Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Politischer Discurs. Von den eigentlichen Ursachen deß Auf- und Abnehmens der Städt, Länder und Republicken, in specie, Wie ein Land Volckreich und Nahrhaft zu machen, und in eine rechte Societatem civilem zu bringen
Johann Joachim Bechers Politischer Discurs (1668) ist ein einflussreiches Werk des deutschen Merkantilismus und behandelt die wirtschaftlichen Ursachen des Wohlstands und Niedergangs von Staaten. Becher, ein vielseitiger Gelehrter, Ökonom und Staatsmann, setzt sich darin mit den wirtschaftlichen Herausforderungen seiner Zeit auseinander und entwickelt Konzepte, die auf einer gezielten Wirtschafts- und Sozialpolitik basieren.
Ein zentrales Anliegen Bechers ist die Frage, wie ein Staat reich und bevölkerungsreich werden kann. Er betont, dass wirtschaftlicher Wohlstand nicht allein durch Bodenschätze oder landwirtschaftliche Erträge entsteht, sondern durch die geschickte Förderung von Gewerbe, Handel und Manufakturen. Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hängt seiner Ansicht nach maßgeblich von der effektiven Nutzung menschlicher Arbeitskraft und einer aktiven Wirtschaftspolitik ab.
Becher argumentiert, dass ein erfolgreicher Staat gezielt Maßnahmen ergreifen sollte, um Produktionszweige zu fördern und die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Er plädiert für die Ansiedlung von Fachkräften, die Einführung neuer Technologien und eine bessere Organisation der Produktion. Diese Ideen stehen im Kontext des frühen Merkantilismus, der die wirtschaftliche Macht eines Staates durch staatliche Eingriffe und Handelsregulierungen zu stärken suchte.
Ein weiteres wichtiges Thema seines Werkes ist die Bedeutung des Handels. Becher erkennt an, dass internationaler Handel Wohlstand generieren kann, doch warnt er davor, dass ein unkontrollierter Import von Luxusgütern die heimische Wirtschaft schwächen könnte. Stattdessen fordert er eine gezielte Exportförderung und eine Industriepolitik, die auf nationaler Autarkie und Unabhängigkeit basiert.
Bechers Politischer Discurs enthält zudem Überlegungen zur Armutsbekämpfung. Er sieht in der Schaffung produktiver Arbeitsplätze eine Lösung für soziale Probleme und argumentiert, dass der Staat eine aktive Rolle bei der Beschäftigungsförderung spielen muss. Dies führt ihn zur Entwicklung von Konzepten für öffentliche Arbeitsprogramme und Wirtschaftsförderung, die in späteren wirtschaftspolitischen Debatten eine wichtige Rolle spielten.
Das Werk ist ein bedeutender Beitrag zur merkantilistischen Wirtschaftstheorie und beeinflusste zahlreiche spätere Denker. Seine Vorschläge zur gezielten Wirtschaftssteuerung, Förderung der Industrie und Bekämpfung der Armut sind bis heute von wirtschaftspolitischer Relevanz. Becher zählt damit zu den wichtigen Vertretern einer frühen, staatlich gelenkten Wirtschaftspolitik.