Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Die protestantische Ethik und der ,Geist‘ des Kapitalismus
Max Webers Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1905) ist ein einflussreiches Werk der Soziologie und Wirtschaftsgeschichte. In diesem Werk untersucht Weber den Zusammenhang zwischen religiösen Überzeugungen, insbesondere der protestantischen Ethik, und der Entwicklung des modernen Kapitalismus.
Ein zentrales Thema des Werks ist die These, dass bestimmte protestantische Glaubensrichtungen, insbesondere der Calvinismus, eine Mentalität der Disziplin, Arbeitsethik und rationalen Lebensführung förderten. Weber argumentiert, dass die Vorstellung der Prädestination und die Unsicherheit über das eigene Heil zu einer innerweltlichen Askese führten, die wirtschaftlichen Erfolg als Zeichen göttlicher Gnade interpretierte.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Rationalisierung des Wirtschaftens. Weber zeigt, dass der Kapitalismus nicht nur auf technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen beruht, sondern auch auf kulturellen und geistigen Veränderungen. Der Übergang von traditionellen, statusgebundenen Gesellschaften zu rational strukturierten Wirtschaftssystemen wird als langfristiger sozialer Prozess beschrieben.
Besonders bemerkenswert ist Webers Unterscheidung zwischen traditionellem und modernem Wirtschaften. Während traditionelle Wirtschaftsformen stark von persönlichen Beziehungen und religiösen Normen geprägt waren, zeichnet sich der moderne Kapitalismus durch systematische Organisation, Buchhaltung und Effizienzdenken aus.
Darüber hinaus beschäftigt sich Weber mit der Entstehung eines neuen Arbeitsethos. Er beschreibt, wie sich die Vorstellung von Arbeit als göttlicher Berufung entwickelte und dazu beitrug, dass wirtschaftlicher Erfolg zu einem zentralen Wert wurde. Diese Mentalität beeinflusste nicht nur das Wirtschaftsleben, sondern auch gesellschaftliche Strukturen.