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Was ist Inflation?

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Was Sie über Inflation wissen sollten

Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, herzlich willkommen bei der Sunflower Foundation!

Heute geht es um Inflation.

Der Begriff «Inflation» leitet sich vom lateinischen Begriff inflare ab – und bedeutet aufblähen.

Inflation wird heutzutage begriffen als ein fortgesetztes Ansteigen der Konsumentenpreise.

Wenn die Preise für zum Beispiel Nahrungsmittel, Kleidung und Hotelübernachtungen im Zeitablauf ansteigen, so spricht man von Inflation.

Gehen die Preise der Konsumgüter im Zeitablauf in die Höhe, so bekommt man immer weniger für sein Geld.

Inflation bedeutet also Kaufkraftschwund des Geldes.

Doch die Sichtweise, die Inflation mittels der Veränderung der Konsumgüterpreise erfassen zu wollen, greift zu kurz.

Die Konsumgüterpreise berücksichtigen nicht alle Preise, die für die Menschen von Bedeutung sind.

So sind in den Konsumgüterpreisen die Preise von «Bestandsgütern» – hierzu zählen zum Beispiel Grundstücke, Häuser, Aktien, aber auch die Kurse von Anleihen – nicht eingerechnet.

Die Menschen wünschen aber nicht nur die Güter des täglichen Konsums zu erwerben, sondern sie wollen auch Güter wie Aktien und Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen erwerben.

In den letzten Jahren war die Inflation der Lebenshaltungskosten in vielen Ländern auf dem Rückzug. Gleichzeitig sind aber die Preise für viele Bestandsgüter stark angestiegen.

Mit anderen Worten: Es hat Vermögenspreisinflation gegeben. Im Ergebnis fiel damit der Geldwertschwund merklich höher aus, als es die offiziellen Lebenshaltungskosten nahelegen.

Die Geldhalter sind folglich über die Jahre ärmer geworden – und zwar ärmer, als es die offiziellen Inflationsstatistiken, die sich auf Konsumgüterpreise beschränken, nahelegen.

Inflation schadet nicht nur den Haltern von Geld. Sie verursacht auch volkswirtschaftliche Kosten.

Wenn Inflation überraschend kommt, wenn sie also nicht richtig vorausgesehen wird, erzwingt sie eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen.

Es verlieren die Sparer und Kreditgeber zu Gunsten der Kreditnehmer.

Auch leiden Gehaltsempfänger bei unerwarteter Inflation. Die Preise steigen nämlich in der Regel schneller an als die Löhne. Arbeitnehmer erleiden dadurch reale Einkommensverluste.

Aber auch dann, wenn die Inflation richtig vorausgesehen wird, verursacht sie Kosten.

So müssen zum Beispiel Preislisten ständig an die gestiegenen Preise angepasst werden. Zudem steigt auch die Steuerlast der Bürger.

Denn bei Inflation steigen die Löhne, die nominalen Einkommen früher oder später an. Weil aber die Grenzsteuersätze bei einer progressiven Einkommensbesteuerung meist nicht entsprechend verringert werden, steigt die reale Besteuerung für die Bürger.

Zudem erschwert Inflation das Wirtschaften.

Bei Inflation wird es zusehends schwieriger, richtige Entscheidungen zu treffen, weil die Inflation die Preise verzerrt. Unternehmen etwa begehen dadurch Fehlinvestitionen, die Wachstum und Beschäftigung schmälern.

Natürlich ist die Inflation auch ethisch-moralisch verwerflich. Denn sie trifft vor allem diejenigen mit geringen Einkommen. Sie sind es, die den Kosten der Inflation meist nur schwer oder gar nicht ausweichen können.  

Das Gesagte führt zur Frage: Woher kommt die Inflation? Auf diese Frage gibt es eine eindeutige Antwort: Inflation ist immer und überall monetäres Phänomen.

Steigt die Geldmenge in einer Volkswirtschaft, und steigt sie schneller als die Güterangebot, so steigen früher oder später auch die Preise – seien es die Preise für die Güter des täglichen Bedarfs oder die Preise für Bestandsgüter, also zum Beispiel Aktien und Grundstücke.

Dass die Güterpreise in einer Volkswirtschaft dauerhaft ansteigen, ohne dass dies mit einer Geldmengenausweitung einherginge, ist nicht möglich. Und doch werden immer wieder andere, nicht-monetäre Begründungen vorgebracht, um inflationäre Entwicklungen zu erklären.

So wirft man zum Beispiel Gewerkschaften vor, sie setzten zu hohe Löhne durch, die dann die Preise ansteigen liessen. Oder Unternehmen würden ihre Produktpreise übergebührlich anziehen, so dass alle Preise nachfolgend steigen. Oder die Schuldzuweisung wird an die ölproduzierenden Länder gerichtet: Ihre Ölpreisanhebungen seien verantwortlich für Inflation.

Doch alle diese Erklärungen sind nicht stichhaltig, lenken nur von der eigentlichen Ursache der Inflation ab: Und die ist in der Ausweitung der Geldmenge zu finden.

Wenn die Ursache der Inflation die Geldmengenausweitung ist, so lässt sich auch die Ursache der Inflation eindeutig benennen: die staatliche Zentralbank.

In allen entwickelten Volkswirtschaften der Welt haben heutzutage die staatlichen Zentralbanken das Monopol der Geldschaffung inne. Sie bestimmen damit die Höhe der Geldmenge. Folglich sind es sie, die für die Geldentwertung, für Inflation, die Verantwortung tragen.

Das Gesagte lässt sich wie folgt zusammenfassen: Inflation, der chronische Kaufkraftschwund des Geldes, ist immer und überall ein gesellschaftliches Übel. Sie ist Ergebnis der staatlichen Hoheit über die Geldschaffung. Die staatlichen Zentralbanken bekämpfen nicht etwa die Inflation, sie verursachen sie.

Der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und spätere deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard schrieb daher treffend: «Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen.»

Über den Vortragenden Thorsten Polleit

Thorsten Polleit wurde 1967 in Münster geboren und studierte von 1988 bis 1993 Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, an der er 1995 bei Manfred Borchert (Geld und Währung) promovierte.

Von 1997 bis 2000 arbeitete er für ABN AMRO, danach bis 2012 für Barclays Capital. Im April 2012 wechselte er als Chefvolkswirt zur 2010 gegründeten Goldhandelsfirma Degussa Goldhandel GmbH.

2003 erhielt er einen Ruf als Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an die Frankfurt School of Finance & Management. Er gibt zudem Vorlesungen an den Universitäten Duisburg-Essen und Bayreuth. Seine Lehr-, Interessen- und Forschungsschwerpunkte sind Kapitalmarkttheorie, Geldpolitik und -theorie und insbesondere die Österreichische Schule der Nationalökonomie.

Er ist, zusammen mit Matthias Riechert, Gründungsmitglied und Partner von Polleit & Riechert Investment Management LLP. Thorsten Polleit schreibt seit 1998 regelmässig für verschiedene internationale Zeitungen und spricht auf Konferenzen. Er ist Mitglied verschiedener Verbände, Institutionen und Forschungseinrichtungen.

 

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