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Schefolds Reihe der Klassiker der Nationalökonomie

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Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft

1947
Müller-Armack, Alfred
Schefolds Klassiker
Dieses Buch kann in der Bibliothek des MoneyMuseums gelesen werden.

Alfred Müller-Armacks Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft, erschienen 1947, ist das programmatische Werk eines Mannes, der maßgeblich die Idee der Sozialen Marktwirtschaft prägte – eines Wirtschaftsmodells, das später zur Grundlage der westdeutschen Nachkriegsordnung wurde. Inmitten der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trümmer des Zweiten Weltkriegs entwarf Müller-Armack einen „dritten Weg“ zwischen ungezügeltem Kapitalismus und zentraler Planwirtschaft: eine marktwirtschaftliche Ordnung, die sozial eingebettet ist.

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Ziel seines Werks war es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen – sowohl aus der liberalen Ordnungszerstörung der Weimarer Zeit als auch aus der totalen Steuerung des Nationalsozialismus. Müller-Armack erkannte, dass weder reine Marktmechanismen noch dirigistische Wirtschaftslenkung dauerhaft zu Wohlstand und Freiheit führen können. Stattdessen plädierte er für eine „von der Gesellschaft getragene Marktwirtschaft“, die dem Einzelnen Entfaltung ermöglicht, aber zugleich soziale Gerechtigkeit und Verantwortung institutionell absichert.

Dabei war Müller-Armack mehr Kultursoziologe als reiner Ökonom. Für ihn war die Wirtschaft kein isoliertes System, sondern eingebettet in eine umfassendere gesellschaftliche Ordnung. Die „Wirtschaftslenkung“ – also die aktive Gestaltung der Rahmenbedingungen durch den Staat – sollte nicht in wirtschaftliche Prozesse eingreifen, sondern Ordnung und Gerechtigkeit durch Rahmengesetze sichern. Hier zeigt sich die Nähe zur Freiburger Schule und zur Ordnungsökonomik eines Walter Eucken.

Ein zentrales Element in Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft ist die Einführung des Begriffs „Soziale Marktwirtschaft“, den Müller-Armack hier erstmals öffentlich verwendet. Es ist ein normativer Begriff, der nicht nur wirtschaftliche Effizienz meint, sondern auch gesellschaftliche Integration, Fairness und ethische Verantwortung. Der Markt allein kann diese Ziele nicht sichern – es braucht staatliche Flankierung, etwa durch Wettbewerbsschutz, Sozialversicherungen, Bildung und eine geldpolitische Stabilität.

Müller-Armack verband ökonomische Theorie mit einem ethischen Gesellschaftsentwurf. Er argumentierte, dass Freiheit ohne Verantwortung zur sozialen Kälte führe, Planung ohne Freiheit aber zur Entmündigung. In dieser Balance liegt die Kraft seines Denkens – und die politische Wirksamkeit seiner Idee, die in Ludwig Erhards Wirtschaftsreformen praktische Umsetzung fand.

Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft ist somit kein rein wirtschaftliches Traktat, sondern ein zukunftsweisendes Ordnungsmodell für eine humane Ökonomie. Es fragt nicht nur: Was funktioniert?, sondern vor allem: Was ist gerecht und dauerhaft tragfähig? – eine Frage, die bis heute nichts an Relevanz verloren hat.

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