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Der Finanzfaust – Die Tragödie des Faust heute

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»Du verkennst: dieser Tanz ums Goldne Kalb, um Mammon, um Maschinen und Moneten, ist wie die Menschheit doch so alt.«

Mephisto

 

Der Ökonom Lothar Märkl greift die Faustsage auf und verlegt sie in unsere Tage. In die Welt der Finanzen, Banken, Märkte und Spekulationen. Ist das Anlage- und Börsengeschehen in Tat und Wahrheit nicht eine Wette auf Erfolg, vermeintliches Glück und Erfüllung? Beginnend mit dem Fall der Mauer führt uns der Autor mit Johann Wolfgang, Faust, Margherita, Mephisto und Dr. Nekro bis ins Jahr 2050.



Blick ins Buch hier

 

Lothar Märkl, geboren 1941, studierte Nationalökonomie in München und Frankfurt und ist seit 1965 in verschiedenen Funktionen an den Finanzmärkten tätig, davon seit über 20 Jahren als Vermögensverwalter in Zürich.

 

«FAUST» ist heute lebendiger denn je! Die Faustsage ist um 1570 in Wittenberg entstanden. Der Urheber blieb unbekannt, doch wurde das erste Faustbuch von Johann Spies im Jahre 1587 in Frankfurt am Main veröffentlicht. Schon kurze Zeit danach hat die Sage Eingang gefunden in die englische, französische und italienische Literatur und sogar in die Musikliteratur Europas.

Die Gelehrtentragödie des Doktor Faustus ist die Geschichte des Scheiterns des wahrheits- und erkenntnissuchenden Menschen im sokratischen Sinne; sie ist eine menschliche Tragödie, sie ist aber nicht die Geschichte der Tragödie der Menschheit. Erst die Erkenntnistragödie eines Einzelnen bringt die ganze Menschheit voran.

Vieles versucht Faust zu erforschen,  die Naturwissenschaften reizen ihn, er unternimmt Flugversuche, bereist ganz Europa, aber er stösst immer wieder an die Grenzen: Nur Magie kann helfen! Faust weiss viel, aber gerade weil er vieles weiss, erkennt er die Begrenztheit seines Wissens: Er erkennt, dass er «nichts weiss». In sokratischer Bescheidenheit verzweifelt Faust. Der «Gelehrte» Faust versucht – besessen von unersättlichem Forschungsdrang – sein Wissen stets neu zu vertiefen und zu erweitern.

Der Pakt mit dem Teufel

Diesen trockenen Gelehrten Faust reizt aber auch die andere Seite des Lebens, das Hedonistische, der Luxus, die Lust und das pralle Leben. Er bekennt: «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.» Und so kommt der Teufel in seine Welt.

In der ursprünglichen Fassung der Faustsage des 16. Jahrhunderts schliessen Faust und Mephisto einen Vertrag miteinander, einen Pakt: Mephisto verspricht Faust sowohl in den drängenden Fragen der Zeit, den Natur- und Geisteswissenschaften, Erkenntnisse zu liefern, als auch für ausreichend Genüsse für sein leibliches Wohl zu sorgen, wozu auch die Erfüllung sexueller Wünsche gehört. Im Gegenzug verspricht Faust dem Teufel seine Seele nach seinem leiblichen Tode.

Das Faustthema ist immer dann besonders aktuell, wenn sich die Geschichte und die Zeiten im Umbruch befinden. Ursprünglich entstand die inzwischen über vierhundert Jahre alte Faustsage in einer Zeit des religiösen Umbruchs. Sie ist gewachsen auf dem Boden der Reformation. Das neu erwachte Wissen um die persönliche Individualität erweckte alte Ideale aus der griechischen Kultur zu neuem Leben. Im Gegensatz zu der bis dahin gültigen Überzeugung, dass alles im Dogma geregelt sei und dass das theozentrierte Weltbild allein richtig sei, also alles in der absoluten Gottbezogenheit gesichert sei, entwickelte sich in der Renaissance das anthropozentrierte Weltbild. Dieses bedeutete eine diesseitige, der Welt zugewandte Orientierung, die den Menschen Rechte, aber auch Pflichten auferlegt. Damit waren die Zeiten des käuflichen Ablasses vorbei. Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts schafften den religiösen Umbruch.

Auch Goethe schuf seinen Faust in einer Zeit des geschichtlichen Umbruchs: Eine gewaltige Bevölkerungsexplosion fand in Europa statt, die Französische Revolution, die Napoleonischen Kriege, erste Milizarmeen, die Erneuerung von Rechts- und Fiskalordnungen. Im Zuge dessen wurden wenig später die Nationalstaaten in Europa geschaffen, die die neuentstandenen Massengesellschaften organisiert und geordnet haben.

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