Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Traité d’économie politique, ou simple exposition de la manière dont se forment, se distribuent et se consomment les richesses
Jean-Baptiste Says Traité d'économie politique (1803) ist eines der zentralen Werke der klassischen Nationalökonomie und hatte erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften. Say systematisiert darin die Grundprinzipien der Marktwirtschaft und formuliert Konzepte, die später eine bedeutende Rolle in der ökonomischen Theorie spielen sollten.
Ein zentrales Konzept seines Werks ist das berühmte Say’sche Gesetz („Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage“). Say argumentiert, dass in einer freien Wirtschaft das produzierte Angebot automatisch die Nachfrage erzeugt, da Produzenten durch den Verkauf ihrer Waren Einkommen erzielen, das wiederum für den Kauf anderer Güter eingesetzt wird. Diese Theorie widerspricht der Vorstellung von generellen Überproduktionskrisen und legt nahe, dass Marktwirtschaften sich selbst regulieren, sofern keine externen Störungen auftreten.
Ein weiteres wichtiges Thema in Traité d'économie politique ist die Rolle des Unternehmers. Say erkennt die Bedeutung unternehmerischer Innovation und Risikobereitschaft für das wirtschaftliche Wachstum. Anders als Adam Smith, der vor allem Kapital und Arbeit als zentrale Produktionsfaktoren betrachtete, hebt Say die unternehmerische Funktion als eigenständigen Produktionsfaktor hervor. Dies beeinflusste spätere Theorien über Unternehmertum und wirtschaftliche Dynamik.
Say betont zudem die Bedeutung von Freihandel und Marktmechanismen. Er argumentiert, dass staatliche Eingriffe in den Markt meist mehr Schaden als Nutzen anrichten und dass eine offene Handelsordnung für den wirtschaftlichen Fortschritt entscheidend sei. Diese Ideen trugen zur Weiterentwicklung der liberalen Wirtschaftstheorie bei und fanden später Eingang in die neoklassische Ökonomie.
Trotz der einflussreichen Thesen wurde Says Gesetz in späteren wirtschaftlichen Krisen, insbesondere während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre, von Ökonomen wie John Maynard Keynes kritisch hinterfragt. Keynes argumentierte, dass Nachfrageausfälle zu anhaltenden Wirtschaftskrisen führen können und staatliche Interventionen notwendig seien, um die Nachfrage zu stabilisieren.
Dennoch bleibt Traité d'économie politique ein fundamentaler Text der Wirtschaftswissenschaften. Say trug wesentlich zur Entwicklung der klassischen Theorie bei und schuf mit seinen Konzepten eine Grundlage für spätere Diskussionen über Marktdynamiken, Unternehmertum und wirtschaftliche Stabilität.