Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Nouveaux principes d’économie politique, ou De la richesse dans ses rapports avec la population
Jean Charles Léonard Simonde de Sismondis Nouveaux principes d'économie politique (1819) ist ein bedeutendes Werk der wirtschaftlichen Sozialkritik und eine frühe Alternative zur klassischen Nationalökonomie. Sismondi kritisiert die damals dominierenden Vorstellungen von Wirtschaftswachstum und Marktmechanismen und betont stattdessen die sozialen Folgen unregulierter Märkte.
Ein zentrales Anliegen seines Werks ist die Kritik an der reinen Marktlogik der klassischen Ökonomie. Sismondi argumentiert, dass unbegrenztes Wachstum und freier Wettbewerb nicht zwangsläufig zu Wohlstand für alle führen, sondern soziale Ungleichheit verstärken können. Er weist darauf hin, dass industrielle Produktionssteigerungen oft mit Verdrängung von Arbeitskräften und sozialer Unsicherheit einhergehen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle des Konsums in der Wirtschaft. Während klassische Ökonomen wie Ricardo und Say davon ausgingen, dass sich Angebot und Nachfrage automatisch ausgleichen, warnt Sismondi vor der Gefahr von Überproduktion und mangelnder Kaufkraft der unteren Schichten. Er argumentiert, dass wirtschaftliches Wachstum nur nachhaltig sein kann, wenn auch die Konsumnachfrage stabil bleibt und die Arbeiterschaft angemessen entlohnt wird.
Sismondi plädiert für eine aktivere Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik. Er fordert Maßnahmen zum Schutz der Arbeiterklasse, darunter bessere Löhne, Arbeitszeitregelungen und soziale Absicherungen. Diese Ansätze markieren eine frühe Form der Sozialökonomie und beeinflussten später sozialistische und sozialdemokratische Denkrichtungen.
Sein Werk war eine der ersten umfassenden Kritiken an der klassischen Nationalökonomie und diente als Grundlage für spätere ökonomische Theorien, insbesondere bei Karl Marx und John Maynard Keynes. Nouveaux principes d'économie politique bleibt ein Schlüsseltext für das Verständnis der sozialen Implikationen wirtschaftlicher Entwicklung und zeigt, dass Wohlstand nicht nur durch Produktionssteigerung, sondern auch durch soziale Gerechtigkeit gesichert werden muss.