Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
*Von Kauffshandlung und Wucher
Martin Luthers Von Kauffshandlung und Wucher (1524) ist eine scharfe Kritik an den wirtschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit, insbesondere am Wucherzins und an spekulativen Handelspraktiken. In diesem Werk verbindet Luther theologische und wirtschaftsethische Argumente, um gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Gesellschaft vorzugehen.
Ein zentrales Thema des Werks ist die Verurteilung des Wuchers, also der übermäßigen Zinsnahme. Luther argumentiert, dass der Zins keine produktive wirtschaftliche Tätigkeit darstellt, sondern eine Form der Ausbeutung ist, die insbesondere die Armen belastet. Er betrachtet den Wucher als unvereinbar mit christlicher Nächstenliebe und fordert von Christen, sich an einem gerechten Wirtschaften zu orientieren.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Rolle der Obrigkeit. Luther sieht es als Aufgabe des Staates an, unlautere Handelspraktiken zu unterbinden und für eine gerechte Wirtschaftsordnung zu sorgen. Er lehnt die Vorstellung ab, dass sich die Wirtschaft selbst regulieren kann, und fordert eine moralische Kontrolle über wirtschaftliche Prozesse.
Besonders bemerkenswert ist seine Unterscheidung zwischen ehrlichem Gewerbe und spekulativen Finanzgeschäften. Luther sieht die Arbeit als gottgewollte Pflicht, die dem Gemeinwohl dienen soll. Handelspraktiken, die auf reinem Gewinnstreben basieren, lehnt er ab, da sie die gesellschaftliche Ordnung gefährden.
Darüber hinaus beschäftigt sich Luther mit dem ethischen Umgang mit Eigentum. Er warnt vor der Gier und der Anhäufung von Reichtum um seiner selbst willen und plädiert für eine wirtschaftliche Praxis, die auf Gerechtigkeit und Solidarität basiert.
Von Kauffshandlung und Wucher bleibt ein einflussreiches Werk der Wirtschaftsethik. Luthers scharfe Kritik an den wirtschaftlichen Missständen seiner Zeit und seine Forderung nach einer moralisch fundierten Wirtschaftsordnung beeinflussten nicht nur die Reformation, sondern auch spätere wirtschafts- und sozialethische Debatten.