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Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie

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Schuber: Ökonomie, Politik und Ethik aus ,Summa Theologiae‘

1270
Aquin, Thomas von
Schefolds Klassiker
Dieses Buch kann in der Bibliothek des MoneyMuseums gelesen werden.

Thomas von Aquins ökonomische, politische und ethische Überlegungen aus der Summa Theologiae (ca. 1270) bilden eine der einflussreichsten philosophischen Grundlagen der mittelalterlichen Wirtschaftsethik. Als Vertreter der Scholastik verband Thomas von Aquin aristotelisches Denken mit christlicher Theologie und entwickelte eine normative Ordnung für das wirtschaftliche Handeln im Einklang mit göttlichem Recht und sozialer Gerechtigkeit.

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Ein zentraler Punkt seiner ökonomischen Theorie ist das Prinzip der gerechten Preisbildung (justum pretium). Thomas von Aquin argumentiert, dass wirtschaftlicher Austausch auf Fairness basieren muss und dass Preise nicht allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden sollten. Vielmehr sei ein Preis dann gerecht, wenn er dem tatsächlichen Wert eines Gutes entspricht und beide Handelspartner nicht übervorteilt. Dies stellte eine frühe Form der Wirtschaftsethik dar und diente als Grundlage für spätere wirtschaftstheoretische Überlegungen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist seine Haltung zum Zins. Thomas von Aquin übernahm die kirchliche Lehre des Zinsverbots (Usura), die das Verleihen von Geld gegen Zinsen als moralisch verwerflich ansah. Dies begründete er damit, dass Geld als bloßes Tauschmittel keine eigene Fruchtbarkeit besitzt und somit kein legitimes Mittel sein könne, um Einkommen zu generieren. Diese Sichtweise hatte großen Einfluss auf die mittelalterliche Wirtschaft, insbesondere auf das Finanzwesen und die Entwicklung alternativer Kreditmechanismen.

Auch das Thema Eigentum nimmt in seiner Ethik eine bedeutende Stellung ein. Während Thomas von Aquin Privateigentum grundsätzlich befürwortete, sah er es als moralische Pflicht an, Besitz mit den Bedürftigen zu teilen. Er argumentierte, dass Eigentum nicht nur individuelle Rechte, sondern auch soziale Verpflichtungen mit sich bringt, ein Gedanke, der in modernen Konzepten sozialer Marktwirtschaft nachwirkt.

Politisch betrachtet sah er den Staat als eine notwendige Institution zur Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung und des Gemeinwohls (bonum commune). Dabei betonte er, dass die Legitimität politischer Herrschaft von ihrer Gerechtigkeit und ihrem Dienst am Volk abhängt. Für ihn war die Monarchie die beste Regierungsform, sofern sie dem Gemeinwohl diente, doch warnte er vor der Gefahr des Tyrannei.

Thomas von Aquins wirtschaftliche und politische Lehren aus der Summa Theologiae prägten das mittelalterliche Wirtschaftsdenken und fanden Eingang in spätere Konzepte der Sozialethik und Wirtschaftsethik. Seine Vorstellungen über gerechten Handel, soziale Verantwortung und die moralischen Grenzen wirtschaftlicher Tätigkeit sind auch heute noch von großer Bedeutung.

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