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Der MoneyProfiler Podcast

Unser Podcast fragt nicht, wie man Geld macht, sondern was Geld macht – und warum es unsere Welt beherrscht. Wir decken auf, woher die Macht des Geldes kommt, wie es Wirtschaft und Gesellschaft formt und warum bisherige Theorien es oft falsch verstehen. Für alle, die mit Geld leben müssen, aber nicht aufhören wollen, darüber nachzudenken. Podcast Serie mit Eske Bockelmann und Daniel Butscher.

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Ein Profiler analysiert Muster, Verhaltensweisen und Strukturen, um ein tiefes Verständnis für ein Thema oder eine Person zu gewinnen.

Ein Money-Profiler überträgt dieses Prinzip auf das Geld: Er untersucht seine verborgenen Mechanismen, seine Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft und deckt auf, wie Geld unser Denken und Handeln beeinflusst. Bockelmann und Butscher nehmen in ihren Podcasts genau diese Rolle ein – sie entschlüsseln Geld in all seinen Facetten und machen es für alle verständlich. Dafür nehmen sie sich Zeit: Fast eine Stunde pro Folge, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Ideal, um das eigene Wissen zu vertiefen!

Der Zwang, Geld zu machen, prägt unser Leben und die Welt. Doch was, wenn wir nicht fragen, wie man Geld macht, sondern was Geld macht? Unsere Podcasts verfolgen eine radikale Spur: Nicht der Weg zum Geld ist entscheidend, sondern der Weg vom Geld. Dafür klären wir, was Geld wirklich ist, woher seine Macht kommt und warum sie so unanfechtbar scheint.

Wir bieten eine revolutionäre Geldtheorie, die Wirtschaft neu denkt – von Produktion bis Finanzmarkt, von Zinspolitik bis Kryptowährungen. Unser Podcast ist für alle, die mit Geld leben müssen – aber nicht aufhören wollen, darüber nachzudenken.

Was ist Geld eigentlich – und was macht es mit uns? In dieser Hör- und Textreihe laden wir Sie ein, gemeinsam grundlegenden Fragen nachzugehen: Wie entsteht Wert? Was bedeutet Kapital? Wie werden Geld und Waren geschaffen? Jede Staffel umfasst fünf Episoden zu einem zentralen Thema – insgesamt 25 Impulse, die zum Weiterdenken anregen und neue Perspektiven eröffnen.

 

Money Profiler Kurzgeschichten

in Vorbereitung:

Im folgenden finden Sie kurze Einführungen in die Money Profiler Präsentationen. 

Episode 1: Was ist Geld? Reines Tauschmittel

Willkommen bei den Money-Profilern! Mein Name ist Daniel Butscher, und ich bin Eske Bockelmann. Wir sind dem Geld auf der Spur – aber nicht, weil wir es besitzen wollen, sondern weil wir herausfinden möchten, was es wirklich ist. Geld regiert die Welt, doch wissen wir eigentlich, was uns da regiert? Und regiert es uns gut? Wir meinen: nicht unbedingt. Deshalb ermitteln wir in Sachen Geld, wollen seine Identität aufdecken und herausfinden, wie es unsere Gesellschaft beeinflusst. Wer uns dabei begleiten will, ist herzlich eingeladen.

Unser Podcast dreht sich nicht darum, wie man Geld macht, sondern darum, was Geld macht und was es ausmacht. Geld ist keine bloße Sache, sondern eine gesellschaftliche Tatsache. Es durchdringt unsere gesamte Gesellschaft – von der Wirtschaft bis in unser persönlichstes Leben. Es beeinflusst Kriege, Reichtum und Armut, Freiheit und Herrschaft, sogar die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. All dem wollen wir auf den Grund gehen.

Wir beginnen mit einer scheinbar einfachen Frage: Was ist Geld? Viele würden sagen: Geld, das sind Scheine, Münzen, Kontozahlen. Aber was haben diese verschiedenen Formen gemeinsam? Auf Konten existiert Geld nur als Zahl – eine Zahl, die nichts zählt, keine Kartoffeln, kein Gold, kein physisches Gut. Und doch hat sie die Macht, alles zu kaufen. Geld ist also ein reines Quantum, ein quantifiziertes Nichts mit ungeheurer Wirkung.

Ein zentraler Punkt ist die Geldschöpfung. Heute entsteht Geld durch Kreditvergabe: Banken schreiben Summen als Guthaben gut und erwarten deren Rückzahlung. Dabei geschieht etwas Erstaunliches: Jede Kreditsumme erscheint gleichzeitig als Plus beim Kreditnehmer und als Minus bei der Bank. Es entsteht aus dem Nichts und wird durch eine reine Schuldbeziehung geschaffen. Wird ein Kredit zurückgezahlt, verschwindet das Geld wieder – es wird vernichtet. Das bedeutet: Unser gesamtes Geldsystem basiert auf Schulden, die immer weiter vergeben werden müssen, damit die Geldmenge bestehen bleibt.

Dieser Mechanismus hat tiefgreifende Folgen. Es gibt keine feste Deckung, keine Substanz hinter dem Geld – nur das Vertrauen darauf, dass Schulden in Zukunft beglichen werden. Dadurch ist unser Finanzsystem nicht nur ein Mittel des Tauschs, sondern eine Spekulation auf die Zukunft. Und genau hier setzt unsere Analyse an: Wie konnte Geld diese Form annehmen? Was bedeutet das für Wirtschaft und Gesellschaft? Welche historischen Entwicklungen führten zu dieser Struktur?

In der nächsten Folge reisen wir nach Afrika, um uns ein frühes Beispiel von Geld anzusehen: die Kaurischnecken, die als eine der ersten Währungen galten. Wir fragen: Waren sie tatsächlich Geld oder doch nur eine Vorform? Und was unterscheidet sie von unserem heutigen Finanzsystem?

