Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Allgemeine oder Theoretische Volkswirthschaftslehre. Erster Theil: Grundlegung
Adolph Wagners Allgemeine oder Theoretische Volkswirthschaftslehre (1876) ist ein grundlegendes Werk der deutschen Nationalökonomie und der Finanzwissenschaft. Wagner entwickelte darin eine umfassende Analyse wirtschaftlicher Prozesse und legte den Grundstein für die späteren sozialpolitischen Theorien des Wohlfahrtsstaates.
Ein zentrales Thema seines Werks ist die Rolle des Staates in der Wirtschaft. Wagner argumentiert, dass wirtschaftliche Entwicklung nicht allein durch Marktkräfte bestimmt wird, sondern dass der Staat eine aktive Rolle bei der Förderung von Wachstum und sozialer Gerechtigkeit spielen muss. Damit widersetzt er sich der klassischen Laissez-faire-Politik und plädiert für einen regulierenden Staat.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist das nach ihm benannte Wagner’sche Gesetz, das besagt, dass die Staatsausgaben in modernen Industrienationen überproportional zum Wirtschaftswachstum steigen. Wagner erkennt, dass steigende Einkommen zu einer höheren Nachfrage nach öffentlichen Gütern wie Bildung, Infrastruktur und Sozialleistungen führen, was eine zunehmende Staatsaktivität erfordert.
Besonders bemerkenswert ist seine Theorie der Steuerpolitik. Wagner plädiert für eine progressive Besteuerung als Mittel zur Umverteilung des Wohlstands und zur Finanzierung staatlicher Aufgaben. Seine Ideen beeinflussten maßgeblich die moderne Steuerpolitik und die Entwicklung des Sozialstaates.
Darüber hinaus beschäftigt sich Wagner mit der sozialen Frage und der Arbeiterbewegung. Er argumentiert, dass der Staat Verantwortung für die soziale Sicherung der Bevölkerung übernehmen muss, um wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewährleisten. Diese Überlegungen machten ihn zu einem Vordenker des späteren deutschen Sozialstaates.
Allgemeine oder Theoretische Volkswirthschaftslehre bleibt ein Schlüsselwerk der Wirtschaftspolitik. Wagners Analysen zur Rolle des Staates, zur Steuerpolitik und zur Sozialökonomie hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftspolitische Theorie und Praxis und prägen bis heute die Debatten über staatliche Eingriffe in die Wirtschaft.