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Elefanten und der Ozean: für eine bessere und intelligentere Zukunft unserer Meere

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Adam Sweidan, Synchronicity Earth Foundation
Adam Sweidan, Synchronicity Earth Foundation

Der Schwarze Elefant ist ein Ereignis, das absolut vorhersehbar ist, dessen Ursachen aber ausgeblendet werden – bis es eintritt. Unsere Ozeane sind ein «schwarzer Elefant».

Adam Sweidan, Chairman Synchronicity Earth Foundation

Vor kurzem stiess ich auf den Begriff des «Schwarzen Elefanten» – eine Verbindung von zwei Metaphern: Der «Elefant im Raum» (ein Thema, das offenkundig wichtig ist, das aber doch niemand ansprechen möchte) und «Der schwarze Schwan» (ein völlig unerwartetes Ereignis mit enormen Auswirkungen). Der Schwarze Elefant ist also ein Ereignis, das absolut vorhersehbar ist, dessen Ursachen aber ausgeblendet werden – bis es eintritt. Dann wird es als Schwarzer Schwan bezeichnet.

Die Gesundheit der Meere ist ein Schwarzer Elefant. Die gemeinsamen Auswirkungen von Überfischung, Verlust von Lebensraum, Ozeanübersäuerung und Umweltverschmutzung stellen eine klare und gegenwärtige Gefahr für das Leben auf der Erde dar. Die wissenschaftlichen Daten sind unmissverständlich. Der sich immer schneller verschlechternde Zustand der Meeresökosysteme ist eine unserer grössten Herausforderungen. Glücklicherweise ist sie auch eine der am einfachsten zu lösenden.

Wir müssen die Ozeane in einem neuen Licht betrachten

Ein Fischfangschiff im Meer

Als ersten Schritt müssen wir ein neues Verständnis des Meeres entwicklen. Es muss in erster Linie als ein lebendiger Organismus begriffen werden. Alle Meeresbewohner tragen zu seinem Funktionieren bei. Ihr Verlust und Zurückgehen beeinträchtigt die Fähigkeit des Meeres, die essentiellen Bausteine des Lebens zu garantieren – Sauerstoff, Süsswasser, Nährstoffkleislauf und Klimaregulierung. Ohne diese Bausteine hätten wir weder Nahrung noch Süsswasser und würden jetzt schon einen unkontrollierbaren Klimawandel erleben.

Derzeit betrachten wir das Meer vor allem als wirtschaftliche Ressource, behandeln es wie eine Müllkippe, einen Ort der Ausbeutung und unerschöpfbares Abbaugebiet. Doch könnte diese Art der «Betrachtung» kurzsichtiger nicht sein.

Im Gegensatz zu natürlichen Ökosystemen sind Wirtschafts- und Finanzsysteme nicht-reale und vergängliche menschliche Konstrukte. Sie wandeln sich ständig aufgrund von Marktversagen, menschlichem Eigeninteresse sowie geopolitischen und technologischen Änderungen. Die aktuelle, vorherrschende Form der freien Marktwirtschaft untergräbt die natürliche Grundlage, die benötigt wird, um die Bedürfnisse und Rechte der derzeit sieben Milliarden Menschen auf der Erde zu befriedigen.

Selbst aus der Sicht des freien Marktkapitalismus ergeben die beschleunigte Ausplünderung und Vergiftung der Meere wirtschaftlich keinen Sinn: Das Rendite/Risiko-Verhältnis ist ausgesprochen ungünstig. Die meisten Nationalstaaten sind derart überschuldet, dass sie Sparmassnahmen erwägen, die negative soziale und politische Auswirkungen haben. Was für einen Sinn hat es vor diesem Hintergrund, Fischereibeihilfen zu zahlen, wenn damit immer zerstörerischere Praktiken unterstützt werden?

Das zentrale Element des von mir vorgschlagenenen Umdenkens ist das Bewusstsein, dass es unsere Pflicht ist, die Meeresresourcen zu schützen und zu erhalten und sie mit Respekt zu behandeln, zum Überleben als auch zum langfristigen Nutzen des gesamten Planeten und, vor allem, seiner am stärksten benachteiligten Bewohner. 