Wir danken unseren Freunden vom MoneyLab für ihre Unterstützung und der Sunflower Foundation Zürich für ihre langjährige Begleitung. Bleibt dran – wir haben noch viel zu ermitteln!

Episode 2: Im Reich der Dahome

In der zweiten Episode von "Wir sind die die Money Profiler" begeben sich Eske Bockelmann und Daniel Butscher auf eine historische Spurensuche, um zu untersuchen, ob Geld wirklich immer existiert hat oder ob es sich erst im Laufe der Geschichte entwickelt hat. Die zentrale Frage lautet: Gab es Gesellschaften, die ohne Geld funktionierten?

Zu Beginn wird festgestellt, dass Geld heute eine reine Zahl ist, die nichts Materielles besitzt, aber über alles verfügen kann. Diese Erkenntnis aus der ersten Episode soll nun historisch überprüft werden. Dazu tauchen die Moderatoren in die Welt der Dahomey ein, eines afrikanischen Königreichs, das bis ins 19. Jahrhundert bestand. Hier gibt es zwar Tauschmittel, aber keine Geldwirtschaft, wie wir sie heute kennen.

Die Versorgung der Dahomey erfolgt über persönliche Verpflichtungen und ein System der Redistribution. Familien und Dorfgemeinschaften bewirtschaften ihr Land gemeinsam und teilen die Erträge. Der König steht an der Spitze dieses Systems und sammelt Güter, um sie dann weiterzuverteilen. Alles wird zentral erfasst und verwaltet – von Geburten und Todesfällen bis hin zu landwirtschaftlichen Erträgen und dem Bedarf an Handwerkern.

Ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft in Dahomey sind die sogenannten Kauri-Schnecken, die oft fälschlicherweise als Geld bezeichnet werden. Sie werden als Statussymbole verwendet, dienen als Ehrenbezeugung und haben in bestimmten Situationen auch eine Tauschfunktion. Doch sie sind kein allgemeines Zahlungsmittel, da sie nicht universell einsetzbar sind. Zudem werden sie gezielt von der Obrigkeit ausgegeben, um eine bestimmte Gruppe – Menschen ohne direkte Versorgung – mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Kauris sind daher eher mit Gutscheinen oder einem begrenzten Tauschmittel vergleichbar als mit Geld im modernen Sinne.

Auch Sklaven dienen als Tauschmittel in Dahomey, insbesondere im Handel mit europäischen Kolonialmächten, die diese gegen Kauris eintauschen. Doch der eigentliche Nutzen von Sklaven liegt in ihrer Arbeitskraft und ihrem symbolischen Wert für die Herrschaft des Königs. Erst wenn ein Überschuss an Sklaven besteht, werden sie in den Handel eingebracht.

Anhand dieses Beispiels zeigt sich, dass es Gesellschaften gab, die nicht vom Tauschhandel, sondern von Redistribution lebten. Die Vorstellung, dass Geld aus einem früheren Zustand des Tauschens entstanden sei, ist daher historisch fragwürdig. Die weit verbreitete Annahme, dass Geld ein Fortschritt gegenüber einer angeblichen "Tauschwirtschaft" sei, basiert auf der falschen Annahme, dass es diese Tauschwirtschaft jemals gegeben habe.

Die Episode schließt mit dem Hinweis, dass die Geldwirtschaft nicht "natürlich" entstanden ist, sondern durch externe Einflüsse – insbesondere durch Gewalt und Kolonialisierung – erzwungen wurde. In der nächsten Folge soll untersucht werden, wie sich in Europa im Mittelalter eine Gesellschaft entwickelte, die tatsächlich vom Tausch abhängig wurde und so die Grundlage für das heutige Geldsystem schuf.

Episode 3: Freie Städte

In dieser dritten Folge reisen wir ins Jahr 1367 nach Augsburg. Dort sucht ein junger Mann namens Hans Fugger sein Glück und steigt durch Fleiß, Geschäftssinn und geschickte Heiraten zu Wohlstand auf. Seine Familie wird später die reichste der Welt – die Fugger. Gleichzeitig kommen viele arme Menschen in die Stadt, denn sie bietet ihnen Freiheit. Doch diese Freiheit bedeutet auch den Verlust der Versorgung durch Feudalherren. Die Städte werden zu Zentren des Handels, und für die Bewohner wird Kaufen und Verkaufen zur einzigen Überlebensmöglichkeit.

Warum führt uns die Geschichte der freien Städte zur Entstehung des Geldes? Weil sie zeigt, dass Geld nicht einfach ein Ding ist, sondern eine gesellschaftliche Tatsache. In feudalen Gesellschaften gab es persönliche Abhängigkeiten und Versorgungssysteme. Doch in den Städten des Mittelalters entstehen erstmals Gemeinschaften, die sich ausschließlich über den Markt versorgen. Kauf und Verkauf werden lebensnotwendig, und damit entsteht die Notwendigkeit eines allgemein akzeptierten Tauschmittels – Geld.

Städte wie Augsburg garantieren ihren Bewohnern Schutz und Handelsfreiheit. Dies führt dazu, dass Kauf und Verkauf über die Stadt hinaus an Bedeutung gewinnen und eine neue Wirtschaftsordnung entsteht. Die feudale Abhängigkeit wird durch eine neue Art von Abhängigkeit ersetzt: die Abhängigkeit vom Markt. Das Leben wird nicht mehr durch persönliche Beziehungen geregelt, sondern durch unpersönliche Tauschvorgänge. Die Notwendigkeit, Geld zu haben, um überleben zu können, macht es zu einer zentralen Kraft der Gesellschaft.

