Mit Hammer und Sichel: Das auf dem 1925 eingeführten Schilling präsentierte Wappen der Republik Österreich – neue Botschaft in alter Bildtradition
Warum hält der Adler des österreichischen Staatswappens Hammer und Sichel in den Krallen? Handelt es sich um eine versteckte Liebeserklärung an den Kommunismus? Dieser Podcast geht der Frage nach und kommt zu einem ganz anderen Ergebnis.
Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Österreich. Wir befinden uns im Jahr 1931.
Am 1. Januar 1925 führte die Republik Österreich den Schilling ein. Wir sehen hier eine Goldmünze, wie sie seit 1926 ausgegeben wurden. Auf der einen Seite der Nennwert in Höhe von 25 Schilling, auf der anderen Seite das Wappen der Republik Österreich. Es zeigt einen einköpfigen Adler mit dem roten Herzschild, darauf den silbernen Querbalken. Auf dem Haupt trägt der Adler eine Mauerkrone. Im rechten Fang hält er eine Sichel, im linken einen Hammer.
Moment mal, Hammer und Sichel? Wollte Österreich damit etwa seine Vorliebe für den Kommunismus zum Ausdruck bringen?
Schließlich sind für uns heute Hammer und Sichel praktisch gleichbedeutend mit dem Kommunismus.
Allerdings ist dieses Piktogramm noch gar nicht so alt. Es geht zurück auf einen Entwurf aus dem Jahr 1917. Lenin hatte damals einen Wettbewerb veranstaltet, um ein neues Wappen für die kommunistische Sowjetunion zu finden. Das siegreiche Emblem zeigt einen Globus, darauf Hammer und Sichel. Der Globus ist umgeben von einem Getreidekranz, hinter dem die Sonne aufgeht. Darüber leuchtet der rote Stern. Bis auf den roten Stern war keines der Symbole wirklich neu.
Der Erdball wurde schon seit der Antike benutzt, um bildlich zum Ausdruck zu bringen, wie weit sich die eigene Macht ausdehnte.
Die Sichel und das Ährenbündel standen für die Landwirtschaft, wie diese Preismedaille aus der Zeit um 1900 uns zeigt.
Der Hammer war das Werkzeug des Arbeiters, verkörpert im Schmied, den wir hier auf dieser Preismedaille aus dem Jahr 1873 zwischen den Personifikationen von Fleiß und Überfluss sehen.
Alle Bestandteile des Wappens waren also Allgemeingut, was erklärt, warum sie Aufnahme fanden in das Wappen, das sich die junge Republik Österreich am 8. Mai 1919 gab.
Das war übrigens lange vor der offiziellen Annahme des sowjetischen Wappens. Darüber stimmte das Zentralkomitee erst gute vier Jahre später ab.
Ein eigenes Gesetz über das Staatswappen und das Staatssiegel der Republik Deutschösterreich regelte die Deutung.
Der einköpfige Adler sollte nicht als Reduktion des alten, doppelköpfigen Habsburger Adlers missverstanden werden. Im Gegenteil, man legte Wert darauf festzuhalten, dass er bereits das Symbol der Legionen der römischen Republik gewesen sei.
Der Bindenschild geht zurück auf das hochmittelalterliche Wappen der Babenberger, denen im Jahre 976 die Ostmark – oder wie man damals sagte – Ostarrichi anvertraut wurde.
Die Mauerkrone stand für das Bürgertum.
Die Sichel für den Bauernstand.
Der Hammer für die Arbeiterschaft.
Es steckt also kein kommunistisches Gedankengut im Wappen der Ersten Republik Österreich. Im Gegenteil, der Versuch, Bürger, Arbeiter und Bauern in einem Bild zu vereinen, wird schon im ersten provisorischen Staatswappen von 1918 deutlich:
Es bestand aus einem Stadtturm für das Bürgertum, den gekreuzten Hämmern für die Arbeiterschaft und dem Ährenkranz für den Bauernstand.
Die Goldmünzen, die nach dem Ersten Weltkrieg ausgegeben wurden, zeigen das Wappen der Ersten Republik, den österreichischen Adler mit Bindenschild, der mit seinen Attributen die drei Stände Bürgertum, Arbeiterschaft und Bauernstand vereinigt.
Diese Darstellung änderte sich nicht, als am 1. Januar 1925 die Krone durch den Schilling ersetzt wurde.
Erst der austrofaschistische Bundesstaat von 1934 tilgte alle Hinweise aus dem Wappen, die als kommunistisch missdeutet werden konnten. Wie weit die politischen Ambitionen eines Bundeskanzlers Dollfuß reichten, sieht man daran, dass der neue Wappenadler wieder die zwei Köpfe des alten Reichsadlers trug.
Natürlich konnte ein Hitler sich das nicht bieten lassen, so dass nach dem Anschluss das Führen aller nationalen Insignien verboten wurde.
Unmittelbar nach der Befreiung beschloss die Provisorische Staatsregierung das Wappen der Ersten Republik wieder aufzunehmen. So ist das Wappen der Zweiten Republik identisch mit dem Wappen der Ersten Republik, mit einem kleinen, aber entscheidenden Unterschied:
Der österreichische Adler hat die Ketten des Nationalsozialismus gesprengt.
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