Geld: Eines für Alles
Für das, was wir zum Leben brauchen, brauchen wir Geld und also müssen wir in unserem Leben grundsätzlich darauf bedacht sein, zu Geld zu kommen. Also muss Geld auch unser Denken prägen, muss es unser Denken formen. Sicher, eine triviale Erkenntnis. Aber sie ist so trivial, weil es so alltäglich ist, dass wir uns mit Geld beschäftigen müssen, weil es tatsächlich jeden unserer Tage erfüllt und das oft genug bis oben hin. Trivial ist das also nur deshalb, weil es so mächtig ist.
Geld bleibt sich gleich
Für das, was wir zum Leben brauchen, brauchen wir Geld und also müssen wir in unserem Leben grundsätzlich darauf bedacht sein, zu Geld zu kommen. Also muss Geld auch unser Denken prägen, muss es unser Denken formen. Sicher, eine triviale Erkenntnis. Aber sie ist so trivial, weil es so alltäglich ist, dass wir uns mit Geld beschäftigen müssen, weil es tatsächlich jeden unserer Tage erfüllt und das oft genug bis oben hin. Trivial ist das also nur deshalb, weil es so mächtig ist.
Gehen wir also einfach vom Alltäglichsten aus, wenn Sie so wollen, vom Trivialsten: Wir kaufen etwas. Zum Beispiel diesen Apfel. Er kostet Geld, wir bekommen ihn für Geld – und zwar in dem trivialen Vorgang, dass wir jemandem Geld geben für den Apfel und den Apfel dafür von ihm bekommen. Oder wir kaufen einen Hammer, für Geld. Den Apfel essen wir und dann ist er weg und hat uns genährt. Den Hammer können wir, bei entsprechender Qualität, vermutlich ein Leben lang zum Zuschlagen verwenden. Beides aber bekommen wir für: Geld. Oder wir kaufen einen Packen Papier, natürlich wieder für Geld. Doch dann verrate ich Ihnen noch ganz im Vertrauen, dass diese Blätter das Drehbuch zu einem erstklassigen Horrorfilm enthalten, der einmal Millionen einspielen wird. Ich bin sicher, jetzt, wo ich das verraten habe, wird man mir dieses Skript förmlich aus den Händen reissen und es wird mir eine ganze Stange Geld einbringen. Denn natürlich werde ich es verkaufen, gegen Geld. Gegen Geld, für Geld gibt es also nicht nur solche greifbaren Dinge wie Hammer und Apfel, sondern auch ausgedachte, wie dieses Drehbuch. Oder wenn ich mit diesem Hammer versehentlich den Finger eines freundlichen Mitmenschen treffe, kann sich sogar sein Schmerz in Geld verwandeln: wenn er Schmerzensgeld fordert. Wofür wir Geld bekommen oder was wir für Geld bekommen, das reicht demnach von sehr handgreiflichen Dingen, die wir verbrauchen oder gebrauchen können, bis zu solchen unstofflichen wie einer gedanklichen Leistung oder einer blossen Empfindung. Es umfasst alle nur irgendwie denkbaren – wie soll man sagen: Dinge, Sachverhalte, Vorgänge, Wesenheiten.
Gut also, wir kaufen etwas: Apfel für Geld, Hammer für Geld und sonst alles für Geld. Für alles Mögliche zahlen wir jeweils mit Geld. Natürlich unterschiedlich viel Geld, die Menge an Geld, die für einen Apfel und die für ein Drehbuch zu zahlen ist, wird sogar sehr unterschiedlich sein. Aber das ändert nichts daran: Das Etwas, womit wir für alles Mögliche zahlen, ist immer das gleiche: Geld. Alles gibt es für Geld, Geld gibt es für alles. Wie bei den drei Musketieren: Alle für einen, einer für alle. Nur geht es hier natürlich nicht so heldenhaft zu, das Geld setzt ja nicht sein Leben aufs Spiel im Kampf für all das. Das Geld geht ganz im Gegenteil garantiert unversehrt und unverändert aus jedem Kauf, in den es eingeht, auch wieder hervor. Es bleibt sich dabei gleich – egal, was wir damit bezahlen, und egal, ob der eben bezahlte Apfel im nächsten Moment noch da ist oder schon verspeist.
