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Geld als Denkform III: Denkreflexe

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So wie wir mit Geld alles und jedes kaufen können, sehen und deuten wir alles und jedes auch in der Form, die es dabei durch Geld annimmt: als Wert unter Werten, als Quantum eines einheitlichen Werts, desselben einen Werts, von dem auch alles andere ein Quantum ist. Über die hoch abstrakte und sehr spezifische Form dieser Deutung müssen wir keine Sekunde lang nachdenken, wir müssen uns wirklich in gar nichts über sie klar werden. Trotzdem, allein indem wir Dinge alltäglich als Ware und damit als Geldwert ansehen, wird jene Form zu einer unser alltäglichen Denkens – und zeigt sie sich in vielerlei Weisen.

Quantität und Gleichheit

Eine davon ist etwa die geradezu zwanghafte Übung, Verschiedenstes auf eine einheitliche Skala zu bringen. Von durchaus ungleichen Sachverhalten wird angenommen, sie wären lediglich quantitativ unterschiedene Erscheinungsformen des Gleichen. Schmerz zum Beispiel empfindet man als etwas durchaus anderes als Lust. Psychologen aber sind in der Lage und bringen beides auf eine gemeinsame Skala, unter der Voraussetzung, Lust und Schmerz lägen darauf lediglich in entgegengesetzten Richtungen, sie wären jeweils nur unterschiedliche Werte derselben Art von Empfindung. Bekannter und sehr geläufig ist das Einordnen jeder irgendwie gearteten politischen Überzeugung auf einer Skala zwischen Rechts und Links: Da gibt es eine Mitte, und was davon abweicht, weicht nur auf dieser Skala von ihr ab, als ein Wert in Richtung rechts oder ein Wert in Richtung links. Die Einsicht in politische Zusammenhänge, die jemand vertritt, mag sich noch so sehr unterscheiden von linken oder von rechten Positionen, nach dieser Deutung bildet sie allenfalls ein Extrem, ist Extremismus, gehört aber ins vorgegebene Spektrum und kann und darf demnach gar nichts anderes erkennen, als was in diesem Spektrum vorgesehen ist.

Inhalte werden indifferent

So werden Inhalte, wie spezifisch sie auch sein mögen, indifferent – werden sie als indifferent gedacht. Und diese Indifferenz leuchtet jedem ein: Sie scheint uns unmittelbar gerechtfertigt zu sein und der Wirklichkeit zu entsprechen, gerade darin, wie sie das Spezifische eines Inhalts rein quantifiziert und übergeht. Auf dieselbe Weise, bedingt durch die Indifferenz des Geldes gegenüber den Inhalten, in die es beliebig getauscht werden kann, treten die Inhalte für uns auch zurück gegenüber der Art, wie sie vermittelt werden. Kommunikation als solche wird wichtiger als das, was kommuniziert wird. Und die Methode, also wie etwas zu bestimmen ist und auf welchem Weg man zu bestimmten Inhalten kommt, wird als entscheidend über die Inhalte selbst gestellt, die so bestimmt werden sollen.

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