Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie
Theory of Games and Economic Behavior
Mit Theory of Games and Economic Behavior, veröffentlicht 1944, begründeten John von Neumann und Oskar Morgenstern die moderne Spieltheorie – ein radikal neuer Ansatz zur Analyse wirtschaftlichen und sozialen Verhaltens. Das Werk revolutionierte das ökonomische Denken, indem es ökonomische Entscheidungen nicht länger nur als Reaktion auf Märkte, Preise und Knappheit beschrieb, sondern als strategisches Handeln in Interaktion mit anderen Akteuren. Die Wirtschaft wurde damit als Spiel verstanden – mit Regeln, Mitspielern, Strategien und Gewinnern.
Im Gegensatz zur traditionellen Ökonomie, die meist von vollkommenem Wettbewerb oder isolierten Akteuren ausging, betrachteten von Neumann und Morgenstern Situationen, in denen der Erfolg des einen vom Verhalten der anderen abhängt. Damit legten sie das theoretische Fundament für viele reale Entscheidungssituationen: Verhandlungen, Preisabsprachen, Marktverhalten von Oligopolen, sogar militärische Konflikte oder politische Strategien.
Zentral ist der Begriff der rationalen Entscheidung unter Unsicherheit und in Konkurrenzsituationen. Besonders wichtig ist das Konzept des Nullsummenspiels, bei dem der Gewinn des einen Spielers exakt dem Verlust des anderen entspricht. Von Neumanns Beweis des Minimax-Theorems zeigte, dass es in solchen Spielen optimale Strategien gibt – ein Meilenstein nicht nur für die Ökonomie, sondern auch für die Mathematik.
Oskar Morgenstern brachte dabei die ökonomische Perspektive ein, während John von Neumann – Mathematiker und Vater der Computertheorie – die formale Struktur entwickelte. Gemeinsam schufen sie eine Methodologie, die weit über die Ökonomie hinausreichte und zur Grundlage zahlreicher Disziplinen wurde: von der Biologie über die Politikwissenschaft bis hin zur Informatik.
Ein weiteres bahnbrechendes Element des Werks ist die Analyse von Koalitionen und Verhandlungen: Wie verhalten sich Akteure, wenn sie sich zusammenschließen können, um ihre Macht zu erhöhen? Welche Regeln braucht es, um faire Lösungen zu finden? Diese Fragen haben direkte Relevanz für moderne Märkte, internationale Politik und globale Gerechtigkeitsfragen.
Obwohl Theory of Games and Economic Behavior zunächst auf Skepsis stieß – viele Ökonomen empfanden es als zu abstrakt –, wurde es in den Jahrzehnten danach zu einem Standardwerk. Es veränderte nicht nur die Werkzeuge der Ökonomie, sondern auch ihr Selbstverständnis: Wirtschaft ist kein rein technischer Mechanismus, sondern ein Feld strategischer, oft konfliktbehafteter Entscheidungen zwischen denkenden Akteuren.
Das Werk bleibt eine intellektuelle Pionierleistung, die zeigt: Um Wirtschaft wirklich zu verstehen, müssen wir das Zusammenspiel menschlicher Entscheidungen in all ihrer Komplexität und Gegenseitigkeit begreifen.