götter. Die Machtträger legten aber die göttlichen Attribute bald ab und begnügten sich mit einem Diadem. So wie Caesar, der einen goldenen Kopfschmuck trägt – ein Symbol für Sieg, Leistung und Verantwortung. Und in der Tat – Caesar ging entschlossen daran, das römische Staatswesen zu reformieren.

Aber nicht nur Caesar, alle antiken Grössen nach Alexander dem Grossen wie Augustus, Nero, Hadrian, Constantin oder Galla Plazidia liessen sich auf den Münzen abbilden. 

Was geschieht aber nun in der Folgezeit? Die Völkerwanderung mischt die alte Weltordnung gehörig auf. Kleingeld gibt es für die nächsten 1000 Jahre im Westen nicht mehr und auf den neuen Münzen steht nicht mehr der Mensch als Individuum im Vordergrund, sondern seine Funktion oder Rolle. Das heisst: Ein König ist mächtig, ein König ist stark, ein König trägt seine Krone mit Anmut. Welcher König dargestellt wird, ist dabei eigentlich egal. Heinrich VI., König von England, wird mit einem Jahr zum König gekrönt! Wenn hier nicht die Funktion über dem Menschlein steht!

In der Renaissance wird das individuelle Porträt wiederentdeckt. Jeder König, jeder Fürst und jeder Graf liess sein eigenes Bild auf Münzen und Medaillen setzen. Schauen wir uns die Münze von Heinrich VIII., dem berühmt-berüchtigten König von England, etwas genauer an. Glücklich sieht er nicht gerade aus, eher kann man ihm einen mürrischen Gesichtsausdruck zuschreiben. Nun, Grund dazu hatte er. Aus seiner zweiten Ehe – von insgesamt sechs – überlebte ein einziges Kind, ein Mädchen. Heinrich VIII. wollte die Ehe mit Katharina deswegen vom Papst scheiden lassen – erfolglos! Inzwischen war aber eine hübsche Hofdame namens Änn Bow-linn vom König schwanger. Das was DIE Chance auf einen Thronfolger! Was blieb Heinrich VIII. anderes übrig, als die englische Kirche von der katholischen Kirche zu trennen, um die neue Ehe und den Thronfolger zu legitimieren. Welches Pech, dass Änn Bow-linn eine Tochter zur Welt brachte. Nun, das kleine Mädchen wurde später immerhin zur grossen Elisabeth I.

Weibliche Personifikationen

Mit dem Untergang der Monarchien entsteht Platz auf den Münzen, der neu gestaltet werden will. Nun entstehen weilbliche Personifikationen, die zwar auf antike Vorbilder zurückgehen, aber dennoch Ausdruck einer neuen Zeit werden. Frauen stellen Attribute wie Freiheit, Frieden oder Fortschritt eines Landes dar, so etwa die Britannia oder die Helvetia.

Vielleicht drehen Sie die nächste Münze, die Sie aus der Geldbörse nehmen, einmal mehr um. Den Blick für Menschengesichter auf Münzen geschärft hat uns die erfahrene Numismatikerin und Publizistin Ursula Kampmann.

Was ist das Besondere an diesem Buch? Man kann darin blättern und sich von einer Münze und ihrer Geschichte inspirieren lassen. Wie kleine Gutenachtgeschichten können 1 bis 2 Seiten herausgepickt werden. «Menschengesichter» ist direkt im MoneyMuseum oder als E-Book im Handel erhältlich und zeigt auf, wie schön es sich gerade auch in einem digitalen Buch blättern lässt.

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