Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Die ,Corn-Law-Pamphlets‘ von 1815
Die Corn-Law-Pamphlets von 1815 sind eine Sammlung wirtschaftspolitischer Schriften, die sich mit den britischen Getreidegesetzen (Corn Laws) und deren wirtschaftlichen Auswirkungen befassen. Diese Debatte wurde von führenden Ökonomen wie Thomas Robert Malthus, David Ricardo, Robert Torrens und Edward West geprägt und hatte tiefgreifende Folgen für die britische Handelspolitik und die klassische Wirtschaftstheorie.
Ein zentrales Thema der Corn-Law-Pamphlets ist der Konflikt zwischen Agrarinteressen und Freihandel. Die Getreidegesetze, die hohe Schutzzölle auf Getreideimporte vorsahen, sollten britische Landwirte vor billiger ausländischer Konkurrenz schützen. Kritiker wie Ricardo argumentierten jedoch, dass diese Politik zu künstlich hohen Lebensmittelpreisen und damit zu einer Belastung für die industrielle Entwicklung und die städtische Bevölkerung führte. Seine Theorie der komparativen Kostenvorteile legte dar, dass Freihandel langfristig zu höherem Wohlstand für alle führen würde.
Malthus hingegen nahm eine differenziertere Position ein. Er erkannte zwar die negativen Effekte der Getreidegesetze an, argumentierte aber, dass eine plötzliche Marktöffnung zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen könnte. Er sah in den hohen Getreidepreisen auch eine Möglichkeit, die landwirtschaftliche Produktion und Beschäftigung in ländlichen Regionen zu sichern.
Robert Torrens und Edward West trugen zur Debatte bei, indem sie die Verteilungseffekte der Getreidegesetze auf verschiedene gesellschaftliche Gruppen untersuchten. Sie argumentierten, dass hohe Getreidepreise die Reallöhne der Arbeiter senkten, während Großgrundbesitzer davon profitierten. Diese Erkenntnisse spielten eine wichtige Rolle in der späteren Reformbewegung zur Abschaffung der Corn Laws.
Die wirtschaftspolitischen Argumente der Corn-Law-Pamphlets beeinflussten maßgeblich die britische Freihandelsbewegung. 1846 wurden die Getreidegesetze schließlich aufgehoben, ein Wendepunkt in der britischen Wirtschaftspolitik. Die Debatten um Protektionismus und Freihandel, die in diesen Schriften geführt wurden, bleiben bis heute von großer wirtschaftspolitischer Relevanz.