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Teresa Teklic: Mein Lieblingsbuch. Mohsin Hamid, Der Fundamentalist, der keiner sein wollte.

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„Entschuldigen Sie, Sir, kann ich Ihnen behilflich sein? Oh, jetzt habe ich Sie erschreckt. Sie brauchen keine Angst vor meinem Bart zu haben: Ich liebe Amerika.“ Mit diesen Worten beginnt Mohsin Hamids Roman, für mich eine der besten Romaneröffnungen, die ich kenne. Hamid gelingt es mit wenigen Worten eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen und fast alle für den Roman wichtigen Stichworte zu liefern: „Bart“, „Angst“ und „Amerika“. Seit dem 11. September lässt uns das unwillkürlich an Eines denken: Terrorismus. 

 

Seinen zweiten Roman lässt der Autor in Gänze als Monolog von seinem Protagonisten erzählen. Diese ungewöhnliche Entscheidung zieht den Leser derart in den Bann, dass man das schlanke, knapp 200 Seiten kurze Buch auch gut in einer Nacht lesen kann. Changez, der Erzähler pakistanische Herkunft, trifft scheinbar zufällig einen fremden Amerikaner auf den Straßen Lahores in Pakistan. Bei einer gemeinsamen Mahlzeit erzählt er dem Fremden seine bisherige Lebensgeschichte. 

 

Was dann folgt, ist der glänzende Lebenslauf eines hoch intelligenten, ehrgeizigen jungen Mannes, der es allen Widrigkeiten zum Trotz nach Princeton schafft, dort einen erstklassigen Abschluss macht und als Unternehmensberater für eine von Amerikas reichsten Firmen ein luxuriöses Leben in New York führt. Changez ist außerordentlich gebildet, eloquent und höflich, beherrscht die englische Sprache perfekt und liebt die Kultur des Landes. 

 

Doch was ist geschehen, das Changez dazu gebracht hat seinen amerikanischen Traum aufzugeben? Wie passt der junge Absolvent einer amerikanischen Eliteuniversität zu dem bärtigen Einheimischen mittleren Alters in Lahore? Ist der Amerikaner ein harmloser Tourist oder ein CIA Agent, der Changez eliminieren soll? Der Roman schafft es gekonnt den Spannungsbogen vom ersten Satz bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Antworten auf diese Fragen gibt es allerdings nur bedingt… 

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