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Matthäus Merian, Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesia. Erschienen in Frankfurt 1654

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Es gibt wohl wenige Menschen, die auf die Wahrnehmung ihrer Zeitgenossen von der Welt mehr Einfluss gehabt haben als Matthäus Merian der Ältere. Er war ein begnadeter Künstler. Seine Kupferstiche machten Bücher zu Bestsellern. Weit über 9.000 Radierungen sollen von seiner Hand stammen. Am bekanntesten wurden seine Stadtansichten. Sie werden bis heute reproduziert und beeinflussen so unser Bild von der Vergangenheit.

 

Matthäus Merian war mehr als ein origineller Künstler. Er war ein erfolgreicher Verleger, der genau wusste, wofür die lesende Öffentlichkeit ihr Geld gerne ausgab. Sein erster großer Erfolg wurde das Theatrum Europaeum, eine Art Zeitgeschichte ab dem Jahr 1633. Für all diejenigen, die sich in den Wirren des 30jährigen Krieges, der alle Vergnügungsreisen verunmöglichte, nach der Ferne sehnten, gab er seine Topographia Germaniae heraus, eine Darstellung aller damals deutschsprachigen Gebiete.

 

Es ist bemerkenswert, dass Merian dabei mit der Schweiz begann, die kurz nach der Erstauflage des ersten Bands der Topographie im Jahr 1642 im Westfälischen Frieden alle Verbindungen zum Deutschen Reich abbrechen sollte. Verstehen kann man das nur, wenn man weiß, dass Matthäus Merian selbst ein Schweizer war, ein Basler, um genau zu sein, der in Zürich sein Handwerk gelernt hatte. Für seine Schweizer Stadtansichten konnte er also zum großen Teil auf eigenen Augenschein rekurrieren. Allerdings nicht für alle. Was er nicht persönlich gesehen hatte, ließ er sich von lokalen Vertrauenspersonen beschreiben, oder er nutzte ältere Kupferstiche als Vorlage. Dabei machte er durchaus manchen Schnitzer. Was zu Verstimmungen führen konnte. Man erzählt, dass die bessere Gesellschaft von Appenzell Inner-Rhoden ziemlich erbost darüber gewesen sein soll, dass ihr Hauptort kleiner dargestellt worden war als der von Appenzell Außer-Rhoden, und das obwohl Appenzell doch nun wirklich größer sei als Herisau...

 

Übrigens verließ sich Merian nicht allein auf seine eindrücklichen Bilder. Er arbeitete mit Martin Zeiller zusammen, einem protestantischen Dichter, der eindrückliche Texte zu der als Reisehandbuch angelegten Topographia schrieb.

 

Und man darf sich durchaus fragen, ob die Schweiz ohne Matthäus Merian zu einer so fest etablierten Station der Bildungsreise geworden wäre, als die sie noch Goethe wahrgenommen hat. Der brachte von dort den Stoff zu einem Tell-Drama nach hause, den er seinem Freund Schiller wärmstens empfahl.

 

Schiller war nie in der Schweiz. Er dürfte sie sich genauso vorgestellt haben, wie Matthäus Merian sie gemalt hatte.

 

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