„Von Hier nach Da – Briefe – 2008-2011“ von J.M. Coetzee und Paul Auster
Ein Lieblingsbuch von Stephan Koncz – einmal nicht über Geld, sondern über Freundschaft.
J. M. Coetzee und Paul Auster sind beides renommierte Schriftsteller, mehrfach ausgezeichnet, Coetzee gar mit dem Literaturnobelpreis. Beide haben das Werk des anderen gelesen und schätzen es. Sie aber deswegen bereits als Freunde zu bezeichnen, wäre vielleicht doch übertrieben. Im Rahmen eines Literaturfestivals lernen sie sich persönlich kennen. Die Idee entsteht, einen Briefwechsel zu etablieren und diesen später zu veröffentlichen. 2013 ist es soweit, das Buch landet auf dem Verkaufsregalen der Buchhandlungen. Nach der Lektüre ihres gemeinsamen Buches „Von Hier nach Da“ kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass Coetzee und Auster Freunde geworden sind. Doch ich greife etwas vor.
Warum sollte man „Von Hier nach Da“ überhaupt lesen? Weil die beiden Literaten viel zu sagen haben, nicht nur zu so disparaten Themen wie Sport, Politik oder Finanzkrise, sondern auch zum Thema Freundschaft, das uns alle interessiert und betrifft. Man denke nur an die eigene Kindheit und wie wichtig es damals war, einen besten Freund oder eine beste Freundin zu haben, mit der man alles teilen konnte: Kummer, Freude und natürlich seine Geheimnisse. Über das Wesen der Freundschaft findet man wenig in der Literatur, wie beide Schriftsteller bemerken.
Coetzee und Auster gehen dem Thema Freundschaft auf den Grund. Was macht sie aus? Es sind dies gemeinsame Erfahrungen, Transparenz, Geradlinigkeit, Zuneigung und natürlich Vertrauen. Im Verlauf der Erörterung wird noch eine weitere Qualität entdeckt nämlich die Bewunderung – wobei dieser Drang nach Anerkennung oder Achtung bei Männern häufiger anzutreffen sei als bei Frauen, wie dies schon Platon bemerkte. Der Wunsch geachtet zu werden legt natürlich nahe, warum Sport besonders für Männer so wichtig ist. Es geht nämlich nicht in erster Linie darum etwa ein Mädchen zu beeindrucken, sondern vielmehr, dass man von anderen Männern, mit denen man in gegenseitiger Bewunderung verbunden ist, anerkannt oder eben auch bewundert wird. Dieser zentrale Punkt der Bewunderung für die Arbeit des anderen dürfte auch die beiden Schriftsteller Coetzee und Auster zusammengeführt haben und sie Freunde werden lassen.
Und wann scheitern Freundschaften? Wenn sich die Person, die man als Freund betrachtet, sich in den Augen des anderen unehrenhaft verhält. Vielleicht erkläre dies, warum Ehrenkodexe bei ansonsten kriminellen Banden wie der Mafia gepflegt würden, schreibt Coetzee etwas sarkastisch. Vielleicht hat man das abrupte Ende einer Freundschaft auch erlebt, weniger dramatisch zum Glück als bei der Cosa Nostra, aber sicher auch sehr schmerzhaft, wenn ein Freund einen enttäuschte und das Vertrauen zu ihm unwiederbringlich abhanden gekommen ist.
Stephan Koncz