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„Schmiergeld“ für die Thraker: Als die pragmatischen Römer in Makedonien durch Steuereintreiber Aesillas Münzen unrömischer Art prägen ließen

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Wer und was war Aesillas, der seinen Namen so prominent auf makedonische Münzen setzt. Die Suche nach ihm führt uns zu den Mitteln, mit denen die Römer Kleinasien eroberten. 

 

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Makedonien. Wir befinden uns in den Jahren kurz nach 90 v. Chr.

 

Eine merkwürdige Münze. Sie ist zweisprachig. Auf der Vorderseite ist in griechischen Buchstaben Makedonon geschrieben, auf der Rückseite lesen wir in lateinischen Lettern Aesillas. Nun, wer die Makedonen waren, das wissen wir.

 

Die Makedonen waren ein Volk in Nordgriechenland, das unter seinem König Philipp II. zur führenden Macht der Griechen aufstieg.

 

Philipps Sohn Alexander dehnte die Macht der Makedonen bis an den Hindukusch aus. Sein Tod stürzte sein Reich in schreckliche Bürgerkriege und reduzierte Makedonien wieder auf den Norden Griechenlands.

 

Rund 100 Jahre später beging ein König von Makedonien den entscheidenden Fehler, sich den Hass der Römer zuzuziehen. Die führten drei Kriege, bis das Königreich Makedonien in vier Teile zerschlagen war, die unter römischer Kontrolle standen.

 

Wie gesagt, wir wissen, wer die Makedonen waren. Aber wer war Aesillas?

 

Nun, aus der zeitgenössischen Überlieferung ist uns nichts über den Mann bekannt, aber die Münze selbst gibt uns einige Hinweise.

 

Da ist zum Beispiel eine Cista, ein Korb mit einem Deckel, wie er zum Einsammeln der römischen Steuern benutzt wurde.

 

Rechts sehen wir einen besonderen Stuhl. Jeder Einwohner im Römischen Reich wusste, dass auf so einem Stuhl der Steuereintreiber, der Quaestor, bei seinen Amtshandlungen Platz nahm. Und tatsächlich, unter dem Namen Aesillas sehen wir ein Q. Unser Aesillas war also der römische Quaestor. Aber warum gab der eine Münze im Namen der Makedonen heraus?

 

Dafür gab es natürlich einen militärischen Grund. Im Osten begann Mithradates von Pontos, sich ein Reich aufzubauen.

 

Beim Versuch, Kappadokien zu erobern, kam es zum Konflikt mit einem anderen Herrscher des Ostens, mit Nikomedes III. von Bithynien. Der bat die Römer um Hilfe. Und die wollten sowieso mehr Macht und Einfluss in Kleinasien gewinnen. Der Krieg begann.

 

Das bedeutete, dass die Römer ihren Nachschub sichern mussten. Und dafür benötigten sie die Via Egnatia. Vom römischen Hafen Brundisium aus setzten die Truppen nach Dyrrhachium über. Von dort aus zogen sie über Edessa, Pella, Thessaloniki, Amphipolis, Philippi nach Perinth und Byzantion. Die Via Egnatia war wohl die wichtigste strategische Verbindung zwischen West und Ost - kein Wunder, dass es hier immer wieder zu entscheidenden Schlachten kommen sollte.

 

Bei Philippi kämpften Octavian und Marcus Antonius mit den Caesarmördern Brutus und Cassius.

 

Direkt am Anfang der Via Egnatia, bei Chrysopolis, siegte Konstantin über Licinius.

 

Doch im 1. Jahrhundert v. Chr. führte ein wichtiger Teil der Via Egnatia noch durch Gebiete, die unter dem Einfluss der kriegerischen Stämme Thrakiens standen. Das bedeutete, dass die Römer die Thraker als Verbündete gewinnen mussten.

 

Die Römer waren Pragmatiker. Sie wussten, dass man Unterstützung auch kaufen kann. Und so bezahlten sie die Thraker für ihr Stillhalten. Die Münzen, die sie dafür eigens herstellen ließen, gestalteten sie so, dass sie bei den Thrakern auf möglichst große Akzeptanz stoßen mussten.

 

Seit der Herrschaft ihres Königs Lysimachos in den Jahren zwischen 305 und 281 v. Chr. hatten in Thrakien Münzen mit dem Porträt Alexanders des Großen kursiert. So stellten auch die Römer Alexander auf ihren Münzen dar, mit wehenden Haaren und dem Ammonshorn.

Das Gewicht stimmte ebenfalls. Die Münzen wogen knapp 17 Gramm.

 

Das entsprach dem weit verbreiteten Standard der Athener Tetradrachmen vom Neuen Stil. Wer sich an dieses Gewicht halten wollte, zeigte das durch einen Kranz auf der Rückseite. Und tatsächlich, auch unsere Tetradrachme ziert ein Kranz.

 

Die Keule war eine altbekannte Darstellung, die jeder Thraker von den Tetradrachmen kannte, die von den Römern nach der Eroberung Makedoniens geprägt worden waren. Die anderen Bestandteile des Münzbilds waren neu.

 

Wir wissen, dass die Thraker diese Münzen gerne akzeptierten, und die Römer immer wieder Münzen dieses Typs prägten, um die Thraker mit neuen Hilfsgeldern ruhig zu stellen. Fast 20 Jahre lang ließen sie Münzen mit dem Namen des Aesillas herstellen, als der schon längst wieder die Provinz Makedonien verlassen hatte. Erst in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts ersetzte der Denar auch bei den Thrakern die Tetradrachme als das beliebteste Zahlungsmittel.

 

Die Römer jedenfalls konnten über die Via Egnatia genug Truppen in den Osten bringen. Mithradates hatte keine Chance. Im Jahre 63 v. Chr. trieb ihn der römische Feldherr Pompeius derart in die Enge, dass der Herrscher des Pontos keinen Ausweg mehr sah. Er beging Selbstmord. Und die Römer wurden zu den unangefochtenen Herrschern Kleinasiens.

 

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