In diesem Umfeld werden Münzen nicht nur als Metallstücke genutzt, sondern übernehmen eine neue Funktion: Sie werden zu Trägern eines kontinuierlichen Tauschmittels. Damit beginnt der Übergang zu Geld als einer gesellschaftlichen Struktur, die nicht mehr auf persönlichen Verpflichtungen basiert, sondern auf abstrakten Wertbeziehungen. Diese Dynamik führt zur weiteren Verbreitung des Handels, zur Entstehung von Banken und schließlich zur Entwicklung des modernen Geldsystems.

Unser Fazit: Geld ist nicht einfach ein Gegenstand, sondern eine gesellschaftliche Tatsache, die aus der Notwendigkeit des Tauschs entstanden ist. Es ist das Mittel, durch das eine Gesellschaft, die sich über Kauf und Verkauf organisiert, überhaupt erst funktionieren kann. In der nächsten Folge werden wir untersuchen, wie sich diese Wirtschaftsform auf die sozialen Beziehungen der Menschen auswirkt und welche neuen Abhängigkeitsverhältnisse dadurch entstanden sind.

Episode 4: Vereinzelung der Einzelnen

In der vierten Episode der "Money Profiler" setzen Eske Bockelmann und Daniel Butscher ihre Untersuchung zur Natur des Geldes fort. Nachdem in den vorherigen Folgen dargelegt wurde, wie Geld als reines Tauschmittel entstand, widmen sie sich nun den sozialen Auswirkungen der Geldwirtschaft, insbesondere der "Vereinzelung der Einzelnen" und dem Wandel von Gemeinschaft zu Gesellschaft.

Zunächst rekapitulieren die Moderatoren ihre bisherigen Erkenntnisse: Geld ist keine Substanz, sondern eine reine Menge an Kaufkraft, die nur existiert, weil eine Gesellschaft von Kauf und Verkauf lebt. In Folge 3 wurde dann untersucht, wie in Europa durch das massive Bevölkerungswachstum und die Gründung freier Städte erstmals eine Gesellschaft entstand, die sich über Kauf und Verkauf versorgen musste – ein historisches Novum.

In dieser Folge nehmen sie nun die sozialen Konsequenzen dieser Entwicklung in den Blick. Sie stellen die fundamentale Unterscheidung zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft heraus. Während in vormodernen Gemeinschaften persönliche Verpflichtungen für die Versorgung sorgten, leben die Menschen in einer Geldwirtschaft in einer Gesellschaft, in der sie nicht mehr durch persönliche Bindungen, sondern durch das anonyme Prinzip des Warentauschs miteinander verbunden sind. Dies führt zu einer doppelten Freiheit: Die Menschen sind frei von Herrschaftsverhältnissen, aber auch frei von jeder garantierten Versorgung – sie müssen sich selbst versorgen und sind auf den Markt angewiesen.

Diese neue gesellschaftliche Ordnung bringt eine radikale Vereinzelung mit sich. Jeder muss sich als einzelnes Wirtschaftssubjekt behaupten, seine Arbeitskraft oder Waren verkaufen, um an Geld zu kommen. Gleichzeitig ist jeder vollständig von anderen abhängig – denn ohne das Geld anderer kann niemand überleben. Diese paradoxe Struktur, in der alle voneinander getrennt sind und zugleich aufeinander angewiesen, bildet die Grundlage der modernen Gesellschaft.

Eine weitere entscheidende Folge ist die Konkurrenz: Käufer und Verkäufer haben gegensätzliche Interessen, ebenso wie Anbieter untereinander. Unternehmen stehen in Konkurrenz zueinander, Arbeitssuchende konkurrieren um Stellen. Geld vermittelt also nicht nur Verbindung, sondern erzeugt auch einen ständigen Kampf um Ressourcen und Einkommen. Dabei ist Geld nicht nur Mittel des Austauschs, sondern eine gesellschaftliche Tatsache, die soziale Beziehungen strukturiert und Menschen zu bestimmten Verhaltensweisen zwingt.

Die Episode endet mit einem Ausblick auf die nächste Folge, in der untersucht wird, wie sich diese Geldgesellschaft auf das Denken auswirkt. Besonders im Fokus steht dabei die Philosophie von René Descartes, die als paradigmatisch für das moderne Denken gilt, das durch die Vereinzelung des Subjekts und die Notwendigkeit rationaler Berechnung geprägt ist.

Mit dieser vierten Folge vertiefen die "Money Profiler" ihre Analyse der Geldwirtschaft und zeigen auf, dass Geld nicht nur ein ökonomisches Phänomen ist, sondern tiefgreifende soziale und psychologische Auswirkungen hat. Die Trennung der Menschen voneinander, die Notwendigkeit, über Kauf und Verkauf zu überleben, und der ständige Konkurrenzdruck sind direkte Folgen der geldvermittelten Gesellschaft.

Episode 5: Subjekt/Objekt

In Episode 5 des Podcasts „Die Money Profiler“ setzen Daniel Butscher und Eske Bockelmann einen vorläufigen Schlusspunkt der ersten fünfteiligen Reihe zur Geldbestimmung – diesmal mit dem Fokus auf das Denken. Nach den vorherigen Folgen über Erscheinung, historische Entwicklung und gesellschaftliche Folgen des Geldes geht es nun darum, wie Geld unser Denken prägt.

