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Geld und Macht in der Antike - Eine Hörspielreihe von Ursula Kampmann

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Seit es Geld gibt, spielt das dynamische Wechselspiel zwischen Geld und Macht eine Rolle. Ihr spürt eine achtteilige Hörspielreihe von Radio MoneyMuseum nach. Die ersten vier Teile finden Sie in diesem Hörspielbuch. Sie führen in die griechische und römische Antike und verleihen historischen Persönlichkeiten wie dem spartanischen König Kleomenes, dem grossen Römer Julius Cäsar, aber auch Söldnern, Zöllnern usw. eine Stimme. Ergänzt werden die Hörspiele durch je ein Quiz, das Sie als Leseprobe wie Wissenstest über Geld- und Weltgeschichtliches nutzen können.


Geld und Macht in der Antike

 

Wer viel Geld hat, besitzt ein Vermögen. Wer ein vermögender Mann ist, vermag etwas zu bewirken. Wer etwas zu be-wirken vermag, besitzt Macht. 

Dass Geld und Macht aufs Engste miteinander verbunden sind, zeigt schon die Tatsache, dass in der Sprache – die ja immer auch ein Spiegel unserer Wahrnehmung der Welt ist – die Worte «Vermögen» und «Macht» von derselben Wurzel aus gebildet wurden (idg. magh = können, vermögen). Ebenso übrigens wie auch das Wort «Möglichkeit». Wer also viel Vermögen hat, verfügt über viele Möglichkeiten – zum Beispiel Hörspiele herauszugeben.

In den hier vorliegenden vier Hörspielen führt Sie die Historikerin Ursula Kampmann mit Radio MoneyMuseum vom klassischen Griechenland bis zur römischen Kaiserzeit. Ergänzt wird jedes Hörspiel von ein paar Fragen, die der Leserin, dem Leser auf kurzweilige Art Lesekontrolle wie Wissenswertes bieten.

Insgesamt umfasst die Hörspielreihe acht Teile, welche die Verquickung von Geld und Macht an Beispielen aus der Antike bis zur frühen Neuzeit illustrieren. Die Idee zu diesen Hörspielen entsprang der Faszination für die politisch und historisch höchst folgenreiche Beziehung zwischen Geld und Macht.

In diesem Buch zeigt uns der Blick zurück mit der ihm eigenen Distanz, wie Geld und Macht schon in der Antike von klugen Männern verknüpft und geschickt zum eigenen oder des Staates Vorteil ausgenutzt wurden. Bereits aus jener Zeit lassen sich sechs besonders wichtige Geld-Macht-Prinzipien herauskristallisieren, die in modifizierter Form heute noch gültig sind.

 

 

