Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus
Rudolf Hilferdings Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus (1910) ist ein Schlüsselwerk der marxistischen Ökonomie und eine grundlegende Analyse der kapitalistischen Finanzstrukturen. Hilferding entwickelt darin die Theorie des Finanzkapitals und beschreibt, wie Banken und Industriekapital zunehmend miteinander verschmelzen.
Ein zentrales Thema des Werks ist die Rolle des Finanzkapitals in der Wirtschaftsentwicklung. Hilferding argumentiert, dass der moderne Kapitalismus nicht mehr von reinem Industriekapital dominiert wird, sondern durch die wachsende Macht der Banken, die Unternehmen kontrollieren und Kapitalströme steuern. Diese Entwicklung führt zu einer immer stärkeren Zentralisierung und Monopolisierung der Wirtschaft.
Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Verbindung zwischen Kapitalismus und Imperialismus. Hilferding zeigt, dass die Expansion des Finanzkapitals untrennbar mit dem Streben nach neuen Märkten und politischem Einfluss verbunden ist. Seine Analyse beeinflusste maßgeblich spätere marxistische Theorien über den Imperialismus, insbesondere bei Lenin.
Besonders bemerkenswert ist seine Untersuchung der Kartellbildung und Monopolstrukturen. Hilferding erklärt, dass der Konkurrenzkapitalismus zunehmend durch monopolistische Tendenzen ersetzt wird, da große Unternehmen durch Kapitalverflechtungen und strategische Zusammenschlüsse den Markt kontrollieren.
Darüber hinaus beschäftigt sich Hilferding mit der politischen Dimension des Finanzkapitals. Er argumentiert, dass diese ökonomische Entwicklung auch die politische Machtverteilung beeinflusst, indem Banken und Konzerne direkten Einfluss auf staatliche Entscheidungen nehmen und damit demokratische Prozesse untergraben.