Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Geldzins und Güterpreise. Eine Studie über die den Tauschwert Geldes bestimmenden Ursachen
Knut Wicksells Geldzins und Güterpreise (1898) ist ein fundamentales Werk der Geldtheorie und ein zentraler Beitrag zur modernen Makroökonomie. Wicksell entwickelt darin die Theorie des natürlichen Zinssatzes und zeigt, wie Geldpolitik Inflation und wirtschaftliche Schwankungen beeinflussen kann.
Ein zentrales Thema seines Werks ist das Konzept des natürlichen Zinssatzes. Wicksell definiert diesen als den Zinssatz, bei dem die Kapitalnachfrage und das Kapitalangebot im Gleichgewicht sind, ohne inflationäre oder deflationäre Tendenzen. Wenn der Marktzins unter dem natürlichen Zinssatz liegt, entsteht Inflation, da mehr Investitionen und Kredite aufgenommen werden. Liegt er darüber, führt dies zu Deflation und wirtschaftlicher Stagnation.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist Wicksells kumulativer Prozess. Er beschreibt, wie eine zu expansive Geldpolitik zu steigenden Preisen führt, wenn der Marktzins dauerhaft unter dem natürlichen Zinssatz gehalten wird. Dieses Modell war eine Vorwegnahme moderner Erklärungen für Inflation und Konjunkturzyklen und beeinflusste später die Geldpolitik von Zentralbanken.
Besonders bemerkenswert ist seine Analyse der Geldmengensteuerung. Wicksell zeigt, dass eine Zentralbank durch gezielte Steuerung des Zinssatzes die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen kann. Damit legte er die Grundlage für spätere geldpolitische Konzepte wie den Taylor-Rule-Ansatz und die Inflation Targeting-Strategien.
Darüber hinaus beschäftigt sich Wicksell mit der Rolle des Kreditwesens in der Wirtschaft. Er betont, dass nicht die Menge des Geldes an sich entscheidend ist, sondern die Art und Weise, wie Banken Kredite vergeben und die Geldmenge in Umlauf bringen. Diese Erkenntnis war wegweisend für spätere Theorien der endogenen Geldschöpfung.
Geldzins und Güterpreise bleibt ein Schlüsselwerk der Geldtheorie. Wicksells Konzepte des natürlichen Zinssatzes, des kumulativen Prozesses und der geldpolitischen Steuerung beeinflussten die moderne Makroökonomie maßgeblich und prägen bis heute die geldpolitischen Strategien von Zentralbanken weltweit.