Reich wie Kroisos: Von den ersten Goldmünzen mit Löwe um 550 v. Chr. in Lydien und persischem Pragmatismus
Eine Münze mit einem Löwen und einem Stier abgebildet gehört zu den ersten Goldmünzen der Welt. Krösus, der König der Lydier, liess sie prägen. Er war der reichste Mann der damals bekannten Welt. Seine Münzen in Gold und Silber waren aber Jahrhunderte nach seinem Tod noch in Umlauf. Immerhin war er der Erste, der ein bimetallisches Währungssystem aufbaute.
Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Lydien. Wir befinden uns etwa im Jahr 550 vor Christus.
Ein Löwe und ein Stier, sie stehen sich hier auf dieser Münze gegenüber. Der Löwe hat den Rachen weit aufgerissen und die Pranke erhoben. Er will sich auf den Stier stürzen, um ihn zu reißen. Der Stier dagegen scheint völlig frei von jeder Aggressivität zu sein. Er hält den Kopf nicht gesenkt, sein spitzes Horn ist keine Gefahr für den attackierenden Löwen.
Löwe und Stier sind auf der ersten Goldmünze der Welt abgebildet, auf einem Stater des Kroisos.
Dieser mächtige Herrscher regierte ein Reich, das sich Lydien nannte. Seine Hauptstadt war Sardes, und von dort aus kontrollierte Kroisos alle bedeutenden Handelsstädte an der Küste. Sie alle zahlten ihm Steuern, sodass der lydische König zum reichsten Mann der damals bekannten Welt wurde. Noch heute ist Krösus ein Synonym für einen geradezu unverschämt reichen Menschen.
Dazu versorgte der Paktolos, der durch Sardes strömte, die Lyder mit Edelmetall. Früher glaubte man, es habe sich dabei um Elektron gehandelt, eine natürliche Mischung aus Gold und Silber. Heute wissen wir, dass der Paktolos reines Gold mit sich führte, das der König für seine Zwecke nutzen konnte.
Er unterstützte damit den Tempel der Artemis von Ephesos und den des Apollon von Didyma.
Auch wenn die Überreste des Tempels der Artemis, die heute in Sardes zu sehen sind, aus späterer Zeit stammen, wird Kroisos hier nicht weniger Geld ausgegeben haben als in den Städten der Griechen. Die Zeit hat uns kaum etwas von den prachtvollen Bauten übrig gelassen, mit denen der König seine Hauptstadt Sardes schmückte.
Bezahlt haben wird er dafür mit Münzen wie dieser. Unser Stück dürfte zu den frühesten Prägungen des Kroisos gehören. Dafür gibt es viele stilistische Gründe. Einer davon wird sofort offenbar, wenn Sie sich die Stirn des Löwen ansehen. Dort ragt etwas hervor, was die Numismatiker als Protuberanz bezeichnen.
Eine viel detaillierter ausgeführte Protuberanz finden wir auf früheren Münzen der lydischen Könige. Sie ist immer über der Stirn des Löwen zu sehen und könnte als ein Symbol der Sonne zu verstehen sein, mit der man den König der Tiere ja leicht in Verbindung bringen kann.
Reste dieser Protuberanz gibt es eben auch auf unserem Stück, während sie auf späteren Münzen mit dem gleichen Motiv vollständig verschwunden ist. Unsere Münze ist also eine Art Prototyp für die erste Münzemission der Welt, bei der es Gold- und Silbermünzen in vielen verschiedenen Wertstufen gab.
Das zum Beispiel ist ein goldener Drittelstater im Gewicht von 2,7 Gramm.
Das ist ein goldener Zwölftelstater mit 0,7 Gramm.
Und das ist ein goldener Vierundzwanzigstelstater mit 0,45 Gramm.
Das gleiche haben wir auch noch in Silber. Kroisos ließ viele Münzen prägen und gab sie in der ganzen griechischen Welt aus. Kein Wunder, dass er damit Begehrlichkeiten weckte.
Vielleicht also überschritt Kroisos den Halys nicht, um das mächtige Reich der Perser zu zerstören, sondern um einem persischen Feldzug zuvorzukommen. Jedenfalls musste Kroisos feststellen, dass er mit all seiner Macht dem persischen König Kyros dem Großen nicht gewachsen war. Sardes wurde erobert, Kroisos zu einem Untertan von Kyros.
Noch jahrhundertelang waren die Griechen vom Schicksal des lydischen Königs, der auf dem Höhepunkt seiner Macht stürzte, so beeindruckt, dass sie immer wieder die Geschichte des Kroisos erzählten und ständig neue Details erfanden. Die Perser waren da pragmatischer.
Sie übernahmen einfach die größte Erfindung des Kroisos, seine Münzen in Gold und Silber, und prägten sie noch lange weiter.
Erst als der persische König Dareios seine Hauptstadt Persepolis gründete, entschied er sich, ein eigenes Münzmotiv einzuführen. Seine Münzen zeigen nicht mehr den Löwen im Kampf mit dem Stier, sondern den persischen König als Anführer seines Heers. Aber in Gold und Silber gab es die persischen Münzen immer noch.
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