Zentral ist die Idee: Geld ist eine reine Zahl, ein Unding, das selbst nichts ist, aber alles kaufen kann. Diese Abstraktion des Geldes, das sich von allem Inhaltlichen entkoppelt, – so die These – hat unser Denken tiefgreifend verändert. Eske Bockelmann zeigt, dass mit dem Aufkommen des Geldes nicht nur eine neue ökonomische Praxis entstand, sondern auch eine neue Denkform: eine Trennung zwischen dem „Einen“ (dem Geld/dem Denken) und dem „Vielen“ (den Waren/der Welt), in der das Eine das Viele bestimmt, aber nicht selbst bestimmt ist.

Am Beispiel von René Descartes illustrieren die Hosts diesen Übergang. Descartes, geboren 1596, ist ein Schlüsselfigur der neuzeitlichen Philosophie. Er trennt die Welt in zwei Einheiten: res cogitans (das denkende Subjekt) und res extensa (die ausgedehnte, körperliche Welt). Diese Trennung ist für Descartes fundamental: Denken und Welt bestehen unabhängig voneinander. Der Mensch erkennt sich im Denken als von der Welt getrennt. Diese Denkstruktur spiegelt laut Bockelmann exakt die Geldform wider: Geld ist das Abstrakte, das alle konkreten Dinge (Waren) bestimmt. So wie Geld nur durch seinen Bezug auf Waren existiert – und umgekehrt –, sind bei Descartes Subjekt und Objekt wechselseitig, aber getrennt bestimmt. Diese Aufspaltung, die später z. B. als Subjekt-Objekt-Dualismus weiterwirkt, wird zur Struktur des modernen Denkens – vergleichbar mit der Struktur des Geldes.

Bockelmann argumentiert, dass diese Denkform nicht von Descartes „erfunden“, sondern von ihm präzise erfasst und formuliert wurde, weil sie bereits gesellschaftlich wirksam war – durch das Aufkommen einer Geldwirtschaft. Geld wird in dieser Sichtweise nicht nur als ökonomisches Phänomen verstanden, sondern als Denkform, die auch in Philosophie, Naturwissenschaften und Alltagssprache Einzug hält. Begriffe wie „Umwelt“ (als Welt, die den Menschen nur umgibt, nicht einschließt) zeigen, wie tief diese Trennung und Abstraktion reicht.

In der abschließenden Reflexion würdigen die Hosts die philosophische Leistung Descartes, betonen aber auch die damit verbundenen Gefahren: Wenn die Welt als bloßes Objekt und der Mensch als isoliertes Subjekt gedacht wird, verliert sich die Vorstellung von Verbundenheit und Verantwortung. Geld als Denkform führt zur Entfremdung – nicht nur ökonomisch, sondern auch geistig.

Die Episode endet mit dem Ausblick auf die nächste Podcast-Reihe, in der die Rolle des Werts und dessen Beziehung zum Geld thematisiert wird. Vorher folgt jedoch eine Sonderfolge zu anderen Geldtheorien, etwa von Karl Marx oder der Bundesbank.

Staffel 1, Fazit 1: Geld ist Funktion

In der Sonderfolge 1 des Podcasts „Die Money Profiler“ reflektieren Daniel Butscher und Eske Bockelmann über gängige Definitionen von Geld – insbesondere jene der Deutschen Bundesbank – und setzen ihre eigene Theorie davon in Kontrast. Ziel der Folge ist es, zu zeigen, warum konventionelle Definitionen unzureichend bleiben und weshalb Geld nur verstanden werden kann, wenn man es nicht als Ding, sondern als gesellschaftliche Funktion auffasst.

Der Einstieg erfolgt über die Bundesbank: Diese beschreibt Geld als etwas, das drei Funktionen erfüllt – Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher. Doch Bockelmann und Butscher halten diese Definition für tautologisch. Denn wenn man sagt, „Geld ist, was Geldfunktionen erfüllt“, definiert man den Begriff mit sich selbst. Zudem wird der Eindruck erweckt, als könne man Geld beliebig bestimmen, unabhängig von gesellschaftlichen Bedingungen.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Praxis, aus historischen Einzelbeispielen – etwa Rinder als Brautpreis oder Muscheln als Zahlungsmittel – zu folgern, dies sei bereits Geld gewesen. Die Hosts argumentieren, dass solche Praktiken zwar Formen des Tauschs darstellen, aber nicht das Spezifische am modernen Geld erfassen. Insbesondere fehlt dort die Abstraktion: Geld als reine Zahl, die für sich genommen nichts ist, aber alles kaufen kann. Diese Qualität habe es in früheren Gesellschaften nicht gegeben.

Ein dritter Aspekt ist das Vertrauen. Die Bundesbank spricht davon, dass Menschen darauf „vertrauen müssen“, dass ihr Geld Wert behält. Doch dieses Vertrauen ist, so Bockelmann, kein freiwilliger Akt, sondern ein Zwangsverhältnis: In einer Gesellschaft, in der alle ihre Existenz durch Kaufen und Verkaufen sichern müssen, müssen sie Geld akzeptieren und verwenden. Das Vertrauen in Geld ergibt sich nicht aus psychologischer Neigung, sondern aus sozialer Notwendigkeit.

Die Podcast-Hosts stellen dem drei klar unterscheidbare Bedingungen gegenüber, die erfüllt sein müssen, damit Geld im modernen Sinn entsteht:

  1. Geld muss alle Funktionen in einem leisten können (nicht nur einzelne).
  2. Die Gesellschaft muss auf Tausch beruhen – also auf der Notwendigkeit, durch Verkauf zu Geld zu kommen, um dann kaufen zu können.
  3. Geld muss sich als reine Zahl darstellen – nicht als Ding mit Eigenwert, sondern als abstrakte Kaufkraft.

