Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre
Gustav von Schmollers Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre (1900) ist eines der zentralen Werke der Historischen Schule der Nationalökonomie. Schmoller betont darin die Bedeutung historischer, sozialer und institutioneller Faktoren für das Verständnis wirtschaftlicher Prozesse und wendet sich gegen die rein theoretisch-mathematische Herangehensweise der klassischen und neoklassischen Ökonomie.
Ein zentrales Thema des Werks ist die enge Verbindung von Wirtschaft, Geschichte und Ethik. Schmoller argumentiert, dass wirtschaftliche Entwicklungen nur im Kontext gesellschaftlicher Strukturen und historischer Bedingungen verstanden werden können. Er lehnt abstrakte Modellbildungen ab und fordert eine empirische, induktive Methode, die sich auf detaillierte Fallstudien stützt.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Rolle des Staates in der Wirtschaft. Schmoller sieht in einer klugen Wirtschafts- und Sozialpolitik eine Möglichkeit, soziale Missstände zu beheben und wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Er befürwortet staatliche Eingriffe, um soziale Gerechtigkeit zu fördern und Marktversagen zu korrigieren.
Besonders bemerkenswert ist seine Beteiligung am Methodenstreit mit Carl Menger. Während Menger für eine deduktive, axiombasierte Theorie plädierte, argumentierte Schmoller für eine historisch-empirische Vorgehensweise. Diese Auseinandersetzung prägte die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften nachhaltig.
Darüber hinaus beschäftigt sich Schmoller mit der sozialen Frage. Er plädiert für eine enge Verknüpfung von Wirtschaft und Sozialpolitik, um soziale Ungleichheiten abzumildern und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.
Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre bleibt ein fundamentales Werk der Historischen Schule. Schmollers Ansatz, wirtschaftliche Entwicklungen in ihren gesellschaftlichen und historischen Kontexten zu betrachten, beeinflusste viele spätere Theorien.