Über Geld hinaus I: «Gutes» Geld
Jeder Wunsch und Versuch, «über Geld hinaus» zu denken, stösst auf eine allergrösste Schwierigkeit: dass jeder unserer Gedanken bereits auf Geld geeicht ist. Wir kennen die Welt so sehr nur geprägt durch das Geld, uns sind die Formen, in die es alles zwingt, so unendlich vertraut, sie sind so mächtig und wir waren alle von klein auf so nachdrücklich gezwungen, sie uns zu eigen zu machen, dass es unserem Denken fast ebenso unmöglich ist, eine Welt jenseits des Geldes zu imaginieren wie eine Welt jenseits von Raum und Zeit. Die Gedankenspielereien mit Zeitreisen und x Parallel-Universen sind ein Klacks gegen das, was dem Denken auch nur eine einzige ohne Geld existierende Welt abverlangt.
«Über das Geld hinaus denken»
Das führt vorweg dazu, dass die Gedanken, wie es anders und wie es gut gehen könnte, meist unmittelbar beim Geld Halt machen: Die meisten machen sich Gedanken um das Geld. Auslöser sind dafür die Krisen, in die das Geld regelmässig gerät und die derzeit heftiger und nachhaltiger geraten sind als sonst. Kritik an den Geldverhältnissen, die von den Krisen ausgehen, versteigen sich daher allenfalls zu dem Wunsch, das Geld möge ordentlich funktionieren, krisenfrei. Es wäre schon alles gut, wenn nur die Banken besser kontrolliert, die richtigen Finanztransaktionen besteuert oder die passenden Leute gefeuert würden. Oder aber: wenn die Leute weniger oder das Richtige kaufen würden, in den richtigen Läden, aus den richtigen Ländern und zu den richtigen Preisen.
Geld nach eigenen Wünschen ausmalen
Andere versuchen der Tatsache, dass es nicht gut geht mit dem Geld, beizukommen, indem sie sich ein Geld nach ihren Wünschen ausmalen, Geld, das bestimmte schlechte Eigenschaften ablegen und nur die gedachten guten Eigenschaften behalten würde. Da soll die passende Steuer das Richtige bewirken, eine dekretierte Abschaffung von Zins oder die trickreich ausgetüftelte Behinderung von spekulativem Mehrwert. Dass das Geld, das sie dabei als Gedankenkonstrukt optimieren, Teil eines Systems ist, dessen Geltung sie darin als weiterhin intakt voraussetzen, entgeht ihnen dabei jedoch regelmässig. Und dieses System verträgt sich – zum Beispiel – keinesfalls mit einem gebremsten Mehrwert.
Regionalwährungen und Tauschkreise
Die vielfach bereits realisierten Versuche, ein «anderes» Geld zu schaffen, greifen ein wenig weiter aus. In Regionalwährungen funktioniert Geld tatsächlich anders als das herrschende. Tauschkreise gehen etwa mit Zeitstunden als Währung um und beginnen so damit, das Denken in Äquivalenten zwar nicht aufzugeben, es aber vom Profitinteresse zu lösen. Und für die Befreiung der Menschen von der Not, um das Geld fürs Überleben bangen zu müssen, gibt es seit einiger Zeit bereits die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens – allerdings: in Geld. Und das hiesse weiterhin in Abhängigkeit vom Geldsystem und von dessen Funktionieren.