Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Du système industriel
Claude-Henri de Saint-Simons Du système industriel (1821) ist ein grundlegendes Werk der frühen Sozialökonomie und stellt eine radikale Abkehr von der klassischen Nationalökonomie dar. Saint-Simon entwickelt darin eine Vision einer neuen Gesellschaft, die auf industrieller Produktivität, technologischem Fortschritt und sozialer Gerechtigkeit basiert.
Ein zentrales Thema des Werks ist die Umgestaltung der Gesellschaft hin zu einer industriellen Ordnung. Saint-Simon argumentiert, dass die traditionelle aristokratische Elite durch eine Führungsschicht aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und Unternehmern ersetzt werden sollte. Diese neue Elite solle die Wirtschaft rational organisieren und den gesellschaftlichen Fortschritt fördern. Damit stellt er eine frühe Form der technokratischen Wirtschaftstheorie auf.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist seine Kritik an der klassischen Idee des freien Marktes. Saint-Simon sieht die Wirtschaft nicht als ein selbstregulierendes System, sondern als ein Gebiet, das aktiv gesteuert werden muss. Er fordert eine Wirtschaftsordnung, die nicht auf Konkurrenz basiert, sondern auf Kooperation und zentraler Planung. Dies beeinflusste später sozialistische Theoretiker wie Karl Marx.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Saint-Simon der Rolle der Arbeiterklasse. Er erkennt an, dass die industrielle Produktion auf der Arbeitskraft der unteren Schichten beruht und plädiert für eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Seine Forderung nach sozialen Reformen und einem Ende der feudalen Privilegien war wegweisend für spätere sozialpolitische Bewegungen.
Du système industriel bleibt ein Schlüsselwerk der sozialökonomischen Theorien und beeinflusste sowohl sozialistische als auch technokratische Strömungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Saint-Simons Betonung der Rolle von Wissenschaft und Industrie in der gesellschaftlichen Entwicklung macht ihn zu einem der Vordenker der modernen Wirtschaftspolitik.