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Von Bauernbefreiung, Proletarierelend und Nihilisten: Zar Alexander II. (1818–1881) modernisierte Russland in schwierigen Zeiten und bezahlte dafür mit dem Leben

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Terrorismus ist keine neue Erfindung. In der 2. Hälfte des 19. Jh. wurde der politische Mord zu einem verbreiteten Mittel. Auf Zar Alexander II. wurden fünf Attentate ausgeübt, ehe ihn das letzte das Leben kostete. Seine Geschichte erzählt der Podcast.


Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Welt des Geldes. Heute machen wir Halt in Russland. Wir befinden uns im Jahr 1881 nach Christus.

 

Wenige Herrscher haben mehr für die Freiheit und den Wohlstand ihres Volkes getan als der russische Zar Alexander II.

 

Alexander wurde 1818 geboren. 1855 folgte er seinem Vater auf den Thron. Für Russland war es eine schlimme Zeit.

 

Russland hatte sich in den Krimkrieg verwickeln lassen. An der Schwarzmeerküste kämpfte es gegen Großbritannien und Frankreich, die das Osmanischen Reich unterstützten. Der Krimkrieg brachte an den Tag, was die russische Elite schon längst behauptet hatte: Russland war hoffnungslos unterentwickelt. Es hatte den industrialisierten Großmächten nichts entgegenzusetzen.

 

Alexander II. machte sich an die Arbeit. 1861 erließ er ein Gesetz, das den leibeigenen Bauern das freie Bürgerrecht schenkte. Er erneuerte das Bildungswesen und das Strafrecht. Er schaffte die Körperstrafen ab und reformierte die Verwaltung. Und natürlich unterstützte Alexander II. alle Unternehmer, die bereit waren, Russland zu industrialisieren.

 

Sie kamen gerne, denn die Bauernbefreiung lieferte ihnen billige Arbeitskräfte. Viele ehemals Leibeigene zogen aus ihren Dörfern in die Städte und suchten andere, besser bezahlte Arbeit. Doch ein neues Elend löste das alte ab.

 

Viele Menschen verloren ihre Wurzeln. In der Stadt gab es keine schützende Dorfgemeinschaft, die in den schlimmsten Notlagen helfen konnte. Hunger, Kälte, Krankheiten - wer nicht zu den wirtschaftlichen Gewinnern gehörte, lebte am Existenzminimum. Viele idealistische Menschen waren entsetzt über die Folgen der Bauernbefreiung. Sie gaben dem Staat die Schuld, einem Staat, der nur die Reichen und Mächtigen unterstützte.

 

Autorität, das schien das große Problem zu sein. Dabei hatte noch keine russische Regierung ihren Dichtern und Denkern so große Freiheiten eingeräumt. Nur deshalb konnte eine solch große Widerstandsbewegung entstehen. Ihre Mitglieder nannte man bald nach einem Roman von Iwan Turgenjew Nihilisten. Der schrieb über diesen Menschenschlag: „Ein Nihilist ist ein Mensch, der sich vor keiner Autorität beugt, keinen Grundsatz anerkennt, und sollte derselbe auch noch so verbreitet sein.“

 

Die meisten Nihilisten lehnten jede gewaltsame Veränderung vehement ab. Doch natürlich gab es auch unter ihnen Extremisten.

 

Das erste Attentat auf den Zaren fand am 4. April 1866 statt. Ein russischer Student richtete die Waffe auf den Zaren, um zu schießen, aber ein zufällig dazugekommener Bauer schlug ihm die Waffe aus der Hand. Der Zar kam ohne körperliche Verletzungen davon. Doch sein Wille zur Reform war damit gebrochen. Alexander suchte nicht mehr nach Versöhnung. Er entfremdete sich seinem Volk.

 

Das zweite Attentat fand in Paris statt. Wieder blieb der Zar unverletzt, anders als viele Beamte und Würdenträger in Russland. Über Petersburg und Moskau schlug eine Welle des Terrorismus zusammen, die unzählige Menschen das Leben kostete. Auch der Zar blieb im Visier. Er überlebte zwei weitere Attentate. Erst das fünfte war das letzte und kostete ihn das Leben.

 

Natürlich wurde damit nichts besser. Auf Alexander II. folgte sein Sohn Alexander III. Der schwor sich, die liberale Bewegung zu vernichten. Natürlich gelang ihm dies nicht.

 

Die Unterdrückung wurde zum Alltag. Damit war ein weiterer Schritt hin zur Russischen Revolution getan. Doch auch die konnte das Schicksal der Armen und Machtlosen nicht wirklich verbessern.

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