Schließlich formulieren sie ihre eigene Grundthese: Geld ist keine Sache mit Funktion – Geld ist Funktion. Diese Funktion besteht in der Vermittlung aller gesellschaftlichen Versorgung über Kauf und Verkauf. Daraus ergibt sich, dass Geld nicht aus dem Tausch von Dingen entstanden ist, sondern die Tauschgesellschaft selbst Ausdruck des gesellschaftlichen Zwangs ist, über ein allgemeines Tauschmittel (Geld) existieren zu müssen.

Mit dieser Folge schließen Butscher und Bockelmann ihre erste Themenreihe ab: Geld als reines Tauschmittel. In der kommenden Feedback-Folge wollen wir dem Wertbegriff widmen.

Episode 6: Der Wert

Herzlich willkommen bei den Money Profilern - mein Name ist Daniel Butscher. Und ich bin Eske Bockelmann. Wir sind dem Geld auf der Spur, weil wir es verstehen wollen. In Folge 6 starten wir unsere zweite grosse Reihe - sie dreht sich um den Wert.

Kaum eine Theorie über Geld kommt ohne ihn aus. Aber: Was ist eigentlich Wert? Gab es ihn schon immer? Die meisten Theorien sagen: ja. Immer wenn Waren getauscht werden, stecke ein Tauschwert dahinter. Doch wir stellen diese Annahme infrage. Und zwar historisch.

Wir nehmen euch mit ins Mittelalter - zu einem großen Mediävisten: Ludolf Kuchenbuch. Er untersuchte den mittelalterlichen Denar, eine wichtige Münze seiner Zeit. Und er zeigt: Die Menschen nutzten Münzen - aber sie sprachen nicht vom „Geld". Und mehr noch: Der Begriff „Wert" taucht in keiner der damaligen Quellen auf. Kuchenbuch schreibt wörtlich: „Die Abstraktion der Qualität einer Münze zum Wert ist späteren Zeiten vorbehalten."

Was heißt das? Im Mittelalter existierte der Begriff Wert noch nicht - und vermutlich auch nicht die Vorstellung davon. Es wurde zwar getauscht - Ware gegen Ware, Ware gegen Münze - aber ohne die Idee eines abstrakten Werts.

Wir kennen das lateinische „valere" - stark oder gültig sein. Aber das ist etwas anderes als das Substantiv „Wert". Wenn ich sage: „Du bist es wert, befördert zu werden", dann heißt das: Du bist würdig - nicht: Du hast den objektiven Wert einer Beförderung.

Dieser Unterschied ist entscheidend. Der moderne Begriff von Wert als quantifizierbare Größe entsteht nicht mit dem Tausch selbst - sondern erst, als das Geld zur allgemeinen Voraussetzung für jeden Kauf wird. Diese Entwicklung beginnt Ende des 13. Jahrhunderts mit dem Aufstieg der Städte - sie mündet um 1600 in eine Welt, in der man leben muss vom Kaufen und Verkaufen. Erst in dieser Welt wird das Geld zur abstrakten Zahl, die sich gegen alles tauschen lässt - und damit entsteht auch der Wert.

Geld ist dann Wert - und erst dadurch können auch Waren einen Wert „haben". Aber Achtung: Dieser Wert steckt nicht in den Waren. Er wird ihnen durch den Kauf zugewiesen - wenn 14,99 Euro mit einer Ware gleichgesetzt werden, dann erscheint die Ware im Wert dieser Summe.

Deshalb ist Wert kein objektives Maß, das in den Dingen liegt - sondern eine Denkform, die durch Geld überhaupt erst nötig wird. Unsere ganze Wirtschaft ist heute darauf aufgebaut - auf dieser quantifizierbaren Größe, die alles miteinander vergleichbar macht.

Wir wissen, das ist unbequem - weil es tief eingegrabene Überzeugungen infrage stellt. Aber genau darum geht es bei den Money Profilern: Den Dingen auf den Grund zu gehen. Nächstes Mal zeigen wir: Auch komplexer Tausch ist möglich - ganz ohne Geld und ohne Wert.

Bis dahin: Wir bleiben dem Geld auf der Spur.

Episode 7a: Wirtschaft ohne Werte - Gewinn ohne Verlust

In der siebten Episode des Podcasts „Die Money Profiler“ setzen Daniel Butscher und Eske Bockelmann ihre kritische Spurensuche zum Geld fort, diesmal mit einer zentralen These: Tausch war möglich – und lange Zeit Realität – ohne die Vorstellung von „Wert“. Die Folge stellt sich damit gegen die weitverbreitete Überzeugung, dass jeder Tausch notwendig mit Wertvorstellungen verbunden sei. Um diese These zu stützen, reisen die Hosts durch die Geschichte und besuchen dabei drei verschiedene Kontexte: die griechische Antike, die beschriebene Praxis der Phönizier bei Herodot sowie das mesopotamische Wirtschaftswesen.

Zunächst wird klargestellt: Wenn Wert – wie in vorherigen Folgen gezeigt – mit dem Geld zusammen in der Frühen Neuzeit entsteht, dann muss es zuvor wertfreie, ja „wertlose“ Zeiten gegeben haben. Die Hosts zeigen, dass zwar Bedeutung und persönliche Einschätzungen von Dingen zu allen Zeiten existierten, aber nicht in der Form quantifizierter Vergleichseinheiten, wie wir sie mit dem Begriff „Wert“ verbinden. Es geht nicht darum, ob Dinge bedeutsam oder begehrenswert waren, sondern ob diese Bedeutungen in einheitlicher Quantität vergleichbar waren – und genau das war nicht der Fall.

