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Video Portraits

Die folgenden Personen waren wichtige Impulsgeber für die Arbeiten des MoneyMuseums. Sie sind hier kurz vorgestellt. 

Eske Bockelmann

Eske Bockelmann ist ein Autor, der das bahnbrechende Werk “Im Takt des Geldes” im Jahr 2004 veröffentlicht hat. Er hat anschliessend an den Sunflower-Gesprächen teilgenommen und wir haben viel über die Herkunft und Eigenschaften des Geldes gelernt. Nach 10 Jahren Arbeit hat er 2020 das Buch “Das Geld - was es ist, das uns beherrscht” fertiggestellt, das 2023 auch auf Englisch zur Verfügung steht. Seine Arbeit hat unser Verständnis von Geld im MoneyMuseum stark beeinflusst. Er ist ein Meister der Sprache und literarisch hoch gebildet und interessiert. Im MoneyMuseum haben wir mehrere solcher litearischen Events organisiert.

Aldo Haesler

Portrait Aldo Haesler, unbereinigter Interview-Text zu seiner Geldphilosophie

Zauber des Geldes

Wir haben etwas gebaut, hergestellt, das unsere Vorstellungen übertrifft.

Das ist eine sehr schwierige, fast metaphysische Sache.

Geld ist ja das Künstlichste, was der Mensch hat schaffen können.

Und dieses Künstliche ist sehr früh schon an keine Materie, an keine Realität gebunden worden. Also es ist eigentlich wie die Fabel des Zauberlehrlings, die dann wieder beim Faust von Goethe auftaucht.

Ein ultrachemischer Stoff, aus dem geistigen Genie des Menschen geboren, aber so genial dass es uns entwischt, dass wir es nicht kontrollieren können.

Wir versuchen ja seit Jahrhunderten Geld zu definieren und schaffen es nicht. Und dann geben wir natürlich den Ökonomen die Schuld, dass sie den wichtigsten Gegenstand ihrer Wissenschaft nicht mal definieren können.

das ist eine sehr oberflächliche Kritik, ja Niemand kann das Geld definieren, niemand kann diesen Zauber definieren. diese künstliche Schaffung von Geld.

Dieses moderne Geld ist kein Werkzeug mehr sondern ist zu einem Medium geworden, zu einem Lebensmedium, worin wir leben drinnen wie die Fische im Wasser. Und dieses Medium wird immer für uns tatsächlicher, obwohl unbewusster.

Fragt einen Fisch, was Wasser ist, der wird wohl nicht antworten können. Er ist mittendrin.

Die Verwandlung des Kapitalismus Die Verwandlung des Kapitalismus, von Industrie- in den Finanzkapitalismus ist die Verwandlung eines an Materie interessierten Kapitalismus, an einen Kapitalismus, der an allem interessiert sein kann, was Wert gibt und an allem Wert extrahiert rauszieht, wo es möglich ist. Menschliche Beziehungen, ideelle Werte, fiktive Güter und, und, und ... also symbolfressend, zwischenmenschlichkeitsfressend, gemeinschaftsfressend,

Wir haben keine starken Verbindungen mehr, Freundschaften, Kollegialität, Solidarität

Verschwinden der sozialen Bindungen

mit dem Verschwinden der wichtigsten sozialen Bindungen ist Geld zum letzten Medium geworden, das uns miteinander verbindet.

Die Gesellschaft ist eine Spinnwebe, deren Fäden Geldfäden darstellen, also deren Knoten einzelne Individuen sind und die Fäden sind Geldbeziehungen.

Das Problem ist nur, wenn unsere Beziehungen zu Geldbeziehungen geworden sind, dann fehlen uns sehr wesentliche Aspekte unseres Menscheins wie Vertrauen, emotionalen Bindungen. Also alles, was uns aneinander band früher, ist im Begriff aufgelöst zu werden

und am Ende haben wir natürlich die Single-Gesellschaft. Das ist nicht absolute Einsamkeit, aber für uns Soziologen ist natürlich diese Social Isolation eines der Grundpathologien unsere Gesellschaft.

Angst und Neurotischer Zirkel

Natürlich entsteht Angst dadurch, dass diese Fäden von einem Tag zum anderen ohne jeden Grund auseinanderdriften können. der neurotische Zirkel, in dem wir drinnen sind, ist, dass wir glauben, durch Geld unsere Angst besänftigen zu können. Was bleibt uns noch übrig in einer Welt, wo wir alleine dastehen mit äußerst zerbrechlichen Beziehungen als ein Konto zu haben, zu sagen, okay, auf das kann ich wenigstens zählen. Aber indem ich mein Leben eben darauf einstelle, nur für mein Konto zu arbeiten, potenziere ich die Angst natürlich, die ich damit bekämpfen wollte.

Und wenn sich diese Neurose kollektiv verschärft, dann besteht natürlich die Gefahr, dass jeder einzelne, diesen Zirkel, worin er ist, nicht durchbrechen kann, nicht mal erkennen kann, weil alle so im gleichen Zirkel sind. Er ist dann keine Ausnahme mehr, dann wird eigentlich dieser neurotische Zirkel zu einer Institution, es ist Wirklichkeit geworden.

Die Charaktere des Geldes in unseren Denkformen

Der Kapitalismus ist eine zutiefst kreative, aber auch eine mörderische Kriegsmaschine, ja.

Aber es wäre naiv zu glauben, dass die Menschen gewissenlos handeln.

Es ist nicht dem schlechten Willen der Menschen vorzuwerfen sondern, dass das Geld als sozusagen unsichtbares Medium unser Handeln verändert hat,

dass das Geld seine Charaktere auf unsere Denkformen übertragen hat und dass je unsichtbarer das Geld wird, desto weniger können wir diese Übernahme von Geldgesetzen auf unsere Denkformen objektivieren.

Verschwinden des Geldes

Und jetzt sind wir, in den Jahren, wo das Geld effektiv verschwindet, wo es kein Bargeld mehr gibt. Vor diesem Verschwinden warne ich seit praktisch Jahrzehnten und versuche klarzumachen, dass es nicht nur um Überwachungsstaat, Bankenmacht geht, sondern um etwas ganz Grundsätzliches, etwas Menschliches, das Verschwinden der Gegenseitigkeitsnorm, dieser Norm, die sagt, dass, um etwas zu erhalten, muss man etwas dafür geben. Also das ist kein soziales Problem, kein politisches Problem, das ist es auch, aber es ist ein anthropologisches Problem.

 

Theo Wehner

Theo Wehner war Professor em. für Arbeitspsychologie an der ETH Zürich und verfügt über eine ausgeprägte Fähigkeit als Redner. Er ist bekannt für seine Fähigkeit, komplexe Themen zu synthetisieren und hat einen wichtigen Beitrag als Psychologe in der Sunflower Gesprächsrunde geleistet. 

Heinzpeter Znoj

Heinzpeter Znoj ist ein renommierter Professor für Sozialanthropologie an der Universität Bern. Seine Forschungsarbeiten haben ihn unter anderem nach Sumatra geführt, wo er wichtige Erkenntnisse über das Wesen und die Zahlungsmittel traditioneller Gesellschaften gewonnen hat. Besonders hervorzuheben ist sein Buch “Tausch und Geld in Zentralsumatra”, das eine grundlegende Bedeutung für die Anthropologie hat. Durch seine Arbeit haben wir heute einen Einblick in die Zahlungsmittel und das Wesen traditioneller Gesellschaften, die das MoneyMuseum in einer Dauerausstellung präsentiert.

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