  • Erstens: Geld ist ein Wertmassstab. Die Ende des 7. vorchristlichen Jahrhunderts in Kleinasien hergestellte Münze wurde im Laufe des folgenden Jahrhunderts in der griechischen Welt als der erste neutrale Wertmassstab benutzt, mit dem sich die verschiedensten Waren und Dienstleistungen miteinander vergleichen liessen. Nun konnte man jeden – den Arzt, den Bauer, den Soldaten – angemessen bezahlen. Auch ermöglichte die Herstellung der Münze die Arbeitsteilung: Weil nun nicht mehr jeder seine eigene Nahrung produzieren musste, konnte er sich dort spezialisieren, wo er stark war. So ent- wickelte nicht zuletzt der Handel eine unglaubliche Vielfalt und Reichweite. Die Nutzung der Münze als neutraler Wertmassstab war also revolutionär und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine fortschrittlichere Zukunft. Und bis heute spielt Geld eine wichtige Rolle als Wertmassstab.
  • Zweitens: Geld ist eine gemeinsame Ressource. Schon um ca. 500 v. Chr. kam der athenische Politiker Themistokles auf die Idee, die Einkünfte aus den Silberminen von Laurion und Maroneia nicht wie bis anhin auf die einzelnen Bürger zu verteilen, sondern sie dem Stadtstaat Athen zufliessen zu lassen. So konnte dieser militärische Machtmittel wie zum Beispiel eine Flotte aufbauen, die dann dem Wohle aller dienen sollten. Das kleine Wohl des Einzelnen sollte fortan hinter dem grösseren Wohl des ganzen Staates zurückstehen. Auch wurde bereits damals Geld in Form von Steuern abgeführt und beispielsweise zur Verbesserung der Infrastruktur, aber vor allem für die Verteidigung des Reichsgebietes eingesetzt. Heute hat sich der Kreis der Nutzniesser staatlicher Gelder insbesondere in Demokratien erweitert. Doch auch in unseren Tagen werden die Einkünfte des Staates nicht direkt unter die Bürger bzw. Einwohner verteilt, sondern zum Unterhalt und Ausbau von Infrastruktur, zur Wahrung der inneren und äusseren Sicherheit, für soziale und andere dem Gemeinwohl dienende Aufgaben verwendet.
  • Drittens: Geld kauft Macht. Wie ein Leitmotiv zieht sich dieses Prinzip durch die Geschichte, seit sich Athen um ca. 450 v. Chr. die Kasse des Delisch-Attischen Seebundes und damit auch die Herrschaft angeeignet hatte. Wo das Geld ist, ist eben die Macht – und die Politiker lernten rasch, wie sie Macht und Einfluss mittels Geld ausdehnen konnten. Geld diente zum Ausbau der Truppen oder schmiedete Allianzen, wie das Beispiel des Krieges zwischen Athen und Sparta zeigt. Und last but not least: Geld verhalf auch zum Wahlsieg. Denn gewählt wurde schon im alten Rom, wer seinen Wählern Geschenke machen konnte. Das gilt immer noch: Auch heute wird gewählt, wer sich der Wählerschaft am besten verkau-fen kann.
  • Viertens: Geld finanziert militärische Macht. Wer Geld hat, kann seine militärische Power auf zwei Weisen vergrössern: einerseits durch den Kauf von menschlicher Kampfkraft in Gestalt von Söldnern, andererseits durch die Finanzierung seiner technischen Überlegenheit – zum Beispiel durch das Anschaffen oder den Bau einer Kriegsflotte oder durch die Aufstockung seines Waffenarsenals. In den Vordergrund trat das Söldnerwesen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr., zur Zeit des makedonischen Feldherrn Alexanders des Grossen. Dieser war nicht mehr auf die Loyalität seiner Mitmakedonen angewiesen. Er brauchte keine Soldaten mehr, die aus Über- zeugung und für die gleichen Ideen mit ihm kämpften. Denn er konnte sich mit der Beute aus seinen Feldzügen jede Menge Söldner aus Asien kaufen. Die Tatsache, dass Kriegsdienst nun gegen Bezahlung und nicht mehr aus Überzeugung gelei- stet wurde, veränderte die Zivilisation einschneidend. Feld- herren, die wie Alexander über Reichtümer verfügten, waren unabhängig. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel des kleinen Volkes der Phoker, das seiner Eroberung durch wesentlich grössere Völker allein aufgrund seiner finanziellen Möglich- keiten standzuhalten vermochte. Der Söldnerfaktor spielte auch im frühneuzeitlichen Europa eine grosse Rolle, zum Beispiel in der Schweiz, aber auch in Spanien, das an allen Fronten Kriege führte und dafür Söldner einsetzte, die mit amerikanischem Gold bezahlt wur- den. Und Loyalität, die übers Geld läuft, ist heute noch ver- breitet. Wenn auch die Söldner der Moderne eher unter den Spitzenmanagern oder Fussballstars zu suchen sind …
  • Fünftens: Wer kein Geld hat, macht Schulden, um an die Macht zu gelangen. Auch hierfür findet sich ein Beispiel aus alter Zeit, konkret aus dem alten Rom: Der junge, machthungrige, aber mittellose Iulius Caesar lieh sich Geld von reichen Freunden, die sich vom jungen Politiker einiges versprachen. Schulden machen, um durch Geldgeschenke Wähler zu verpflichten und so an die Macht zu gelangen, war Caesars Aufstiegsprinzip. Und es stellte sich sogar heraus, dass ein riesiger Schuldenberg kreditwürdiger ist, als eine kleine Schuld. Je höher die Schulden, desto eher bleiben die Geldgeber näm- lich bei der Stange, um ihr Geld nicht abschreiben zu müssen. Sie unterstützen den hoch verschuldeten Machthaber weiter- hin politisch, damit er kraft des erreichten Amtes die Mög- lichkeit erhält, sich und seine Kreditgeber zu sanieren. Un- glaublich, aber immer noch wahr, wenn man den Schuldenberg der USA betrachtet, die ihre Machtpolitik ebenfalls mit fremden Mitteln finanzieren.
  • Sechstens: Macht braucht immer mehr Geld, um sich zu erhalten. Das römische Imperium ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein ausgedehnter Machtbereich wachsende Mittel benötigt, um sich zu erhalten. Hätte sich Rom darauf beschränkt, eine italische Mittelmacht zu bleiben, hätte es seine Stärke rein auf Tradition und das Menschenpotential der römischen Bürger gründen können. Es wäre so ein Beispiel dafür geblieben, wie man ohne Geld zu Macht kommen kann. Mit dem Anspruch auf die Weltherrschaft aber, die durch Handel und militärische Gewalt erreicht werden wollte, wuchs der Bedarf nach neuen Mitteln stetig. Die eroberten Gebiete brachten zwar Beute, aber die neuen Grenzen mussten durch Truppen gesichert und durch Beamte verwaltet werden. Der Kaiser war angewiesen auf die Loyalität des Militärs, dessen Gunst er sich erkaufen musste. Und er war angewiesen auf Einnahmen durch Zölle und Steuern. Herr eines Imperiums zu sein, bedeutete also, Herr eines riesigen, komplexen, auf alle Seiten anfälligen Gebildes zu sein, das man allein gar nicht kontrollieren konnte. Das kostete Geld. Und das musste be- schafft werden, sei es durch die Erhebung von Steuern oder die Ausweitung des Herrschaftsgebietes.

