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Voltaire, Candidus / Zadig / Treuherz

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Publiziert von Manesse, Bibliothek der Weltliteratur, 1956

 

Francois-Marie Arouet, besser bekannt als Voltaire, war nicht nur einer der wichtigsten Denker der Aufklärung, sondern auch ein großartiger Satiriker des 18. Jahrhunderts. „Candidus“, „Zadig“ und „Treuherz“ werden wahlweise als satirische Novellen oder „contes philosophiques“, als philosophische Märchen, bezeichnet.

In allen drei Geschichten nimmt Voltaire eine beißende Kritik an der französischen und bisweilen europäischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts vor, die in seinen Augen geprägt ist von Intoleranz, religiösem Fanatismus, Aberglauben, Dummheit und Korruption. Fremde Länder und Kulturen dienen dabei häufig als Mittel zur Entfremdung und Distanzierung von der eigenen. So spielt „Zadig“ im antiken Babylonien und ist strukturell den Märchen aus 1001 Nacht nachempfunden. In „Treuherz“ entlarvt Voltaire die Missstände der französischen Gesellschaft mit Hilfe seines von den nordamerikanischen Huronen abstammenden Protagonisten, den es nach Europa verschlagen hat. Und in „Candide“, dem wohl bekanntesten der drei Werke, schickt er seinen Helden einmal um den halben Globus, um herauszufinden, wie es sich denn nun mit dem Guten und dem Bösen in der Welt verhalte.

Um das Werk zu verstehen, muss man es im Kontext seiner Zeit betrachten. Der im 17. und 18. Jahrhundert in Europa vorherrschende aufklärerische Optimismus wird vom Erdbeben von Lissabon 1755  und vom Siebenjährigen Krieg schwer erschüttert. Im Anblick von so viel Übel in der Welt, schien Voltaire Leibniz‘ These, dass wir in der „besten aller möglichen Welten“ lebten, nicht mehr haltbar. Auf diese These nimmt er in seiner Novelle, die auch als  „Candide oder der Optimismus“ bzw. als „Candide oder die beste aller Welten“ erschienen ist, direkt Bezug.

Die Antwort ist vernichtend. Die Schicksalsschläge, die Candide ereilen, steigern sich schnell ins Absurde: Krieg, Gefangennahme und Versklavung, Vergewaltigung und Verstümmelung, Städte in Flammen, Inquisition, Erdbeben, Unglück auf hoher See. Das ist, so Voltaire zynisch, die „beste aller möglichen Welten“.

So gefährlich scheint damals die Kritik an Staat und Kirche, dass „Candide“ wenige Wochen nach der Erstveröffentlichung in Genf verboten wird, wenig später in Paris und Rom. Doch das Werk verbreitet sich rasant in ganz Europa, wird im ersten Jahr ganze 20 000 mal verkauft und dreizehn mal neuaufgelegt. Unter den mehr als zwanzig Romanen, die Voltaire in seinem Leben schreibt, ist „Candide“ das Werk, das ihn berühmt gemacht hat und noch bis heute gelesen wird.

 

Teresa Teklić

 

 

 

 

 

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