Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Schuber: Martin de Azpilcueta: ,,Comentario resolutorio de Cambios“; Luis Ortiz: „Memorial del contador Luis Ortiz a Felipe II.“
Die wirtschaftlichen Schriften von Martin de Azpilcueta (Comentario resolutorio de Cambios, 1556) und Luis Ortiz (Memorial del contador Luis Ortiz a Felipe II., 1558) sind bedeutende Beiträge zur spanischen Wirtschaftstheorie des 16. Jahrhunderts. Beide Werke setzen sich mit der Geldpolitik, dem Außenhandel und der wirtschaftlichen Stabilität auseinander und liefern wichtige Einsichten in die ökonomischen Herausforderungen der frühen Neuzeit.
Martin de Azpilcueta, ein Theologe und Wirtschaftstheoretiker der Schule von Salamanca, beschäftigte sich in seinem Werk intensiv mit der Frage des Wechselkurses und der Inflation. Er erkannte als einer der ersten Ökonomen, dass eine erhöhte Geldmenge zu Preissteigerungen führt – eine frühe Form der Quantitätstheorie des Geldes. Seine Beobachtungen basierten auf den wirtschaftlichen Auswirkungen des massiven Zustroms von Edelmetallen aus den spanischen Kolonien Amerikas. Er stellte fest, dass die Inflation in Spanien stärker ausfiel als in anderen europäischen Ländern, die nicht direkt von den amerikanischen Silber- und Goldlieferungen profitierten. Azpilcueta argumentierte, dass der Geldwert von der Verfügbarkeit des Edelmetalls in einem Land abhängt, womit er ein fundamentales Prinzip der modernen Geldtheorie formulierte.
Luis Ortiz hingegen konzentrierte sich auf wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Stärkung der spanischen Wirtschaft. In seinem Memorial forderte er König Philipp II. auf, den massiven Export von Silber und Gold einzuschränken, um die spanische Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen. Er argumentierte, dass zu viel Geld ins Ausland abfloss, während Spanien selbst unter wirtschaftlicher Schwäche litt. Ortiz plädierte für eine stärkere Förderung der heimischen Produktion und einen gezielten Schutz der spanischen Industrie gegen ausländische Importe. Seine Vorschläge stellten eine frühe Form des Merkantilismus dar, indem er wirtschaftliche Selbstversorgung und staatliche Eingriffe in den Handel als essenziell für nationale Stabilität betrachtete.
Beide Werke zeigen die ökonomischen Herausforderungen des 16. Jahrhunderts und deren Relevanz für die spätere Wirtschaftstheorie. Während Azpilcueta eine der ersten analytischen Darstellungen monetärer Dynamiken lieferte, entwickelte Ortiz wirtschaftspolitische Strategien zur Bewältigung der Spannungen im globalen Handelssystem. Ihre Einsichten beeinflussten spätere ökonomische Denker und markieren einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der modernen Volkswirtschaftslehre.