 

Der Mechanismus des wachsenden Mittelbedarfs bei wachsender Macht wiederholte sich in der Geschichte, zum Beispiel im spanischen Weltreich und im englischen Kolo- nialreich des 19. Jahrhunderts. Heute sind es die USA, die einzig verbliebene Weltmacht, die sich mit ihrem imperialen Auftreten immer wieder neue, fremde Finanz- und Energiequellen erschliessen.

Ein Phänomen bleibt allerdings ohne Vorbild aus alter Zeit und ist eine Erscheinung unserer Tage: die zunehmende Verlagerung der Macht weg von den Territorialstaaten hin zu multinationalen Konzernen. Beispiele sind unter anderem die grossen Ölfirmen sowie Nestlé und Microsoft. Ihr gewaltiges Umsatzvolumen übersteigt das Bruttosozialprodukt manches Staates. Dank ihrer Mittel verfügen sie über grossen Einfluss. Sie können bestimmen, wo und zu welchen Konditionen sie produzieren. Die Folge: Das wirtschaftliche Interesse gewinnt immer mehr die Oberhand über nationale Regelungen.

Interessanterweise geht diese Machtänderung mit der Veränderung des Geldes einher. Die Entwicklung von den werthaltigen, durch den Staat gedeckten Währungen zu den vielfältigen neuen Geldformen wie Aktien, Kreditkarten oder digitalem Geld haben Spuren hinterlassen. Grenzen sind gesprengt worden und eröffnen dem globalen Spieler Vorteile.

Ein weiteres Phänomen, das in den vorliegenden Hörspielen auch immer wieder anklingt, ist die Dualität von Geld und Macht. Geld wie Macht sind an sich wertneutral. Sie können von den Menschen entweder zum Guten oder zum Schlechten eingesetzt werden. Je nach Verwendung zeigen sie ihre Licht- oder ihre Schattenseite. Weil beiden, Geld und Macht, ein ungeheures Potential innewohnt, lauert immer die Gefahr des Missbrauchs, des Geldrausches, der Machtbesessenheit. Gut und nachhaltig können Geld und Macht nur von verantwortungsbewussten, das Wohl des Ganzen im Auge behaltenden Menschen eingesetzt werden. Schön wäre es also, wenn im neu angebrochenen Jahrtausend Hörspiele über die Ver- quickung von Geld und Macht geschrieben würden, in denen Profitgier, Schmiergelder, Grössenwahn und Tyrannei gar nicht mehr vorkämen.

Da aber die Welt an sich dual ist und mit allen Gegensätzen auch denjenigen von Gut und Böse beinhaltet, ist anzunehmen, dass das Spiel von Geld und Macht in all seinen Facetten auf der Weltbühne munter weitergespielt wird. Mit dem besonderen Reiz, dass wir, was die Geschichte der Gegenwart betrifft, an diesem Spiel sowohl als Zuschauer wie auch als Teil des Stückes teilnehmen ...

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