 

Selbst aus der Sicht des freien Marktkapitalismus ergeben die beschleunigte Ausplünderung und Vergiftung der Meere wirtschaftlich keinen Sinn: Das Rendite/Risiko-Verhältnis ist ausgesprochen ungünstig.

Wir müssen in Sachen Umweltzerstörung dringend einen Waffenstillstand ausrufen.

Ein Fisch: Schutz der Meeresbewohner fördern

In einer höher entwickelten Welt wären zerstörerische Praktiken der Fischerei und Rohstoffgewinnung verboten. In der Welt, in der wir heute leben, werden dagegen Regulierungsversuche allenthalben blockiert.

Dennoch gibt es eine Reihe möglicher Massnahmen zur Risikominderung:

  • 1. Es ist im Interesse jeder Nation, Nutzungsgebühren auf ihre Gewässer zu erheben, die (gemäss der tatsächlichen Kosten der Ressourcengewinnung) den Einsatz von Technologien berechnen, die mehr Ähnlichkeit mit Krieg haben als mit etwas, was entfernt an Fischerei erinnert. Die unerschwinglich hohen Gebühren für eine zerstörerische Ausrüstung, für Beifang und Überfischung würden solche Praktiken weniger lukrativ werden lassen; Geld aus weniger invasiver Fischerei könnte für den Schutz der Ökosysteme verwendet werden.
  • 2. Gleichermassen könnten Unternehmen, die für ein paar Monatserträge an Mineralien sehr empfindliche und seltene Ökosysteme am Meeresboden nutzen wollen, gemäss der tatsächlichen Kosten der Ressourcengewinnung Lizenzgebühren berechnet werden, die die benötigten Rücklagen zur Behebung von Schäden stellen. Auch könnten sie zur Zahlung von Strafen verurteilt werden für sämtliche durch sie verursachten Zerstörungen. Dies würde grossangelegte schädigende Gewinnungsmethoden am Meeresboden unattraktiv machen und den Fokus wieder auf die Wiederverwendung und das Recycling rarer Erden und anderer mineralischer Rohstoffe richten.
  • 3. Für die weltweit ärmsten Küstengemeinden bietet ein anders gelagerter Schutz von Ökysystemen viele wirtschaftliche und soziale Vorteile. Ein typischer Fall ist der Indische Ozean, wo lokal verwaltete Meeresbereiche eingerichtet wurden, wodurch die mittelständige Fischerei ihre Fänge vervierfacht und ihr Einkommen verdoppelt hat.
  • 4. Im derzeitigen globalen wirtschaftlichen Klima, wo ausländische Hilfe kritisch gesehen wird, wäre es eine wirklich kostengünstige Massnahme, jegliche Gewinnung in den Meeren einzustellen – und Massnahmen zu deren Schutz zu unterstützen –, um so die Armut zu lindern und die Kerninfrastruktur des Planeten zu stärken. Dies könnte für die Eigenkapitalgenerierung für die ärmeren Völker hilfreicher sein als jede andere Einzelmassnahme.
  • 5. Für die Hochsee und den Meeresboden (Bereiche, die nicht unter nationaler Gerichtsbarkeit stehen) könnte ein neues internationales Abkommen auf der Grundlage der Public Trust Doctrine zu einem neuen Umgang führen, der auf Verantwortung und Verwaltung fusst. Damit könnte ein umfassendes Netz von Meeregebieten geschaffen werden, die vor Fischerei oder Abbau geschützt sind, und das Management aller menschlicher Akitvitäten verbessert werden. Der Schutz und die Durchsetzung dieses Trust könnten den Verlust an Arbeitsplätzen kompensieren, der aus den strukturellen Veränderungen infolge eines vernünftigen Meeresmanagement resultiert. Schädigende Subventionen könnten zum globalen Nutzen und gleichzeitiger Unterstützung der betroffenen Einzelpersonen umgeleitet werden. Es wäre nicht schwer, Finanzierungsinstrumente einzusetzen, um Anleihen zu schaffen, mit denen das Kapital aufgebracht wird, das für die Begleitung und Durchsetzung dieses Trust benötigt wird. Schiffe und andere Meeresnutzer könnten zur Zahlung einer Mautgebühr verpflichtet werden, aus deren Rücklauf wiederum Meereskreditinstrumente unterstützt werden könnten.
  • 6. Die gegenwärtigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme KÖNNEN theoretisch die kollektiven Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, händeln. Das Wichtigste ist, Organisationen wie die Vereinten Nationen wieder zu legitimieren und einige mutige, breit angelegte konkrete Aktionen zu starten, an denen die Entrechteten und Verarmten erkennen könnten, dass das derzeitige Wirtschaftssystem nicht nur dem Vorteil einiger weniger Leistungsstarker dient. Politiker können wahre Anführer und Verwalter sein und dem Vorturteil entgegentreten, dass ihre einzige Aufgabe darin besteht, ein System aufrechtzuerhalten, das dem schnellen wirtschaftlichen Gewinn verfallen ist.
Ausbeutung des Meeres stoppen

