Theo Wehner – vom Scheitern in unserer Zeit
Fehler, Irrtum Scheitern – Versagen wir beim Scheitern?
Ein Begriff hat Konjunktur
Obwohl eines der letzten Tabus, hat das Scheitern seit gut 10 Jahren Konjunktur. Kein Medium, welches sich nicht an dem Thema beteiligt und zur Trivialisierung, Heroisierung etc. einen Beitrag zu leisten versucht. Das Ganze gleicht einer Beschwörungsformel und verliert eher den nötigen Respekt vorm Scheitern. Diesen zu sehen und dennoch das Potenzial von Scheitererfahrungen zu nutzen, ist Ziel des kurzen Beitrags.
Irren ist menschlich, Scheitern und Misslingen sind es auch. Selbst wenn diese Aussagen geradezu trivial anmuten, gilt im Alltag, dass Zielverfehlungen und unerwünschte Ereignisse eher tabuisiert sind, zu negativen Emotionen, dem Abschieben von Verantwortung sowie der Suche nach Schuldigen und oft genug weder zum Lernen geschweige denn zu produktiven Veränderungen oder gar zu Innovationen führen.
Dass positive Auswirkungen von Fehlern, Irrtümern und Scheitererfahrungen, bei entsprechenden Rahmenbedingungen, durchaus möglich sind, ist gut belegt und doch ist es nicht sinnvoll ein reines Loblied auf auf das Misslingen zu singen und damit die existenziellen Aspekte des Scheiterns zu ignorieren: Man kann durchaus auch gescheiter werden, ohne vorher gescheitert zu sein; das Gescheitertsein jedoch zu ignorieren, ist ebenfalls keine taugliche Option.
Die Kunst vermag das Scheitern zu inszenieren
Künstler suchen nach immer neuen Wegen, um mit ihrem Werk eine Botschaft auszudrücken. In dieser Suche ist das Scheitern geradezu selbstverständlich: Manche Ideen werden auf dem Weg zum finalen Werk verworfen, andere scheitern an technischen oder handwerklichen Voraussetzungen. Diese gescheiterten Prozesse bergen jedoch auch die Kraft für Neuschöpfungen und Wendungen der ursprünglichen Ideen.
Scheitern und kein Ende: Es kommt darauf an, was man daraus macht
Der perfekte, fehler- und scheiterresistente Mensch ist eine Fiktion, ein störungs- und konfliktfreies Leben ist es ebenfalls. Aus Fehlern lernt man, weiss der Volksmund, Scheitern macht aber nicht per sé gescheiter und bietet keine Erfolgsgarantie für die Zukunft, beides jedoch lässt uns reifen, erweitert unseren Erfahrungsschatz, birgt Innovationspotenzial und hat in Wissenschaft und Praxis zu Erfindungen, neuen Erkenntnissen, Innovationen, erweiterten Prüfmethoden und zur Qualitätsentwicklung in fast allen Lebensbereichen geführt. Dennoch: Auch Gelerntes kommt an seine Grenzen, die besten Methoden werden versagen, auch Maschinen und Roboter «machen» Fehler. Entscheidend ist, wie wir darüber sprechen und berichten – was wir daraus machen.