Ein anschauliches Beispiel bieten kindliche Tauschpraktiken mit Panini-Sammelbildern. Dort gibt es zwar subjektive Einschätzungen („Maradona ist selten“), aber keine objektive oder stabile Relation, aus der sich ein verallgemeinerbarer Tauschwert ableiten ließe. Diese kindliche Realität – kein drittes Vergleichsmittel, keine stabilen Werte – spiegelt sich laut Bockelmann auch in der ethnologischen Forschung. Der Anthropologe Marshall Sahlins zeigte, dass archaischer Austausch keine festen Tauschverhältnisse kannte. Dasselbe Gut wurde je nach Ort, Person und Situation in unterschiedlichen Mengen getauscht – ohne jemals in einen festen Kurs oder eine allgemein gültige Wertrelation überzugehen.

Im zweiten Teil wendet sich die Folge Aristoteles zu, der gemeinhin als erster Geld- und Wertphilosoph gilt. Die Hosts analysieren dessen Gerechtigkeitslehre und zeigen: Aristoteles spricht beim gerechten Tausch nicht von Wert, sondern von Proportionen zwischen den beteiligten Personen – etwa zwischen Schuster und Baumeister – und leitet daraus ein gerechtes Mengenverhältnis der zu tauschenden Güter ab. Die Vorstellung von „Wert“, wie sie uns heute vertraut ist, taucht hier nicht auf.

Der dritte historische Ort ist Mesopotamien. Dort wurden wirtschaftliche Vorgänge wie Leihe, Verdienst und Handel schriftlich festgehalten. Auffällig ist, dass diese Texte Gewinne sehr wohl dokumentieren – Verluste jedoch nicht. Daraus schließen die Hosts: Hätte es bereits ein Wertsystem gegeben, hätte es zwangsläufig auch Verluste gegeben. Der Gewinn bestand nicht in einem Mehr an abstrakter Vergleichsgröße, sondern schlicht im Ertrag selbst – z.B. in der Menge an Getreide.

Diese Folge zeigt eindrucksvoll: Wert ist keine anthropologische Konstante, sondern eine historisch entstandene Größe. Vor dem Geld konnte sehr wohl getauscht werden – ohne die Existenz oder Vorstellung von Wert. Diese Einsicht wirft ein ganz neues Licht auf unsere heutigen Begriffe von Wirtschaft, Rationalität und menschlichem Austausch.

Episode 7b: Gewinn ohne Verlust heute? – Eine gefährliche Illusion

Der Ausdruck „Gewinn ohne Verlust“ klingt harmlos, vielleicht sogar hoffnungsvoll. Wer würde sich nicht wünschen, dass alle gewinnen und niemand verliert? Doch in der siebten Episode des Podcasts Die Money Profiler zeigen Eske Bockelmann und Daniel Butscher, dass dieser Gedanke weniger eine ökonomische Realität ist als vielmehr ein modernes Märchen – mit weitreichenden Konsequenzen.

In unserer heutigen Wirtschaft erscheint es völlig normal, dass Unternehmen wachsen, Gewinne schreiben, Dividenden ausschütten – scheinbar ohne, dass irgendwo jemand verlieren müsste. Der Gewinn wird zum Maßstab für Erfolg, Effizienz und Fortschritt. Doch dieses Verständnis blendet aus, dass jedem Gewinn systemisch ein Verlust gegenübersteht – nicht unbedingt bei der gleichen Person oder Organisation, aber im Gesamtgefüge.

Denn Geldgewinne entstehen in einem System, das auf Schulden basiert. Neue Geldmenge entsteht durch Kreditvergabe – immer mit dem Versprechen auf Rückzahlung samt Zinsen. Damit wird ein systemischer Druck erzeugt, der nach immer mehr Produktivität, Verwertung und Wachstum verlangt. Diese Dynamik führt zwangsläufig dazu, dass nicht alle mithalten können. Die Kehrseite des Gewinns zeigt sich in Verschuldung, in überlasteten Ressourcen, in prekärer Arbeit und in Umweltzerstörung. Doch diese Verluste bleiben oft unsichtbar oder werden als „Kollateralschäden“ verbucht.

Bockelmann und Butscher argumentieren, dass der Glaube an den verlustfreien Gewinn eine zentrale Legende unserer Gegenwart ist. Sie erfüllt eine ideologische Funktion: Sie beruhigt, legitimiert und verdrängt. Wer an „Gewinn ohne Verlust“ glaubt, stellt das System nicht infrage. Er oder sie übersieht die Schattenseite des Erfolgs und damit die strukturelle Ungerechtigkeit, die darin verborgen liegt.

Ein zentrales Anliegen der Folge ist es, ökonomisches Denken vom Kopf auf die Füße zu stellen. Es genügt nicht, zu fragen, wo Gewinne entstehen. Wir müssen auch fragen, wer dafür bezahlt – ob nun sichtbar in Form sozialer Ungleichheit oder versteckt durch ökologische Folgekosten, ausgelagerte Risiken oder psychische Erschöpfung.

Das Bild des „Gewinns ohne Verlust“ ist verführerisch, weil es Entlastung verspricht. Doch genau darin liegt seine Gefahr. Es hält uns davon ab, Verantwortung zu übernehmen, alternative Modelle zu entwickeln und die Wirklichkeit des Geldsystems in ihrer Tiefe zu verstehen.

Diese Episode lädt dazu ein, das ökonomische Vokabular zu hinterfragen. Was meinen wir wirklich, wenn wir „Wert“ sagen? Was steckt hinter „Preis“, „Leistung“ oder „Produktivität“? Und können wir ein Wirtschaftssystem denken, in dem nicht alles einer abstrakten Logik von Mehrwert und Gewinnerzielung unterworfen ist?

„Gewinn ohne Verlust“ ist nicht nur ein Denkfehler – es ist ein Ausdruck eines Weltbildes, das auf Dauer nicht tragfähig ist. Wer sich dieser Illusion stellt, öffnet die Tür für ein neues Verständnis von Wirtschaft, in dem es nicht darum geht, dass immer mehr für immer weniger verlieren muss.