Haben wir erst einmal umgedacht, werden wir feststellen, dass viele Lösungen für die Schädigung der Meere von führenden Wissenschaftlern und Meereschützern bereits entwickelt wurden. Die Gesundung der Ozeane ist die beste Möglichkeit, die wir haben, um die Zerstörung des Planeten umzukehren. Mit einer Bewusstseinsverschiebung und einer koordinierten Zusammenarbeit auf globaler Ebene können wir diesen Schwarzen Elefanten friedlich aus dem Zimmer geleiten.



Adam Sweidan über die Synchronicity Earth Foundation

Es ist einfach, vorhandene Strukturen und Praktiken zu kritisieren und vor schlimmen Folgen beim Ausbleiben rechtzeitiger korrigierender Massnahmen zu warnen, so wie ich es gerade getan habe. Es ist etwas ganz anderes, tatsächlich etwas tun. Man erinnere sich an Cassandra, die zwar die Gabe der Vorhersage hatte, doch gleichzeitig dazu verdammt war, ungehört zu bleiben. Anders gesagt: Worte sind nur Schall und Rauch.

Was ist also zu tun?

  • Synchronicity Earth will die Schwellen für das finanzielle Engagement für die Umwelt aufheben oder senken und Förderern helfen, ihre Philanthropie zielgerichteter umzusetzen. Wir werden die richtigen Personen und Organisationen finden, damit die Spender sicher sein können, dass ihr Geld mit Augenmass eingesetzt wird und dass ihr Beitrag tatsächlich etwas bewirkt.
  • Wir werden Umweltwissen in die philanthropische Gemeinschaft hineintragen und die Sensibilisierung für den Nutzen der verschiedenen Arten der Intervention und die Protagonisten erhöhen – insbesondere angesichts der schlechten Schlagzeilen in den Nachrichten.
  • Wir werden mit Naturschutzorganisationen zusammenarbeiten und so mit ihnen zusammen mehr erreichen, als sie alleine es könnten – durch die Verbesserung ihrer Fähigkeit und der Stärkung ihrer Netzwerke werden sie so zu mehr als die Summe ihrer Teile.
  • Wir werden die Idee einer besseren und ausgewogeneren Welt befördern.


Als Vorsitzender möchte ich meine Begeisterung und meinen Optimismus ausdrücken über das, was wir uns vorgenommen und was wir bereits erreicht haben. Tief empfundenen Dank sagen wir allen, die uns finanziell unterstützt haben, sowie allen NROs, Beratern und Experten, die uns so viel ihrer Zeit gewidmet und uns mit ihrer Erfahrung und Weisheit geholfen haben.

Wir müssen weiterhin zusammenarbeiten, unablässig, in konzertierter und freigiebiger Manier. Wir freuen uns über eine grösstmögliche Interaktion und laden Sie dazu herzlich ein.

Adam Sweidan, Vorsitzender, Synchronicity Earth

Signet Sunflower Foundation