Geld und Tausch III: Markt
Es muss historisch überhaupt erst dazu kommen, dass Menschen etwas kaufen, nämlich einander etwas verkaufen und abkaufen müssen und können. In allen frühen Gemeinwesen verläuft die Versorgung zunächst grundsätzlich über die persönlichen Verbindungen und hierarchischen Abhängigkeiten der Menschen, also völlig ohne die Vermittlung von etwas wie Geld. Und bei dieser Art der Versorgung bleibt es zunächst auch dann, wenn Geld aufkommt, wenn also bestimmte Dinge – am augenscheinlichsten die Münzen, aber nicht nur sie – als Tauschmittel verwendet werden. Die Gelegenheiten und vor allem die Notwendigkeit dazu, Dinge auf diese Weise zum Kauf zu verwenden, ergeben sich für sehr lange Zeit nur eingeschränkt. Wenn solche Gelegenheiten zu festen Einrichtungen werden, sind es lokale Märkte: eine Veranstaltung mit ein paar Buden, zeitlich streng begrenzt und mit einem streng begrenzten Angebot an Waren. Und auf diesen lokalen Märkten konnte zwar vorgeschrieben sein, mit dem jeweiligen Tauschmittel zu bezahlen, in der Regel aber konnten auch andere Dinge von entsprechendem Wert zur Zahlung dienen.
Entstehung der Marktwirtschaft im 16. Jahrhundert
Erst gegen Ende des sogenannten langen 16. Jahrhunderts kommt es im westlichen Europa durch überregionale Messen, ein dichter werdendes Handelsnetz und vor allem durch einen strikt geldvermittelten Warenverkehr zwischen den Städten und ihrem Umland zum Übergang solcher lokalen Märkte in einen gemeinsamen Markt. Diese Einrichtung, die dann der Marktwirtschaft ihren Namen gibt, erwächst nicht naturnotwendig aus der Verwendung eines Tauschmittels, also von Geld. Sondern umgekehrt: Sie ist es, aus der sich die Verwendung von Geld als universalem Tauschmittel ergibt, die Verwandlung eines bis dahin stets eingeschränkt verwendeten Geldes zu dem Geld, das von da an erst die Welt regiert.
Geld und Waren werden weltweit vermittelt
Der Markt, anders als die Marktstände von einst, vermittelt nicht mehr nur handfestes Gut gegen handfeste Bezahlung, sondern vermittelt, soweit er nur reicht, grundsätzlich alles in Form von Geld und Waren. Heutzutage: weltweit. Was einer hier zu verkaufen hat, steht in Konkurrenz mit allem, was einer irgendwo sonst verkaufen will. Die Möglichkeit, hier Gewinn zu machen, hängt von den Potenzen ab, die dazu noch irgendwo anderweitig bestehen. Elend oder Wohlfahrt der Völker hängt davon ab, wie sich die Geschäfte, die sich unter der Ägide ihrer Staaten vollziehen, im Vergleich mit den Geschäften schlagen, die in jedem nur erdenklichen anderen Staat gemacht werden. Der Wert ihres Nationalgeldes kann davon abhängen, wie robust die emittierende Nation in allen anderen Teilen der Welt die passenden Verhältnisse durchsetzen kann. Und so fort.
Vermittlung alles dessen und Vermittlung solcher Art ist der Markt.