Wie ist das Geld entstanden?
Beim Geld muss man genau genommen damit beginnen, wie es damit nicht begonnen hat. Das klingt verwirrend, ist aber ganz einfach zu verstehen: Es gibt heute falsche Vorstellungen davon, wie Geld entstanden wäre, und zwar sehr verbreitete und sehr grundsätzliche Vorstellungen davon. Sie sind falsch, das heißt, sie missdeuten die Entstehung von Geld, aber damit eben nicht nur seine Entstehung, sie verbinden sich notwendig auch mit einer Missdeutung des Geldes selbst. Wer falsche Vorstellungen davon hat, wie Geld entstanden ist, muss falsche Vorstellungen davon haben, was da entstanden wäre.
Es gibt im Großen und Ganzen zwei dieser grundlegend falschen Deutungen: Die eine meint, Geld wäre so alt wie das menschliche Denken und wäre also schon zugleich mit diesem Denken, also zugleich mit den Menschen auf die Welt gekommen: Geld wäre so alt wie die Menschen selbst. Die andere Deutung meint – und ist dabei nicht strikt von der ersten getrennt −, die Menschen hätten das Geld erfunden.
Ist die Prägung von Münzen auch die Erfindung von Geld?
«Die Menschen haben das Geld erfunden» – wer das voraussetzt, nimmt in aller Regel an, die Prägung von Münzen wäre diese Erfindung von Geld gewesen.
Ist Geld ein Ding?
Die Annahme, Geld wäre erfunden worden, ist nie ernsthafter wahr gewesen als der Witz: «Die Phönizier haben das Geld erfunden, gut – aber warum so wenig?» Wie in diesem Witz setzt die Annahme, Geld wäre erfunden worden, voraus, dass Geld nur ein bestimmtes Ding wäre – ein Ding etwa wie ein Hammer, den man sich nur einmal ausdenken müsste, um ihn dann herzustellen.
Geld und Wert
Gerade das fürs Geld Entscheidende: die Vorstellung des einen Werts, den alles tragen soll, indem es ihm gleichzusetzen ist, sie hat gefehlt – sie war noch nicht entstanden. Sie hat nicht im menschlichen Denken gelegen. Jetzt erst liegt sie darin, bestimmt sie das menschliche Denken – jetzt, das heißt: seit es Geld gibt, seit Geld, auf andere Weise, entstanden ist.