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Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie

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*Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart

1942
Röpke, Wilhelm
Schefolds Klassiker
Dieses Buch kann in der Bibliothek des MoneyMuseums gelesen werden.

Wilhelm Röpkes Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart, erschienen 1942 im Exil in der Schweiz, ist weit mehr als ein wirtschaftspolitisches Werk – es ist eine kulturkritische Diagnose der Moderne. Geschrieben unter dem Eindruck des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und des geistigen Verfalls Europas, formuliert Röpke eine tiefgreifende Kritik an den zivilisatorischen Fehlentwicklungen seiner Zeit und entwirft gleichzeitig die Vision einer freiheitlichen, menschenwürdigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

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Röpke analysiert die Krise nicht nur als ökonomische Fehlentwicklung, sondern als umfassende soziale, moralische und geistige Verwerfung. Der moderne Mensch, so seine Diagnose, habe das Maß verloren – Maß an Gemeinschaft, an Ordnung, an Verantwortung. Die Industrialisierung, der Massenkonsum, die Entwurzelung der Menschen aus gewachsenen Strukturen sowie die Entfremdung von ethischen Werten hätten eine „soziologische Kälte“ erzeugt. Der Mensch werde zum bloßen Objekt von Systemen – sei es des Marktes, des Staates oder der Ideologien.

Gegen diese Entmenschlichung setzt Röpke eine ganzheitliche Idee der Ordnung: Er fordert eine Rückbesinnung auf ethische Grundlagen, auf Subsidiarität, persönliche Verantwortung, Eigentum in gesellschaftlicher Verantwortung und eine Wirtschaftsordnung, die eingebettet ist in ein intaktes soziales und kulturelles Gefüge. Die Freiheit des Marktes ist für Röpke kein Selbstzweck, sondern muss sich einfügen in eine „moralische Ökonomie“, in der Maßhalten, Gemeinsinn und Gerechtigkeit zentrale Prinzipien sind.

Die geistige Nähe zu seinem Freund Alexander Rüstow und zur Freiburger Schule wird deutlich: Röpke plädiert wie Walter Eucken für eine verfasste Ordnung, in der Freiheit nicht durch Willkür ersetzt wird, sondern durch Regeln, Verantwortung und ein starkes Gemeinwesen gesichert ist. Damit legte er wichtige Grundlagen für die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft nach 1945.

Gleichzeitig mahnt Röpke zur Wachsamkeit gegenüber allen Formen totalitärer Systeme – sei es in Gestalt der Planwirtschaft oder des entgrenzten Kapitalismus. Beide sieht er als Bedrohung für die menschliche Würde und die kulturelle Substanz Europas.

Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart ist bis heute aktuell: Es ist ein Werk, das sich gegen die Reduktion des Menschen auf Konsument oder Produktionsfaktor stellt und stattdessen eine humanistische Vision der Wirtschaft entfaltet. Röpke zeigt, dass Ökonomie ohne Ethik in die Barbarei führen kann – und dass Freiheit nur dort gedeiht, wo der Mensch als moralisches Wesen im Zentrum steht.

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