Episode 8: Staat und Merkantilismus

In der dritten Folge der zweiten Staffel von Die Money Profiler untersuchen Eske Bockelmann und Daniel Butscher das Verhältnis von Geld und Wert – ein Thema von brisanter Aktualität im Frühjahr 2025, inmitten eines geopolitischen Umbruchs durch die US-Administration unter Trump. Dieser belegt aus Gründen eines angeblichen Handelsdefizits andere Länder mit Strafzöllen. Obwohl die USA mehr Waren erhalten als sie exportieren, wird dies nicht als Vorteil gesehen, sondern als Defizit – weil es um den Geldwert geht, nicht um die Güter selbst.

Dieses Denken ist nicht neu, sondern erinnert stark an den Merkantilismus des 17. Jahrhunderts. Die damalige Vorstellung: Mehr Waren verkaufen als importieren – allerdings gemessen am Wert, nicht an der Menge. Das zentrale Ziel: Mehr Wert (Geld) ins Land holen als hinausgeht. Diese Denkweise war grundlegend neu, weil sie die Entstehung einer Wirtschaftspolitik mit sich brachte. Vorher waren Wirtschaft und Politik getrennte Bereiche. Es existierte keine “politische Ökonomie”, kein Staat im modernen Sinn. Erst ab ca. 1620 entsteht sowohl das moderne Verständnis von Geld als auch die staatlich gelenkte Wirtschaft – beides untrennbar miteinander verbunden.

Diese Zeit markiert laut Bockelmann den historischen Umbruch: Das sogenannte „lange 16. Jahrhundert“ endet um 1620. Erst dann setzt sich das Geld als allgemeines Tauschmittel durch, und mit ihm die Vorstellung von Wert als abstrakter, quantitativer Größe. Daraus folgt: Eine gezielte Wirtschaftspolitik ist erst möglich, wenn es sowohl einen Staat als auch Geld gibt. Der Merkantilismus – und im deutschsprachigen Raum der Kameralismus – entsteht als erste echte Wirtschaftspolitik, die den Staat aktiv in die Steuerung der Wirtschaft eingreifen lässt, etwa durch Zölle, Agrarreformen oder staatliche Manufakturen.

Zentral ist dabei das Denken in Handelsbilanzen: Der Staat verfolgt das Ziel, mehr Wert durch Exporte zu generieren, als durch Importe abgegeben wird. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der englische Ökonom Thomas Mun, der 1630 schrieb, England solle „jährlich mehr an Fremde verkaufen als von ihnen konsumieren – im Wert“. Dass der Begriff „Wert“ in Übersetzungen oft fehlt, ist laut Bockelmann bezeichnend: Wir nehmen den Geldwert heute als so selbstverständlich wahr, dass wir ihn gar nicht mehr thematisieren – obwohl genau hier der ideologische Kern liegt.

Wenn wir heute über Wirtschaft sprechen, dann fällt ganz selbstverständlich der Begriff „Wert“. Wir sagen: „Was ist das wert?“ – „Wie viel ist dein Auto wert?“ – „Was ist deine Arbeit wert?“ Aber was wir dabei meist nicht bemerken: Wir reden hier nicht mehr über das, was uns subjektiv wichtig oder wertvoll ist – also das, was wir lieben, schätzen oder brauchen. Sondern wir reden über etwas ganz anderes: über Geldwert. Dieser Geldwert ist etwas abstraktes, messbares, bezifferbares. Und genau das ist ein relativ neues Phänomen in der Menschheitsgeschichte. Es ist nicht natürlich, nicht ewig, nicht universell. Sondern: Es ist historisch entstanden – und zwar ziemlich genau um das Jahr 1620 herum.

In dieser Zeit setzte sich in Europa das durch, was wir heute als moderne Geldwirtschaft bezeichnen. Alles wurde über Kauf und Verkauf geregelt, das Geld wurde zum verbindenden Medium – und damit kam auch die Idee auf, dass man Dinge, Menschen, Tätigkeiten – kurz: die ganze Welt – in Geldwerten ausdrücken kann. Und das war eine Revolution im Denken. Denn vorher, in der Antike oder im Mittelalter, gab es zwar Tauschgeschäfte – aber niemand wäre auf die Idee gekommen, zu sagen: „Dieses Pferd ist 100 Geldeinheiten wert.“ Es war eben ein Pferd, ein Ding von Nutzen, oder etwas, das man brauchte – aber es existierte kein allgemeiner Maßstab, mit dem man seinen „Wert“ hätte vergleichen können. Diese Abstraktion – das Denken in Werten – ist erst durch das Geld selbst möglich geworden.

Und jetzt kommt ein interessanter Punkt: Selbst große Denker wie Karl Marx, die das System des Kapitals grundlegend kritisieren wollten, haben diese neue Denkform übernommen. Sie sehen überall Wertverhältnisse, sie denken in Geldgrößen – weil es eben so schwer ist, sich davon zu lösen. Es ist, als hätte sich mit dem Geld ein unsichtbares Raster über unser Denken gelegt. Ein Raster, das alles auf eine Frage reduziert: „Was ist es wert?“ – und zwar im ökonomischen Sinn. Der Podcast zeigt nun: Das Denken in Werten ist nicht neutral. Es ist nicht einfach ein Werkzeug. Es ist selbst ein historischer Einschnitt. Und dieser Einschnitt begann mit dem Merkantilismus, also jener Wirtschaftspolitik ab dem 17. Jahrhundert, bei der Staaten versuchten, mehr Geldwert ins Land zu holen als hinauszugeben. Das war der Moment, in dem zum ersten Mal eine Gesellschaft systematisch auf Wertproduktion ausgerichtet wurde. Und das war der Beginn einer Welt, in der Wirtschaft und Staat untrennbar miteinander verbunden sind, weil beide auf dem abstrakten Wertbegriff beruhen.

