Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
*Das Geld. Darlegung der Grundlehren von dem Gelde, mit einer Vorerörterung über das Kapital und die Uebertragung der Nutzungen. (Geld und Credit, Erste Abtheilung)
Carl Knies' Das Geld (1873) ist ein zentrales Werk der historischen Schule der Nationalökonomie und bietet eine tiefgehende Analyse der Geldtheorie. Knies widersetzt sich der damals vorherrschenden quantitativen Geldtheorie und argumentiert für eine historisch-kontingente Betrachtung der Geldentwicklung.
Ein zentrales Thema des Werks ist die Auffassung von Geld als soziales und historisches Phänomen. Während klassische und neoklassische Ökonomen Geld oft als neutrale Größe betrachteten, betont Knies, dass die Funktion und Bedeutung des Geldes von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen abhängt. Diese Sichtweise steht im Gegensatz zur rein mechanistischen Betrachtung der Geldzirkulation.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist seine Kritik an der Quantitätstheorie des Geldes. Knies argumentiert, dass die Geldmenge nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern im Kontext von Kreditvergabe, Zahlungsströmen und wirtschaftlicher Entwicklung verstanden werden muss. Diese Überlegung beeinflusste später die Diskussionen über endogene Geldtheorien und die Rolle von Banken in der Geldschöpfung.
Besonders bemerkenswert ist Knies’ methodischer Ansatz. Als Vertreter der historischen Schule plädiert er für eine empirische und vergleichende Analyse wirtschaftlicher Prozesse anstelle allgemeingültiger Theorien. Er kritisiert die abstrakte Modellbildung der klassischen Ökonomie und fordert, dass ökonomische Theorien im historischen Kontext betrachtet werden müssen.
Darüber hinaus beschäftigt sich Knies mit der Entwicklung von Währungssystemen und der Rolle des Staates im Geldwesen. Er analysiert verschiedene historische Formen von Geld und zeigt, wie sich Geldsysteme durch wirtschaftliche und politische Veränderungen wandeln. Diese Perspektive ist besonders relevant für moderne Debatten über Währungsreformen und digitale Zahlungsmittel.
Das Geld bleibt ein bedeutendes Werk der Geldtheorie und eine wichtige Kritik an der rein mechanistischen Betrachtung wirtschaftlicher Prozesse. Knies’ Ansatz, Geld als historisch gewachsenes Phänomen zu analysieren, hat die wirtschaftswissenschaftliche Methodik nachhaltig beeinflusst und bietet bis heute wertvolle Einsichten für die Geldpolitik.