Vom Einen des Geldes und seinem Wert
Also schauen wir uns einmal an, was sich da gleich bleibt. Hier, das ist Geld, will ich meinen. Oder das hier ist Geld. Und das hier, meine Kreditkarte – man beachte das schöne Gold! –, ist das nicht auch Geld? Naja, irgendwie nicht. Die Kreditkarte leistet zwar dasselbe, was auch Münzen und Geldscheine leisten, ich kann damit bezahlen. Und ich kann sogar sehr viel besser damit bezahlen, grössere Summen, bei mehr Gelegenheiten, nämlich online und so weiter. Nur: Da zahle ich zwar mit der Karte, aber die Karte ist nicht das, was ich da zahle, sie ist nicht das Geld, das ich da zahle – ganz offensichtlich nicht. Nur, genau genommen, gilt das auch für die Münzen und Scheine. Wenn ich etwas für zwei Franken kaufe – hier habe ich ein solches Stück –, dann muss ich ja nicht mit genau dieser speziellen Münze zahlen, die ich momentan in der Hand halte. Nein, ich kann mit jeder beliebigen anderen Zwei-Franken-Münze auch zahlen oder mit vier Halbfranken-Münzen oder mit einem Geldschein und bekomme dann Rausgeld, oder ich überweise die horrende Summe oder greife eben doch zur Karte. Auch die Münze, die ich hier habe, so fest sie sich auch anfühlt, ist nicht das, was ich zahle, so wenig wie die Kreditkarte. Sie vertritt es nur, sie steht dafür ein, sie repräsentiert es und das tut sie sehr gut, das tut sie auch anders als die Kreditkarte, mit ihrem ganzen Körper, mit einer gewissen Würde und Schönheit – sagen wir mal. Aber: Auch sie vertritt nur das, was da zu zahlen ist – genauso wie andere Münzen es vertreten oder Geldscheine oder die blossen Zahlen, die per Überweisung hin und her gebucht werden. Sie alle sind nur Vertreter, sind unterschiedliche Repräsentanten von diesem Einen, das für Alles steht. Und dieses Eine ist nicht das Geld in seinen verschiedenen Erscheinungsweisen, sondern ist der Geldwert. Aha.
Unser Denken formt Wert
Wenn wir etwas kaufen, zahlen wir diesen Wert – den in Geld bemessenen Wert einer Ware. Die hat ihren Wert, den ihr Preis ja in Geld beziffert, und so hat selbstverständlich auch das Geld seinen Wert: Der geht beim Kaufen ja für den der Ware in den Tausch. Aber wo steckt dieser Wert? In der Münze? In der Ware? Nein, die könnten wir zerschroten und pulverisieren, wie wir nur wollten, wir würden kein Atom «Wert» darin finden. Der lässt sich nicht finden, es gibt keine Substanz «Wert». Und trotzdem gibt es ihn, trotzdem steckt der Wert irgendwie in der Münze, liegt er auf unserem Konto – und woher wissen wir das? Das sagt uns der Staat, der Staat garantiert es und er legt uns darauf fest. Er legt uns und alle darauf fest, die Münze, den Geldschein, die Zahl auf dem Konto als Wert anzuerkennen und als Wert zu behandeln: nämlich als das, was in einer Zahlung gegen seinesgleichen getauscht wird, gegen den Wert – von etwas anderem. Wert gibt es für sich genommen nicht. Das ist seltsam, ist aber so – und fordert unserem Denken etwas sehr Spezielles ab. Denn wie wir gesehen haben, es geht gar nicht anders: Wir müssen vom Wert wissen, damit es ihn – so gut wie – gibt. Wir müssen ihn denken – wir müssen etwas denken, das es für sich genommen nicht gibt, das in nichts besteht, aber so, als ob es bestehen würde. Das heisst, wir müssen dieses seltsame Ding – und zwar von Staats wegen – in unserem Denken bilden. Unser Denken muss dieses seltsame, mächtige, in nichts bestehende Etwas formen.