Episode 9: Funktion -- Die Denkform des Geldes

Was, wenn Geld nicht nur unser Handeln, sondern auch unser Denken verändert? In der neunten Folge von Die Money Profiler tauchen Eske Bockelmann und Daniel Butscher tief in diese Frage ein -- und entdecken: Die moderne Vorstellung von Welt, Wissenschaft und Wert ist ohne Geld nicht denkbar. Anhand der mathematischen Funktion zeigen sie, wie sich mit dem Aufstieg des Geldes auch eine neue Denkform durchgesetzt hat -- eine Denkform, die bis heute unser Verhältnis zur Wirklichkeit bestimmt.

Eine Funktion ist zunächst ein scheinbar harmloses mathematisches Konzept: Sie verknüpft zwei Größen miteinander -- etwa Zeit und Geschwindigkeit -- und bringt sie durch eine Gleichung in Beziehung. In einem Koordinatensystem mit zwei Achsen wird sichtbar: Jede Eingabe (x) erzeugt genau eine Ausgabe (y). Doch diese mathematische Form hat tiefgreifende Folgen, wenn sie sich -- historisch gesehen -- mit dem aufkommenden Gelddenken verbindet.

Im 17. Jahrhundert entsteht ein neues Weltbild: Die Natur wird nicht mehr nach ihren Qualitäten beschrieben, sondern nach ihren Quantitäten -- also nach messbaren Größen. An die Stelle einer Welt, die durch unmittelbare Wahrnehmung und Bedeutung erfasst wurde, tritt eine berechenbare Welt. Galileo Galilei, Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz stehen am Anfang dieser Revolution. Mit Galileis Fallgesetz (v = g × t) zeigt sich exemplarisch, wie die Welt in Zahlen gefasst wird. Es geht nicht mehr darum, was fällt, sondern wie schnell es fällt -- und das in messbaren Größen, unabhängig vom konkreten Gegenstand.

Diese neue Art zu denken -- Dinge als Wert, als Zahl, als Funktion zu begreifen -- ist eng mit dem Geld verbunden. Denn auch Geld funktioniert wie eine mathematische Funktion: Es abstrahiert vom Inhalt und macht verschiedenste Dinge vergleichbar durch ihren Preis. Ob Brot, Kleidung oder Arbeitskraft -- all dies wird über Geld gleich gemacht, im doppelten Sinn: gleich-wertig und gleich-gültig. Die Welt erscheint als eine Ansammlung von quantifizierbaren Einheiten, und das Geld ist das universelle Maß.

Bockelmann argumentiert, dass diese Abstraktion nicht einfach eine neutrale Technik ist, sondern eine Denkform, die unser gesamtes Weltverhältnis verändert hat. Sie ist nicht angeboren, sondern historisch gewachsen -- entstanden etwa um das Jahr 1620, zur gleichen Zeit wie der Merkantilismus und die Anfänge moderner Naturwissenschaften. Die Einführung des Dezimalbruchs durch Simon Stevin und die Konstruktion des Koordinatensystems durch Descartes sind dabei keine blossen mathematischen Fortschritte, sondern Ausdruck einer neuen Weltsicht: Die Wirklichkeit wird nur noch in Zahlen abgebildet.

Das Geld ist dabei nicht nur Werkzeug, sondern Ursache dieser Veränderung. Es zwingt uns, in Werten zu denken -- im ökonomischen Sinn. Und diese Werte erscheinen als objektiv, obwohl sie eine geschaffene, historisch gewachsene Denkweise sind. In der Sprache des Podcasts: Die Welt wird reflexhaft in Geldwerten gesehen -- nicht, weil wir es bewusst entscheiden, sondern weil diese Denkform sich tief in unser Denken eingeschrieben hat.

Die Episode zeigt so auf eindrucksvolle Weise, dass Geld nicht nur unser Wirtschaftssystem prägt, sondern auch unsere Wissenschaften, unsere Sprache, unser Selbstverständnis -- kurz: unser gesamtes Denken. Und genau deshalb ist es so wichtig, sich dieser Denkform bewusst zu werden. Nur wer versteht, wie wir denken, kann anfangen zu hinterfragen, was wir für selbstverständlich halten.

Nicht was wir denken, sondern wie wir denken, ist vom Geld geprägt -- und genau darin liegt seine größte Macht."

Die Grundlagen und Erkenntnisse zum Thema Geld hat Eske Bockelmann in seinen Büchern Geld (2020) und Money - Understanding Modern Society (2025) erarbeitet und veröffentlicht.

Unter dem Reiter „21 Basis-audio" finden Sie 21 kurze Audio-Files, die in jeweils drei Minuten zentrale Aspekte von Bockelmanns Forschung beleuchten -- von archaischen Zahlungsmitteln über Macht und Gesellschaft bis hin zu Denkfunktionen. Diese Podcasts bieten einen prägnanten Überblick über sein Werk.

Im Bereich „Basis-Texte" stehen Ihnen das Buch als Download, eine Video-Einführung sowie sieben thematische Rubriken zu Geld zur Verfügung -- entwickelt über viele Jahre im Rahmen der Sunflower-Gesprächsrunde.

Im folgenden finden Sie 21 Kurzvorträge, die Eske Bockelmann für Sie zusammengestellt hat. Sie sind die Basis, die er in seinen Forschungen erarbeitet hat. 

Material

Zeit

Macht

Beziehungen

Denkform

Tausch

über Geld hinaus

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